Wie lässt sich ein Denker des Heterogenen einpassen in eine Überblicksdarstellung, die entsprechend ihrer Ziel- setzung Disparitäten und Paradoxien eher unterschlagen muss, als sie zu akzentuieren? Hielte man sich an Deleuzes eigene Anweisungen, dann müsste man mittendrin an- fangen, weniger erklären und intensiver wiederholen, das Befremdliche ins noch Befremdlichere rücken. Michaela Ott nähert sich der {OCLCbr#BB}Begriffsperson" Deleuze, indem sie das unter diesem Namen konstruierte Denkfeld in der Be- wegung seiner Lektüren, in der Wiederholung und Diffe- renzierung von Grundannahmen und Wertsetzungen nachzeichnet und zeigt, wie Deleuze in das Feld philoso- phischer Begriffsentfaltung nach und nach Denkpläne literarischer Texte und semiotischer Analysen von Malerei und Film {OCLCbr#BB}einfaltet"
Michaela Ottová Bücher







In der ersten Amtszeit Mitterrands erfuhr das französische Fernsehen einschneidende Strukturreformen: Der Staat verzichtete auf sein Rundfunkmonopol und ließ private Fernsehsender zu, selbst die staatliche Fernsehanstalt TF 1 wurde an ein privates Unternehmerkonsortium verkauft. Die vorliegende Arbeit verschafft einen Überblick über die mit diesem Liberalisierungsprozeß verbundenen Entwicklungen sowohl im kulturellen und wirtschaftlichen als auch im politischen Bereich und bietet somit eine umfassende Bestandsaufnahme der französischen Medienlandschaft zum Beginn der neunziger Jahre. Dabei wird die französische Medienpolitik nicht nur in ihrem nationalen Kontext analysiert, sondern auch in ihrem Anspruch auf eine Vorbildrolle innerhalb der Europäischen Gemeinschaft überprüft.
Von dualistischen zu dividuellen Kulturkonzepten
From dualistic to dividual concepts of culture
Das Buch diskutiert aus (post)kolonialer Sicht zeitgenössische Verschiebungen kultureller Praktiken und Verständnisse im Französisch-Afrikanisch-Antillanischen Raum und plädiert für den Begriff der dividuellen Kompositkultur, der imstande ist, das globalisierte Ineinander der kulturellen Hervorbringungen zu erforschen.
Welches Außen des Denkens?
Französische Theorien in (post)kolonialer Kritik
›Das Denken des Außen‹ ist ein zentraler Anspruch der französischen Theorien der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der zur epistemologisch-ethischen Selbstverpflichtung aufruft. Dieser Appell fordert dazu auf, sich dem ›A/andere‹ zu öffnen und die Grenzen des Denkbaren zu überschreiten. Der Ansatz zeigt sich in der Kritik der Autorposition, dem Sprechenlassen von Materialien, diskursiven Selbstentmächtigungen und der Verzeitlichung des Strukturalen. Trotz der Wagemutigkeit dieser Ansätze wird jedoch eine entscheidende Dimension übersehen: die anderskulturellen Personen und deren Einfluss in Frankreich sowie die zunehmende Heterogenisierung des Landes. Die Schrift hinterfragt die methodische Farbenblindheit und Taubheit des philosophischen Denkens und sucht nach Stimmen, die gehört werden sollten. Sie bietet einen historischen Überblick über die französische Theoriebildung von 1944 bis heute, beleuchtet methodische Umbrüche und die oft schwer nachvollziehbare Ausblendung von Alteritäten, die im Diskurs eine zentrale Rolle spielen. Zudem wird nach Arten des ›Übersehens‹ in der zeitgenössischen Theorie gefragt und nach der Notwendigkeit, leichtfertig verabschiedete Begriffe wieder einzuführen.
Dividuationen
Theorien der Teilhabe
Die Begriffe Individuum, Individualität: Sind sie noch, waren sie jemals erkenntnisträchtig? In einer historischen Re konstruktion zeigt Michaela Ott, in welchen philosophischen Zusammenhängen diese Begriffe eingesetzt und entwickelt worden sind. Vor allem aber erörtert sie, ob angesichts zeitgenössischer medialer Praktiken und Beobachtungsweisen die menschlichen Einzelnen noch als ›ungeteilt‹ verstanden werden können. // Ihr Vorschlag lautet, die vielfältigen bio- und soziotechnologischen Teilhaben und Vereinnahmungen – in Weiterführung von Spinoza, Simondon und Deleuze – als Arten der ›Dividuation‹ zu begreifen, aber auch wissenschaftliche Taxonomien, gesellschaftliche Prozesse und künstlerische Praktiken als ›dividuelle‹ Vorgänge zu konzipieren. Das Buch fordert uns heraus, die Verschränkungs- und Wendepunkte zwischen emanzipatorischen und nichtemanzipatorischen Logiken der ›Dividuierung‹ zu erfassen.
Dunkelverhältnisse
- 65 Seiten
- 3 Lesestunden
„Angesichts der Tatsache, dass wir heute weniger mit Unsichtbarkeit konfrontiert sind als mit einem von Bildern und Tönen gesättigten Feld, das uns Sichtbarkeiten aufzwingt und keine Lücken für Ungesehenes lässt, gilt es, raffinierte ästhetische Taktiken zu erfinden, zu denen möglicherweise Arten der Abschattung und Verdunkelung gehören. Denn um das verborgene und unsichtbare Wirkliche zu evozieren, muss die Aktualisierungstaktik dem gegebenen Sichtbaren mit Verfahren der Schematisierung oder Abstrahierung, der Wegnahme oder Herabminderung, der Verunschärfung oder Entfigurierung begegnen, wie sie von den modernen Künsten denn auch in Einsatz gebracht werden.“ Michaela Ott, Dunkelverhältnisse, S. 14
Theorien zum Affektiven haben in der zeitgenössischen Kulturwissenschaft Konjunktur. Allerdings huldigen sie teilweise einem unkritischen Verständnis des Affekts, das die historische Vieldeutigkeit des Begriffs reduziert und kurzschlüssige Deutungen vitaler Prozesse etabliert. Die hier vorgelegte systematische und historische Betrachtung sucht diesem Defizit zu begegnen. Unter Betonung des Terminus der „Affizierung“ – als Übersetzung von „affection“ (frz./engl.) und Variante von „Affektion“ – zeigt sie eine differenzielle Neubelebung der Begriffsgeschichte an: Im Sinne der Dekonstruktion überkommener Affektklassifikationen, wie sie seit Aristoteles tradiert worden sind, betont sie das Prozessuale und Vielfältige des Affizierungsvorgangs und profiliert ihn als Konstitutions-, Verbindungs- und Artikulationsprozess auf verschiedenen Ebenen. Zusammen mit der Phänomenologie und dem Poststrukturalismus plausibilisiert sie Affizierung als primäre, nicht beobachtbare, aber aus ihren Wirkungen zu erschließende disjunktive Synthese, die zur Erklärung von Phylo- und Ontogenesen, von organischen Anpassungs- und Entfaltungsprozessen, von Subjektkonstitutionen und weitergehenden Sozialkohäsionen, von Sympathiebekundungen und empathischen Denkprozessen, von medialen Interaktionen und nicht zuletzt von Affektartikulationen der Kunst unabdingbar erscheint.