Das im Grunde schon über jedes Lob erhabene, 1950 erstmals erschienene Standardwerk zur Kunstgeschichte erscheint in der 16. Ausgabe. Die komplizierte Editionsgerschichte des vielübersetzten Werkes mit Direktübersetzungen der englischen Ausgabe ( BA 1/79, 382) und um deutsche Künstler ergänzte Ausgaben (eine solche wurde zuletzt besprochen: BA 4/87) führte zu einem Bruch in der Auflagenzählung. Hier handelt es sich um die neueste Ausgabe, 1995 im englischen Original erschienen, direkt (von Gombrich selbst) übersetzt, wobei die Ergänzungen der letztbesprochenen Ausgabe zum Teil wegfielen. Dies wird mehr als wettgemacht durch die Erweiterungen und Aktualisierungen im Text und in der Bibliographie und das weiter verbesserte und vergrößerte Bildmaterial (mehrere Ausklapptafeln). Wer es sich nur irgend leisten kann, sollte die Neuausgabe anschaffen, auf jeden Fall gehört eine nicht zu alte Ausgabe des Titels zum Grundbestand. (1 J,S).
Ernst Gombrich Bücher







„Wie seine Zeitgenossen hatte Aby Warburg eine persönliche Vorliebe für die Florentiner Meister der Frührenaissance, er respektierte die einsame Kunst eines Rembrandts und begrüßte den Kampf der Moderne gegen die philiströse Salonkunst, aber er stellte dabei nie die überkommenen Wertmaßstäbe in Frage, die auch schon der Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts eigen waren. Gerade weil Warburg diese Auffassung nicht nur teilte, sondern bitter ernst nahm, erscheint er uns im Rückblick so prophetisch. Haben wir doch, wie er, den Durchbruch des Irrationalen mit all seinen schrecklichen Folgen schaudernd erlebt. Er wäre aber nicht der erste bedeutende Mensch, der zu seiner Zeit sprechen konnte, weil er die gültigen Überzeugungen der Vergangenheit nicht zum alten Eisen warf, sondern in die geänderte Lage hinüberrettete. Er vollzog diese Umschmelzung im Feuer seiner eigenen seelischen Leiden und Leidenschaften.“ Ernst H. Gombrich Gombrichs Buch ist eine „intellektuelle Biografie“ nicht nur in dem Sinne, dass sie den geistigen Werdegang Aby Warburgs schildert, sondern auch als biografische Spiegelung einer zentralen intellektuellen Problematik der ersten Jahrzehnte dieses Jahrhunderts, in denen der Zusammenbruch der überlieferten Deutungsschemata der europäischen Geistesgeschichte unübersehbar wurde.
Kleine Ausgabe Broschiertes Buch Eines der berühmtesten und populärsten Bücher, das je über Kunst geschrieben wurde; erscheint jetzt in einer hochwertigen, handlichen Edition. Liebevoll und hochwertig gestaltet: Auf Bibelpapier gedruckt, mit zwei Lesebändchen und in Seidenpapier eingeschlagen. Das klare Design dieser Kleinen Ausgabe spricht Studenten genauso an wie Buchliebhaber und alle, die einen Klassiker verschenken möchten.
In der Kunstgeschichtsschreibung wird der Begriff des Fortschritts gerne vermieden. Gombrich stellte zu Beginn der siebziger Jahre die Krise des Fortschrittsglaubens ins Zentrum seiner Betrachtung, mit dem Ziel, die verschiedenen Auffassungen des Fortschrittbegriffs zu entwirren. Er beschreibt hierbei zwei Pole: den „Primitivismus„, der nach allgemeingültiger Wahrheit sucht, und den „Modernismus“, der in fortschreitender Bewegung nur das jeweils Neueste gelten lassen will. In Kunst und Fortschritt spricht sich Gombrich gegen einen unkritischen Fortschrittsglauben aus und fordert die Prüfung des jeweils gültigen Fortschrittsbegriffs immer wieder aufs Neue – eine Forderung die seit dem 11. September 2001 aktueller ist als je zuvor. In der zweiten Hälfte der sechziger und den frühen siebziger Jahre, im Zuge eines sich insgesamt wandelnden geistigen und politischen Klimas in Deutschland forcierte der DuMont Verlag durch Herausgabe einiger ihrer wichtigsten Werke die publizistische Repatriierung und Rehabilitierung der 1933 zur Emigration gezwungenen Kunstwissenschaftler. Eine vernunftgeleitete, den Axiomen eines konsequenten Aufklärungsdenkens verpflichtete Schule, die im angelsächsischen Raum bereits wichtige Impulse gegeben hatte, kam nun auch in Deutschland wieder zu ihrem Recht.
Ernst H. Gombrich, einem der herausragendsten Gelehrten des 20. Jahrhunderts, gelang das Unmögliche: auf 360 Seiten die Geschichte der Menschheit prägnant und überzeugend zu schildern. 1935, im Alter von nur 25 Jahren, wagte er sich daran, eine Weltgeschichte für junge Leser zu schreiben. Ohne jemals langatmig zu werden, schildert er bildreich, spannend und mit einem aufmerksamen Blick fürs Detail die komplizierte Entwicklung der Menschheit von der Steinzeit bis zum Ersten Weltkrieg. Ihm gelingt der große Bogen, ohne die Komplexität der historischen Geschehnisse auszublenden oder zu banalisieren. Dadurch beschert das Buch dem jungen wie alten Leser etwas Einzigartiges: Nach der Lektüre kann er die großen Ereignisse der Vergangenheit in einem Zug erfassen, unser meist ausschnitthaftes Wissen von Geschichte bekommt bei Gombrich endlich einen roten Faden.



