Neonlicht gilt als kalt und anonym. Seine Geschichte aber eröffnet faszinierende Facetten von Stadt- und Populärkultur. Zwischen den Weltkriegen brachten Leuchtreklamen Eleganz und Vitalität in die Metropolen. In den 1950er Jahren verwandelten pulsierende Spektakel das Wüstenörtchen Las Vegas. Heute glimmt Lichtkunst in Museen und Galerien. Literaten, Filmemacher und Fotografen ließen sich vom Glimmen und Flackern anlocken und machten Neon zur Metapher der Moderne. Und doch ist die Geschichte des Neonlichts immer auch eine Geschichte der Erfolgslosigkeit: Nur wenige Jahrzehnte nach ihrer Erfindung galt die Werbetechnik als veraltet und war bald typisch für die Problemviertel der Stadt. Flackernde Moderne erzählt auch vom Niedergang einer Beleuchtungstechnik, den nur ihre leidenschaftlichsten Liebhaber aufhalten konnten.
Christoph Ribbat Bücher







Im Restaurant wird nie nur gegessen. Seit im Paris des 18. Jahrhunderts die ersten »restaurierenden« Etablissements eröffneten, geht es im Lokal immer auch ums Sehen und Gesehen-Werden, um das Zeigen von Stil und Distinktion – und um das Gefühl, bei Fremden und doch zu Hause zu sein. Die ungeduldigen Gäste halten das Personal mit ihren Extrawünschen auf Trab. Doch es sind die Kellnerinnen, Ober und Köche, die das Geschehen insgeheim kontrollieren und den Herrschaften bisweilen buchstäblich in die Suppe spucken. In der Küche, an der Theke, bei Tisch kollidieren Genuss und Schwerstarbeit, Eleganz und Ausbeutung, kulturelle Diversität und Rassismus. Ob edel oder schmuddelig: Restaurants sind ein Spiegel der Gesellschaft. Christoph Ribbat montiert die packenden gastronomischen Erfahrungen von Küchenarbeitern und Kochgenies, Kellnerinnen und Philosophen, Feinschmeckern und Soziologinnen. Er blickt hinter die Kulissen und spannt dabei den Bogen von den ersten Pariser Gourmettempeln über den Aufstieg des Fast Food bis zu den innovativsten Köchen unserer Zeit. Doch er präsentiert nicht nur eine kosmopolitische Geschichte des Restaurants, sondern auch ein temporeiches Erzählexperiment zwischen Kulturwissenschaft und Doku-Roman.
Im Fokus steht die Welle religiöser Erregung in Deutschland zwischen 1880 und 1914, die aus England und den USA ihren Ursprung nahm. Die Heilsarmee und die Pfingstbewegung prägten das gesellschaftliche Leben, während das Bürgertum diese Phänomene als fremd und abwegig empfand. Ribbat beleuchtet in seiner Sozial- und Kulturgeschichte die Dynamik zwischen den religiösen Schwärmern und ihren Kritikern, zeigt auf, wie diese Bewegungen als Ausdruck von Aufbegehren, Kreativität und Selbstbewusstsein in einer sich wandelnden Gesellschaft fungierten.
Die Atemlehrerin
Wie Carola Spitz aus Berlin floh und die Achtsamkeit nach New York mitnahm
Eine Dame mit leichtem deutschen Akzent unterrichtet Achtsamkeit in New York City: wie man bewusst atmet, den Körper erspürt und den Stress der Großstadt überlebt. Ihr Studio ist ein Geheimtipp für Sängerinnen, Tänzerinnen und verkrampfte Büromenschen. Ihre Schülerinnen meinen, sie sei ganz und gar entspannt. Aber ihre eigene, schmerzhafte Vergangenheit hält sie vor ihnen geheim. Die Atemlehrerin erzählt die berührende Geschichte der Carola Joseph. Die Gymnastiklehrerin, 1901 geboren, lebt, arbeitet, forscht in Berlin, heiratet, heißt nun Carola Spitz, und verlässt die Stadt erst, als es fast schon zu spät ist. Sie wird zu einem jüdischen Flüchtling unter Zehntausenden, etabliert sich als »Carola Speads« in Manhattan und lehrt, als sie 98 Jahre alt ist, noch immer in ihrem Studio am Central Park. Christoph Ribbat verknüpft eine Biografie aus nächster Nähe mit der Geschichte von Atemübungen und Gymnastikexperimenten im 20. Jahrhundert. Aus dem Nachlass einer nahezu unbekannten Emigrantin entsteht eine fesselnde Familien- und Kulturgeschichte. Wer sie liest, wird selbst beginnen, ganz bewusst Luft zu holen. Das – sagt Carola Spitz/Speads – macht glücklich.
Wie die Queen. Die deutsch-jüdische Geschichte einer sehr britischen Schriftstellerin
- 219 Seiten
- 8 Lesestunden
Ilse Groß ist vierzehn, als sie aus Deutschland flieht. Ihre Familie bleibt zurück. In Großbritannien findet sie eine Anstellung als Dienstmädchen. Und sieben Jahre nach Kriegsende erlebt sie ihren Durchbruch als englischsprachige Schriftstellerin. Ihr Pseudonym: Kathrine Talbot. Wie die Queen erzählt die wahre Geschichte einer fast perfekten Assimilation – von Ilses Rettung ins Vereinigte Königreich und ihrer Deportation in ein Lager für „feindliche Ausländer“, von ihrem Hunger und ihrer Freiheit und ihrem flüchtigen Erfolg auf dem Buchmarkt der Fünfzigerjahre. Es geht um Anerkennung, Fehlschläge, Freundschaft und Kreativität. Und es geht darum, wie eine Emigrantin beginnt, ihrem Staatsoberhaupt verblüffend ähnlich zu sehen. Ein Buch für alle, die England lieben, und für alle, die es seltsam finden. Tief in den britischen Alltag taucht die Reportage ein. Sie führt von London auf die Isle of Man, von Cornwall nach New York und zurück auf einen Hügel in Sussex. Im Zentrum aber steht eine deutsch-jüdische Familiengeschichte. Ein Leben lang kämpft Kathrine Talbot damit, ihre Erinnerungen in Literatur zu verwandeln. Als es ihr endlich gelingt, ist es fast schon zu spät.
Deutschland für eine Saison
Die wahre Geschichte des Wilbert Olinde jr.
Nur ein »Ausländer« pro Mannschaft: Das ist 1977 die Obergrenze in der deutschen Basketball-Bundesliga. Der Ausländer in Göttingen heißt Wilbert Olinde und ist gerade aus Los Angeles gekommen. Die Deutschen wundern sich über ihn. Er wundert sich über die Deutschen. Nur ein Jahr will er bleiben. Doch dann kommt alles anders. Deutschland für eine Saison erzählt von deutscher und amerikanischer Zeitgeschichte. Es führt in den Alltag Roth-Händle rauchender Basketballprofis, sektbeschwipster Damenmannschaften und im Kraftwerk-Sound singender Fans. Und es erkundet präzise den Rassismus auf beiden Seiten des Atlantiks. Vor diesem Panorama entsteht das Porträt des Wilbert Olinde: eines nachdenklichen amerikanischen Sportlers, aus dem ein deutscher Inspirationscoach, Vater und Nachbar wird. Christoph Ribbat nimmt den Leser mit in die Sonne Südkaliforniens, in bundesrepublikanische Sporthallen und in die von Gewalt geprägte Geschichte Louisianas. Er berichtet von einer ganz besonderen Familie: von Krisen und Neuanfängen, von Diskriminierung und von Courage. Wilbert Olinde, so zeigt dieses Buch, ist ein Held der Migrationsgesellschaft.
Zuerst diente Basketball der Ertüchtigung junger Christen. Dann wurde die Sportart zum Großstadtspektakel und schließlich zum globalisierten Geschäft. Diese erste Kulturgeschichte des Basketballs erzählt von Mannschaftsgeist und Individualismus, von Improvisationskunst und Turnschuhmarketing. Sie porträtiert Basketball-Intellektuelle wie Bill Bradley, John Edgar Wideman und Kareem Abdul- Jabbar, erkundet Seltsamkeiten wie die 2.750-Wurf Performance des 'Dr. Free Throw' und führt von der Epoche brutaler Rassentrennung bis zur Präsidentschaft des basketballbegeisterten Barack Obama. So beleuchtet sie eine Auseinandersetzung, die wichtiger war als jeder sportliche Vergleich: das Spiel um die Zukunft Amerikas.
Blickkontakt
Zur Beziehungsgeschichte amerikanischer Literatur und Fotografie (1945-2000)
Ob in Kriegsreportage, Foto-Kunst oder im aktuellen Roman: In den USA haben Literatur und Fotografie stets die engsten Beziehungen unterhalten. Gemeinsam veränderten sie sich auch und wurden von Medien des Realismus zu postmodernen Experimentierfeldern. In 'Blickkontakt' untersucht der Literaturwissenschaftler Christoph Ribbat mediale Interaktionen zwischen 1945 und 2000: von John Dos Passos zu Bret Easton Ellis, von Margaret Bourke-White zu Cindy Sherman. Er demonstriert, wie Bild- und Textreporter in den 1940er und 50er Jahren gemeinsam den scheinbar unschuldigen und universell gültigen Bildjournalismus produzierten. Er erzählt die Geschichte des Fotobuchs, das sich im späten 20. Jahrhundert zum Hauptmedium einer quasi-literarischen Fotografie entwickelte, die nicht am Moment und Wahrheit, sondern an Narrativ und Fiktion orientiert war. Dennoch zeigt er, behandelt die amerikanische Belletristik die Fotografie noch heute oft als naive, limitierte 'arme Verwandte' der Literatur. Ribbats Studie fotoliterarischer Affären verzichtet auf die Übertheoretisierung modischer Intermedialitätsforschung und plädiert für einen pragmatisch-enthusiastischen Umgang mit Text und Bild.
Flickering light
- 224 Seiten
- 8 Lesestunden
"Flickering light traces neon's technological, social and cultural history, from its beginnings in a late nineteenth-century London laboratory through its ubiquitous status in the world's urban landscapes to its blinking presence in our contemporary art spaces."--Publisher's blurb.
