Ein aufsehenerregendes Romandebüt, das mit subversivem Witz ernsten Themen wie Krankheit und Depression begegnet. Der unverdrossene Ich-Erzähler Schornstein hat seinen Herzinfarkt verdrängt und sich mit einer seltenen Stoffwechselkrankheit abgefunden. Doch als ihm die Therapie verweigert wird, beginnt seine Mission für Gerechtigkeit. Dabei gerät er in die Mühlen der Wissenschafts- und Gesundheitsbürokratie. Mit detektivischem Spürsinn horcht er Ärzte aus, sammelt Informationen und trifft auf andere Betroffene. Sein Alltag gerät zunehmend aus den Fugen, seine geliebte Frau wird verzweifelt, und seine Identität steht auf der Kippe. In grotesk-komischen Szenen besinnt sich Schornstein auf seine jüdische Herkunft, belächelt sein Selbstmitleid und kümmert sich um die Obdachlosen im Park sowie um die verwahrloste Frau Schwan im Erdgeschoss. Letztlich ist es die Liebe, die ihn rettet. Lakonische Genauigkeit, entromantisierender Ton und überraschender Wortwitz prägen diesen Roman und verleihen selbst körperlichen Entgleisungen literarischen Glanz. Indem sich Schornstein dem Milieu der sozialen Absteiger zuwendet, wird das Werk zu einer richtungsweisenden Literatur vom brüchigen Rand der Gesellschaft.
Jan Faktor Bücher





Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder im Reich des heiligen Hodensack-Bimbams von Prag
Roman
- 636 Seiten
- 23 Lesestunden
Ein ödipales Vergnügen – Faktors erotischer Entwicklungsroman über Widerstände, Schmutz und Schönheit. Georg wächst in einer der schönsten Wohngegenden Prags auf, umgeben von einem summenden Frauenhaushalt, jedoch zur Zeit des politischen Terrors und der gesellschaftlichen Umbrüche. Zwischen traumatisierten Tanten, einem tyrannischen Onkel und einer überstrahlend schönen Mutter bleibt ihm nur die Flucht nach vorn. Das sozialistische Prag hat seinen Glanz verloren; die Stadt ist geprägt von gewalttätigen Müllmännern, Motorradcowboys und sexbesessenen Fremdgängern. Georg nutzt alle Freiräume, um auszubrechen: Er experimentiert mit explosiven Substanzen, verbringt Nachmittage mit wilden Jugendcliquen und findet schließlich eine Geliebte in der Familie. In einer Gesellschaft, die von innen zerfällt, erhält das Körperliche eine befreiende Bedeutung. Georg mobilisiert alle Kräfte, um dem stickigen Vaterhaushalt zu entkommen. Nach der Okkupation des Landes wird ein geschasster Intellektueller, der sich trotz seiner Blindheit in der Stadt bewegt, zu seinem Wunschvater. Georg sorgt sich um seine Vergangenheit, ist sich jedoch seiner glücklichen Zukunft sicher. Die Frage seines Glücks beantwortet sich bei einer unausweichlichen Begegnung auf der Straße. Jan Faktor lässt Georg selbst erzählen und verwandelt das Erzählen in einen subversiven Akt, der Entwicklungs- und Gesellschaftsroman vereint. So entsteht ein witziges Psychogramm einer
Trottel
Roman
Von der Prager Vorhölle, einer schicksalhaften Ohnmacht, einem Sprung und dem seltsamen Trost von Chicorée. Mit »Trottel« ist Jan Faktor ein funkelnder, anarchischer, ein großer Roman gelungen. Im Mittelpunkt: ein eigensinniger Erzähler, Schriftsteller, Trottel – und die Erinnerung an ein Leben, in dem immer alles anders kam, als gedacht. So durchzieht diesen Rückblick auch eine dunkle Spur: die des »engelhaften« Sohnes, dessen früher Tod alles aus den Angeln heben wird. Ihren Anfang nimmt die Geschichte des Trottels in Prag, nach dem sowjetischen Einmarsch. Auf den Rat einer Tante hin studiert der Jungtrottel Informatik, hält aber nicht lange durch. Dafür macht er groteske Erfahrungen mit der Liebe und übersiedelt nach einer Begegnung mit der »Teutonenhorde«, zu der auch seine spätere Frau gehört, nach Ostberlin, taucht ein in die Undergroundszene vom Prenzlauer Berg, wundert sich über die »ideologisch morphinisierte« DDR und wird später auch noch vom Mauerfall überrascht.
Jiříkovy starosti o minulost
- 496 Seiten
- 18 Lesestunden
Román o dospívání v divoké době. Hlavní hrdina Jiřík, alter ego autora, vyrůstá v Praze padesátých a sedmdesátých let v domácnosti, které vládnou ženy. V příběhu hraje velkou roli nejen politika a osud Jiříkovy židovské rodiny, ale i jeho bouřlivé dospívání. Realita románu má silně autobiografické rysy. Kniha však nabízí mnohem více než jen řadu absurdních historek: díky fabulačnímu umění autora a jeho sebeironii mutují často i následky zážitků holocaustu jeho příbuzných do neobvyklých grotesek. Román vyšel původně německy a byl dokonce nominovaný na prestižní Německou knižní cenu. Pro české vydání text ve spolupráci s předkladatelem Radovanem Charvátem výrazně upravil. Generační výpověď o normalizační době je svým zpracování i v rámci české literatury naprosto ojedinělá.