Ein Krieg geht zu Ende. Irgendwann. Irgendwo. Menschen irren durchs Land. Vertrieben aus Häusern, Dörfern, Lagern. Wie der siebzehnjährige Junge, dessen Schulterblätter wie Flügelstummel aus dem Rücken stehen. Er hat es geschafft zu entkommen. Dem Todesmarsch, dem Örtchen Welcherweg und auch der jungen Aneska, die ihn anstelle ihres im Krieg verschollenen Ehemanns bei sich behalten wollte. Nun folgt er seinem inneren Kompass in Richtung Nord, wo er einmal zu Hause war. Unterwegs begegnet er einem anderen Jungen, auch er mit einer tief eingegrabenen Geschichte, deren Geheimnis er unter der zerschlissenen Kleidung trägt. Ohne Hoffnung und ohne Ziel schließt er sich dem Erzähler an, und eine gewisse Zeit bewegen sie sich gemeinsam durch die von Schönheit und Zerstörung gleichermaßen bestimmte Landschaft. Merethe Lindstrøm erforscht in Nord, was mit gewöhnlichen Menschen unter extremen Bedingungen geschieht. Sie umkreist in diesem eindringlichen, unheimlichen Roman den Nullpunkt der Existenz, der in jeder Kriegs- und Fluchtsituation entsteht, wenn Nahrung, ein Zuhause, ein Bett fehlen, schlicht ein Ort, an den man gehört. Nord umfasst alle Kriege, in denen Gesellschaften und Strukturen zerstört wurden, und doch gelingt es Lindstrøm, auch von der Hoffnung zu erzählen und von der betörenden Schönheit der Natur in einem dunklen Universum.
Merethe Lindstrøm Reihenfolge der Bücher
Merethe Lindstrøm konzentriert sich auf moderne Menschen auf der Suche nach Sinn und Verbindung. Ihr unverwechselbarer Stil bietet einen eindringlichen Einblick in die menschliche Psyche. In ihren Werken erforscht sie die Komplexität von Beziehungen und die tiefe Suche nach Identität. Lindstrøm fängt meisterhaft die stillen Momente des Lebens ein, die dessen Wesen offenbaren.







- 2023
- 2019
Eva und Simon haben ein schönes und erfülltes Leben: ein großes Haus, drei erwachsene Töchter, verdienter Ruhestand nach erfolgreichen Karrieren als Lehrerin und Arzt. Doch als Simon aufhört zu sprechen, beginnt die Vergangenheit an Eva zu nagen. Bedingt durch die Stille, die mit Simons Rückzug entsteht, macht sie sich auf die Suche im Gespräch mit sich selbst nach den erschwiegenen Flecken in ihren beiden Leben. Sie versucht sich zu öffnen, sich der Isolation und Stille zu entziehen, in der sie schon viel länger leben, als sie es sich eingestehen will. Sie sucht das Gespräch mit dem örtlichen Priester, arbeitet allein an ihrer Erinnerung und plötzlich tauchen einzelne Bilder auf, werden für sie wieder greifbar: der mysteriöse Einbrecher damals, als die Kinder noch klein waren, die jähe Entlassung der ehemaligen Hausangestellten, die ihnen doch beiden so nah stand. Doch während Eva ihrer eigenen Lebensgeschichte näher kommt, verschwindet Simon in sich selbst, verstummt zusehends, bis er fast kein Wort mehr herausbringt. Eva beginnt zu verstehen, dass seine Erinnerungen andere sind als ihre. Ein für die Poetik seiner Sprache mit dem Kritikerprisen 2011 und dem Literaturpreis des Nordischen Rates 2012 ausgezeichneter Roman, der zwischen Erinnerung und Vergessen oszilliert. Ein Buch über das Schweigen und die Liebe zweier Menschen, die sich am Ende eingestehen müssen, dass es Dinge gibt, die vielleicht immer unaussprechlich bleiben. »Eine elegante Betrachtung der destruktiven Kräfte von Familiengeheimnissen und unterdrückter Vergangenheit […]. Tage in der Geschichte der Stille ist eine Lehrstunde des philosophischen Dilemmas mit der rasiermesserscharfen Spannung eines straffen psychologischen Thrillers.« - The National
- 2018
Merethe ist mit ihrer Familie aufs Land gezogen. Hier, am Rand eines Waldes, zwischen endlosen Tagen und Nächten ohne Schlaf, schreibt sie an ihrer Erzählung über Mats, mit dem sie zusammenlebt. Sie erzählt von einer Liebe, die alles in den Schatten stellt. Von der Nähe zu einem Menschen, der nur selten den Wunsch verspürt zu leben. Von der Angst, sich selbst zu verlieren, von der aber noch größeren Bedrohung, den zu verlieren, den sie liebt. Darüber, trotzdem weiterzumachen. Zu leben, zu lieben. Sie will verstehen, und so schreibt sie in immer enger werdenden Kreisen, während die Welt in Kälte und Eis erstarrt. Bis der Winter langsam dem Frühling weicht. Aus den Winterarchiven ist ein sehr eindringlicher, sehr persönlicher Roman. In glasklaren Bildern beschreibt Merethe Lindstrøm das Leben zweier Menschen, die sich in einer existenziellen Not und Hilflosigkeit gegenüber dem Leben befinden.
- 2002
- 1999
Merethe Lindstrøm, preisgekrönte norwegische Autorin verarbeitet in diesem Buch reale historische Ereignisse und erzählt von Zuständen, wie sie nicht nur in Norwegen Anfang unseres Jahrhunderts für Internate typisch waren. Ihr Roman entwickelt einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann. „Eine packende, aufwühlende Erzählung, die beim Leser starke Emotionen hervorrufen wird“ Nordlandposten So eindrucksvoll wie Musils „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“, so spannend wie die besten Bücher der Highsmith und so mitreißen wie William Goldings „Herr der Fliegen“