Jack London
12. Jänner 1876 – 22. November 1916
Jack London war ein amerikanischer Schriftsteller, der 1876 in San Francisco geboren wurde. Er ist bekannt für seine Abenteuerromane wie "Ruf der Wildnis" (The Call of the Wild) und "Wolfsblut" (White Fang). London hatte ein bewegtes Leben, das ihn als Goldsucher nach Alaska und als Kriegsberichterstatter nach Asien führte. Seine Werke reflektieren oft seine eigenen Erfahrungen und zeichnen sich durch eine starke Verbindung zur Natur und zum Überlebenskampf aus.
London wurde in San Francisco als nichteheliches Kind der aus gutbürgerlichem Hause stammenden Flora Wellman (1843–1922) und des unstet lebenden Philosophen, Astrologen und Wanderpredigers William Henry Chaney (1821–1903) geboren; dieser hatte sich den Beinamen „Professor“ gegeben. Chaney bestritt allerdings später dem 21-jährigen London gegenüber auf dessen briefliche Anfrage seine Vaterschaft, da er zeugungsunfähig sei. Londons Biografen gehen heute fast einhellig von Chaneys Vaterschaft aus, eindeutig belegbar ist sie nach Quellenlage nicht. Die Zeitung San Francisco Chronicle berichtete am 4. Juni 1875, dass Chaney unter dramatischen Umständen Flora Wellman, die ebenfalls dem Spiritismus zugeneigt war, aus dem Haus gejagt habe, weil sie einer Abtreibung nicht zustimmen mochte. Daraufhin beging sie einen Selbstmordversuch, indem sie eine Überdosis Opium nahm und sich in die Schläfe schoss; sie konnte jedoch gerettet werden. Am 7. September 1876 heiratete Flora Wellman den aus Pennsylvania stammenden Kriegsveteranen, Zimmermann, zeitweiligen Geschäftsmann und Farmer John London, der sich auch als Verkäufer von Nähmaschinen betätigte. Das Ehepaar zog nach Oakland, wo John London einen Kolonialwarenladen eröffnete. Der Stiefvater erkannte den Jungen als seinen Sohn an, wodurch dieser dessen Nachnamen London erhielt. Die Familie lebte meist in ärmlichen Verhältnissen und zog in den folgenden Jahren innerhalb der San Francisco Bay Area mehrmals um, da John London wiederholt versuchte, auf neuen Grundstücken sein Glück als Farmer zu machen; all diese Versuche scheiterten. 1886 zog die Familie nach Oakland zurück. John London war zu dieser Zeit weitgehend invalid, und seine Frau sowie der junge Jack London mussten zum Einkommen der Familie beitragen. Er lebte in dieser Zeit meist im Haushalt der ehemaligen Sklavin Virginia Prentiss, die so etwas wie die – von Mutter Flora bezahlte – Ziehmutter des Jungen und eine prägendere Bezugsperson seiner Kindheit als die leibliche Mutter wurde. Beide „Mütter“ überlebten Jack London. In ihren letzten Lebensjahren lebten die beiden Frauen in einem gemeinsamen Haushalt. Jack London musste bereits als Kind unter anderem als Zeitungsjunge, Helfer in einem Wirtshaus und als Arbeiter in einer Konservenfabrik zum Familieneinkommen beitragen. Mit 13 Jahren verließ London die High School und wurde in den Arbeitsalltag eingespannt. Kinderarbeit gab es in den Vereinigten Staaten noch im Jahr 1900 für zwei Millionen Kinder unter 16 Jahren, die Arbeiten auf dem Land oder in Fabriken verrichteten. Entwicklungsstörungen und Gesundheitsschäden waren die Folge. Erst 1905 wurden Gesetze erlassen, die das Elend etwas verringerten. Bereits als Kind las London Romane, vor allem aus öffentlichen Bibliotheken. Einer seiner ersten Einflüsse war die englische Schriftstellerin Ouida. Seine große Förderin wurde die später in San Francisco berühmte Schriftstellerin Ina Coolbrith, die zu jener Zeit als Bibliothekarin an der Stadtbibliothek von Oakland angestellt war; sie beriet den lese- und bildungshungrigen jungen London bei der Wahl seiner Lektüre, nahm seine Bemühungen um Bildung ernst und ermutigte ihn in seinem Selbststudium. In einem Brief aus dem Jahr 1901 bezeichnet er Coolbrith als die wichtigste geistige Bezugsperson in dieser Zeit seines Lebens und nennt sie seine „Göttin“.Mit 15 Jahren verließ London die Cole Grammar School. Um sich und die Familie zu ernähren, arbeitete er täglich zwölf bis achtzehn Stunden in Hickmott's Konservenfabrik für einen Stundenlohn von zehn Cent. Schließlich lieh er sich 300 Dollar von seiner schwarzen Amme, der ehemaligen Sklavin Virginia Prentiss, kaufte sich von dem geborgten Geld ein Boot, wurde der jüngste Austern-Pirat in der Bucht von San Francisco und verkaufte seine Ware auf dem Markt von Oakland; das illegale Abernten von Austern zu Handelszwecken genoss in der an Austern reichen Bay Area den Zuspruch der Bevölkerung und wurde von den Behörden meist toleriert. Nachdem sein Boot von einer mit ihm und seinem Team verfeindeten Gruppe von Austernpiraten angezündet und versenkt worden war, schloss sich London der Fischereipolizei der Bay Area als freiwilliges Mitglied im Kampf gegen illegale chinesische Garnelenfänger und griechische Lachswilderer an; diese Tätigkeit beendete er mit 17 Jahren.London verbrachte einige Zeit auf See (unter anderem als Robbenjäger auf einer Reise nach Japan). Nach seiner Rückkehr animierte ihn seine Mutter, einen Bericht über die Reise zu schreiben. Lange bevor er sich entschloss, Schriftsteller zu werden, schrieb er seinen ersten Text "Taifun off the Coast of Japan", veröffentlicht am 12. November 1893, und gewann den ersten Preis in der Zeitung San Francisco Call. 1894 schloss er sich einem Protestzug der Arbeitslosen an, der zu Fuß nach Washington gehen wollte. Er wurde als Landstreicher verhaftet und musste 30 Tage in Buffalo ins Gefängnis. Dann schlug er sich als Hobo durch. 1896/97 studierte er an der Universität von Berkeley, nachdem er im Sommer 1896 die als anspruchsvoll geltende Aufnahmeprüfung in nur drei Monaten bestanden hatte. Er belegte Kurse in Englisch, Geometrie, Amerikanischer Geschichte und Physik. Er brach das Studium aber nach nur einem Semester ab, um die Familie mit Arbeit in einer Wäscherei finanziell zu unterstützen. London erlangte somit nie einen Hochschulabschluss. Er war überzeugt, er könne sich allein schneller weiterbilden als unter den naiven Studenten. Im selben Jahr beschloss er, Schriftsteller zu werden, ohne dieses Vorhaben zu dieser Zeit in die Tat umsetzen zu können. Er schaufelte Kohle für 30 Dollar im Heizkraftwerk Oakland, dieselbe Arbeit, die zuvor zwei Männer für je 40 Dollar geleistet hatten. Auf diese Weise verstand er das Prinzip des Kapitalismus: Die Arbeiter wurden ausgebeutet, um die Profite zu erhöhen. In Pennsylvania geriet er unverschuldet ins Gefängnis. Daraufhin fasste er den Entschluss, sich nie mehr unterdrücken zu lassen. Das Bild des sozialen Abgrunds heruntergekommener, ins Elend abgerutschter Männer, die in jüngeren Jahren genau so waren wie er, ließ seine Vorstellung reifen, nicht mehr körperlich zu arbeiten. Er beschloss, seinen Kopf zu gebrauchen, und begann hektisch, sich auf viele Arten zu bilden. Er las die Werke von Karl Marx, Charles Darwin und Herbert Spencer. In ihren Ideen erkannte er sich selbst. So entwickelte sich sein politisches Bewusstsein. London engagierte sich für alles, was den Armen und den Arbeitern helfen konnte, sich aus dem Abgrund der Armut zu befreien. Gleichzeitig hielt er leidenschaftliche Ansprachen auf dem Rathausplatz in Oakland, die ihn ins Gefängnis brachten. Die Zeit um die Mitte der 1890er Jahre, in die Londons erste schriftstellerischen Bemühungen fielen, schildert er selbst: In Kalifornien trafen Nachrichten von Goldfunden am Klondike River ein. Das Goldfieber erfasste ihn, und er segelte am 25. Juli 1897 als einer der ersten Goldsucher gemeinsam mit seinem Schwager James Shepard – dem Ehemann seiner Stiefschwester Eliza aus John Londons erster Ehe – und anderen Abenteuerlustigen nach Norden. Er stieg mehrfach den gefährlichen, steilen Chilkoot Pass hinauf und legte mehr als 600 Kilometer auf dem Yukon River zurück, um an sein Ziel zu gelangen. Im Yukon Territory steckte er sich einen Claim ab und meldete diesen in Dawson mit der Nummer 54 an. Den Winter verbrachte er mit anderen Goldsuchern in einer Hütte, wo er Charles Darwins Hauptwerk Die Entstehung der Arten las. Aufgrund großer Entbehrungen erkrankte London dort an Skorbut. Die Krankheit zwang ihn zum Abbruch des Vorhabens.London lernte in Alaska Kameradschaft. Wer in der Wildnis allein zurechtkommen will, kommt dort um. Die Hauptfiguren in seinen späteren Erzählungen sind Menschen, die sich bemühen, anderen Menschen beim Überleben zu helfen. Für London war das Abenteuer am Yukon ein brutales, tödliches Unterfangen und die Erfahrung, die sein Leben veränderte. London kehrte mittellos nach Kalifornien zurück und versuchte sich wieder als Schriftsteller. Er bekam rund 100 Absagen von Zeitungen und Verlegern, bevor er seinen ersten Band Kurzgeschichten veröffentlichen konnte. Die Storys trafen als persönlich erlebte Schilderungen der extremen klimatischen Bedingungen des arktischen Winters und der Sehnsucht nach dem Unbekannten, nach ungewöhnlichen Menschen und wilden Tieren den Nerv der Zeit und waren ein großer Erfolg. Vor allem durch seine Tiergeschichten und seine Erzählungen vom harten Leben einfacher Menschen wurde London bald zur Berühmtheit und zum Bestsellerautor. Eine der Kurzgeschichten aus dem Jahr 1899 war Das weiße Schweigen (engl. The White Silence). Die Metapher „das weiße Schweigen“ steht für die von Schnee und Eis geprägte Landschaft des Yukon und eine gefühllose Natur. Die Natur ist leer und schweigt. Das „weiße Schweigen“ kann nur durch die Verbindung mit anderen Menschen überwunden werden. Im Jahr 1900 schaffte London mit der Erzählung Eine Odyssee des Nordens (engl. An Odyssey of the North) den Durchbruch als Schriftsteller. Er wurde schlagartig berühmt und verdiente in diesem Jahr 2500 Dollar. Seine populären Geschichten für den Zeitschriftenmarkt waren direkt, zugänglich und kraftvoll. Er machte sich zur Regel, jeden Tag 1000 Wörter zu schreiben. Davon wich er nie mehr ab. In der Folge erhielt er zahlreiche lukrative Aufträge. In Menschen der Tiefe wollte Jack London die elenden Lebensbedingungen im Londoner Eastend darstellen, dem Sammelbecken der Immigranten und Unterprivilegierten der Stadt. Im Sommer 1902 lebte er dort als Undercover-Reporter monatelang mitten im Elendsviertel. Seinen Bericht illustrierte er mit vielen Fotografien. Er verwendete dazu eine handliche Kodak-Rollfilmkamera der ersten Generation. London sagte über Menschen der Tiefe, es sei sein Lieblingsbuch. Er brachte darin nach seinen eigenen Worten mehr aus seinem Leben ein als in irgendeinem anderen seiner Bücher. Er beobachtete, wie Entbehrungen und Härte in dieser städtischen Umwelt die Menschen veränderten und zerstörten. „Die Männer des Ghettos sind die Übriggebliebenen, ein verkommener Haufen, sich selbst überlassen zu weiterer Verkommenheit.“ Er betrachtete sie nicht als Typen, sondern als Individuen, und das wussten sie. Deshalb vertrauten sie ihm. Das ist daran zu erkennen, dass sie auf seinen Fotografien so entspannt sind. Das ist zugleich Zeugnis und Anerkennung seiner Fähigkeit, Beziehungen zu Menschen einzugehen. Das Buch hatte dennoch nur bescheidenen Erfolg. Stattdessen wurde 1903 das Jahr des größten bisherigen Erfolgs Jack Londons mit dem Roman Ruf der Wildnis. Die größten Zeitungen des Landes standen ihm von nun an offen, so auch die des Pressetycoons William Hearst. Das Manuskript des Seewolf wurde am 6. Januar 1904 abgeschlossen. Am nächsten Tag schiffte London sich nach Yokohama ein. William Hearst hatte ihm angeboten, als Berichterstatter nach Korea zu reisen, wo Krieg zwischen Russland und Japan ausgebrochen war, in dem es um die Kontrolle über Korea und die Mandschurei ging. London erhielt jedoch von Tokio aus keine Einreisegenehmigung nach Korea. So entschied er sich, heimlich mit einem Segelschiff in den Norden Koreas zu reisen. Er folgte dort den japanischen Truppen, musste aber ständig aufpassen, nicht von diesen entdeckt zu werden. Es gelang ihm nie, bis zu den Kampfgebieten vorzudringen. So konnte er die Geschichten, die er schreiben wollte, nämlich als direkt in den Kämpfen Beteiligter, nicht schreiben. Die Reportagen wurden somit romanhaft mit ihm selbst in der Hauptrolle, da ihm ein anderer Protagonist nicht zur Verfügung stand. Einen Eindruck des Krieges in Korea konnte er somit nicht vermitteln. „Fünf Monate meines Lebens habe ich an diesen Krieg verschwendet“, erklärte er. Einmal erwischte er den Diener eines japanischen Offiziers dabei, wie er ihn bestahl, und schlug ihn. Daraufhin wurde er verhaftet. Nur durch die persönliche Vermittlung Präsident Theodore Roosevelts, eines Bewunderers Jack Londons, sahen die japanischen Militärs von einem Kriegsgerichtsprozess ab und schickten ihn in die USA zurück. Durch seine in kurzer Folge veröffentlichten Romane, Reportagen und Artikelserien wurde er in sehr kurzer Zeit wohlhabend. Von den Einnahmen seines Schreibens ließ er sich die Yacht Snark nach eigenen Entwürfen bauen. Die Kosten übertrafen den Plan um ein Vielfaches. Die Fertigstellung wurde durch das Erdbeben 1906 in San Francisco verzögert. London erlebte das Jahrhundert-Erdbeben mit und verfasste darüber einen Augenzeugenbericht als Sonderkorrespondent für das Wochenmagazin Collier’s.Mit der Snark unternahm London eine als Weltreise geplante Seereise. Die Idee war, durch die Südsee zu kreuzen, China zu besuchen, ebenso Europa, das Mittelmeer zu befahren, die Donau bis Wien sowie die Ostsee und St. Petersburg kennen zu lernen. 1907 trat er zusammen mit seiner zweiten Frau Charmian und einer von ihm zusammengestellten Crew die lange verzögerte Fahrt mit dem selbstentworfenen Schiff an. Tausende Besucher standen bei der Abfahrt der Snark am Pier. Die Fahrt Londons und seiner Frau war schon lange vorher in den Medien angekündigt. Die Reise führte zunächst zu den von den USA 1898 annektierten Hawaii-Inseln, zuerst nach Honolulu. Dort wurde London zum „Salonlöwen“. Er wurde in den berühmten Outriggerclub eingeführt. Jeder wollte in seiner Gesellschaft sein. Er hielt regelmäßig Vorträge über Literatur oder seine politischen Absichten. London machte sich zum Anwalt der entrechteten und diskriminierten Hawaiianer. Insbesondere interessierte er sich für die an Lepra erkrankten Aussätzigen auf der Insel Molokaʻi, die er besuchte. London nahm ohne Rücksicht auf eine mögliche Ansteckung durch die Krankheit als Zuschauer an einem Pferderennen der Leprakranken teil und hoffte, dadurch die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit in den USA auf die Situation und Lebensbedingungen der Aussätzigen und ihren antikolonialen Widerstand gegen die weißen Kolonialherren mit ihren imperialistischen Machtorganen lenken zu können. In der Lebensweise der Leprakranken aus verschiedenen Herkunftsländern erkannte London eine multi-ethnische Gemeinschaft von Kranken und Pflegern und eine „gut funktionierende Demokratie von Leiden und Linderung“. Die Eindrücke Londons in der Leprastation auf Molokai finden ihren schriftstellerischen Niederschlag in der Erzählung Koolau – der Aussätzige (1908). Auf Maui traf London mit der widerrechtlich entthronten Königin Liliʻuokalani zusammen. Mit seiner Frau, Packpferden und Viehhirten ritt er auf den Vulkan Haleakalā, den höchsten Berg der Insel, stieg in dessen Krater hinunter und schilderte die große Anstrengung der Mehrtagestour in einer bizarren Natur. Die weitere Seereise führte ab dem 7. Oktober 1907 auf die Marquesas-Inseln, deren einstige Bewohner im Taypee-Tal Herman Melville als außerordentlich schön und stark bewundert hatte. London war seit seiner Jugend inspiriert von Melvilles Buch, erwartete aber vergeblich diese stolzen Menschen, deren Population in Folge von Ansteckungen durch die Weißen dezimiert waren. Auf Tahiti lernte er einen weißen Naturmenschen kennen, der sein bescheidenes Glück suchte. Auf den Gesellschaftsinseln begeisterte ihn die Gastfreundschaft und großzügige Schenklaune der Einwohner auf Raiatea. Von Bora Bora schilderte er die Freundlichkeit der Menschen und das Steinfischen. Es ging weiter nach Samoa, wo London in der Stadt Apia Robert Louis Stevenson huldigte, der seine letzten Lebensjahre dort verbracht hatte und auch dort beerdigt war. Die nächsten Stationen waren die Manua-Inseln und die Salomon-Inseln. Melanesien war ein starker Kontrast zu Französisch-Polynesien. Der Ruf als Kopfjäger und Kannibalen ging den Einwohnern voraus. Sie galten als unfreundlich und barbarisch. Schwarze wurden von weißen Plantagenbesitzern ausgebeutet. Ansteckende Krankheiten herrschten in der Bevölkerung, deren Immunsystem nicht daran angepasst war. London machte Hunderte von Bildern von Menschen. Die Fotografien erhielten große ethnologische Bedeutung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Auf der Salomon-Insel (Guadalcanal) wurde wegen anhaltender, ungeklärter Krankheit Londons der Plan einer siebenjährigen Weltreise aufgegeben. Starke Schwellungen und Geschwüre der Hände und Füße plagten ihn fortwährend. Diese wurden mit giftigem Quecksilberchlorid behandelt. Man fuhr schließlich ohne die Snark nach Sydney in Australien weiter, wo London fünf Wochen im Krankenhaus verbrachte, bevor man am 8. April 1908 mit einem Kohlefrachter die Rückfahrt nach Kalifornien über Ecuador, Panama und New Orleans antrat. Die Rückkehr war nach 27 Monaten Fahrt am 28. Juli 1909 in San Francisco. In Kalifornien wurde Jack London rasch wieder gesund. Im September 1909 erschien der biografische Roman Martin Eden. Voller Begeisterung widmete er sich nun dem Ausbau seiner Ranch. Im Sommer 1911 zog er sich mit seiner Frau auf eine von ihm gekaufte Farm in Sonoma County zurück, die er Beauty Ranch nannte und auf der beide bis zu Jacks Lebensende wohnten. Sie ist bis heute als Museum im Originalzustand erhalten. Dort wollte er eine dem modernen, industrialisierten, entfremdeten Leben möglichst ferne, „natürliche“ Existenz führen. Das hinderte ihn nicht daran, zum Beispiel Schweinezucht im großen Stil mit Ausrichtung auf Prämierung im öffentlichen Wettbewerb (die ihm gelang) zu betreiben. Jack London sah sich zeitlebens eher als Landwirt denn als Schriftsteller. Er gab an, das Schreiben lediglich als Brotberuf zur Aufrechterhaltung seiner Ranch zu betreiben; diese betrachtete er als sein Lebenswerk.London vergrößerte den Besitz, legte Obstgärten, Weinberge und Getreidefelder an. „Kurz gesagt versuche ich das zu tun, was die Chinesen seit 40 Jahrhunderten tun, nämlich Felder zu bestellen ohne kommerzielle Düngemittel. Ich baue ausgelaugtes Hügelland wieder auf, das von unseren verschwenderisch wirtschaftenden Pionieren in Kalifornien zerstört wurde.“ Er las alles darüber, wie eine Farm geführt wird, und entwickelte seine eigene Methode, die Ranch und die Felder auf verantwortliche Weise zu bewirtschaften. Dies brachte ihm den Spott der Nachbarn ein. Als früher Anhänger der Ökologie baute er ökologisch an, bevor es zum weitverbreiteten Konzept wurde. Mit dem Bau des Wolfshauses 1910 in Sonoma, einem gänzlich in die Natur eingebetteten, fast 1500 m² großen Anwesen, wollten sich Jack und Charmian einen Lebenstraum erfüllen. Es war ein weiteres Zeichen von Jacks und Charmians Verbundenheit mit der Erde, des Einsseins mit der Erde. Erhebliche Mengen Geld wurden in dieses Vorhaben gesteckt, die sich zu den Ausgaben für den Aufbau der Ranch addierten. Dadurch verschlechtert sich ihre finanzielle Situation, obwohl London 1912 70.000 Dollar verdiente. Jack schrieb unermüdlich an Romanen, Kurzgeschichten, Artikeln. Währenddessen sorgte seine Halbschwester Eliza, die er zur Verwalterin bestimmt hatte und der er voll vertraute, für den reibungslosen Ablauf auf der Ranch. Sie zügelte Jacks unermüdliche Ideen für die Ranch und hatte ein Auge darauf, dass seine Vorhaben realisierbar waren. Zum Unglück des Ehepaars brannte das Wolfshaus am 22. August 1913 kurz vor dem geplanten Einzug ab. Der Grund war eine Nachlässigkeit von Arbeitern, die Öllappen liegen gelassen hatten, die sich selbst entzündeten.Die Aufgabenteilung erlaubte es Jack und Charmian, eine neue Reise zu unternehmen. Im Sommer 1911 durchquerten sie auf einem Studebaker Planwagen Kalifornien und Oregon auf den Spuren der ersten Pioniere. Einige Monate später segelten sie mit einem Viermaster, den sie in Baltimore bestiegen, entlang der amerikanischen Küste von Kap Hoorn bis Seattle. 1913 war ein katastrophales Jahr für London. Die Ernte wurde durch Frost vernichtet. Der Blinddarm wurde ihm am 8. Juli entfernt und ihm wurde mitgeteilt, dass seine Nieren wegen der Alkoholexzesse in einem schlechten Zustand seien. Er wurde zum "Schreibsklaven". Gleichzeitig versuchte er, um den immer weiter steigenden Kosten entgegenzuwirken, sich auch mit Filmen neue Einnahmequellen zu erschließen. Mit der Firma Bosworth Inc., die die Exklusivrechte für alle Verfilmungen Londons erhielt, wurden insgesamt fast 7 Stummfilme nach Vorlagen berühmter Erzählungen gedreht. Die Hauptrolle hatte meist Hobart Bosworth. London sah den Film als ideale Möglichkeit, seinen Namen als Buchautor zu einer Marke auszubauen. Die Filme erzielten jedoch keine hohen Einnahmen. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges verhinderte zudem den Vertrieb der Filme. In seinem 1913 veröffentlichten autobiographischen Roman John Barleycorn (deutscher Titel König Alkohol, wörtlich John Gerstenkorn, womit London auf einen wichtigen Rohstoff für Schnaps und Bier verweist) thematisierte er seine Alkoholkrankheit. Er behauptete in diesem Buch, Zeit seines Lebens zwar große Mengen Alkohol getrunken zu haben, jedoch ohne jeden Genuss. Wie glaubwürdig diese Aussage ist, ist umstritten. Die Hauptthese des Buches ist, dass Alkohol ein Dämon ist, der qua Konvention Männern erlaubt, gesellig zu sein, sie letztlich aber in die Sucht führt und vernichtet. Von den Frauen hingegen erhoffte sich London mittels des Frauenwahlrechts ein Verbot des Alkohols und neue Formen der suchtfreien Geselligkeit. Es war ihm aber nicht klar, wie dies konkret aussehen könnte, was umso mehr auffällt, da sich London über Formen weiblicher Geselligkeit in dem Buch sehr abfällig äußert. London jedenfalls war seit dieser Zeit und bis zu seinem Lebensende ein Befürworter der Prohibition, die landesweit in den USA erst nach seinem Tod politisch verwirklicht wurde. 1915 war London mit Charmian wieder länger auf Hawaii. Hier entstanden nach einer langen Phase mittelmäßiger Veröffentlichungen wertvolle Kurzgeschichten in poetischem Schreibstil, die zu seinen besten gehören. Nach seiner Rückkehr nach Kalifornien trat London aus der Socialist Party aus. Im Sommer 1916 hinterließ Carl Gustav Jungs Über die Psychologie des Unbewussten bei London einen nachhaltigen Eindruck. Dadurch betrachtete er seinen Lebensweg mit anderen Augen. Nun verstand er besser jene Kräfte, die in seinem Leben und in seiner Arbeit als Schriftsteller am Werk waren. „Ich stehe am Rand einer Welt, die so neu, so schrecklich, so wunderbar ist, dass ich fast schon Angst habe, sie zu betrachten,“ sagte er zu Charmian. Doch sein Gesundheitszustand verschlechterte sich in diesem Sommer zusehends. Er litt unter Urämie und Rheumatismus und war ständig auf Schmerzmittel angewiesen. Jack London war zweimal verheiratet. Die erste Ehe mit seiner Jugendfreundin Elizabeth „Bess“ Maddern währte von 1900 bis 1904. Dieser Ehe entstammten die Töchter Joan und Bessie „Becky“. Die Familie lebte zeitweise im kalifornischen Piedmont, wo London während dieser Zeit einen seiner berühmtesten Romane, Ruf der Wildnis, zu Papier brachte. Die Ehe wurde nicht glücklich. London pflegte mehrere außereheliche Beziehungen. Mit Anna Strunsky, Studentin der Stanford University, hatte er seit Dezember 1899 eine leidenschaftliche Liebesbeziehung. Anna wohnte seit April 1901 im Bungalow der Familie. Die Beziehung mit ihr endete im Oktober 1902 nach der für Anna enttäuschenden Geburt der zweiten Tochter Londons mit Bess. London litt vor allem unter der puritanischen Grundeinstellung seiner Ehefrau, Bess hingegen unter den Alkohol- und Fraueneskapaden ihres Mannes. 1903 verließ Jack London die Familie und zog nach San Francisco. Zu seinen Töchtern konnte er nie eine dauerhafte, stabile väterliche Beziehung aufbauen, als Vater, der in ihrem Leben präsent wäre. Er litt zeitweise darunter, dass er nicht wirklich Teil ihres Lebens war.In San Francisco lernte er über gemeinsame Freunde die fünf Jahre ältere Charmian Kittredge kennen, eine lebenslustige und gebildete Hotelierstochter, ausgebildete Pianistin und Verlagssekretärin, die er 1905 heiratete. Diese zweite Ehe wurde sehr glücklich und dauerte bis zu Jack Londons Tod. Charmian war Jacks Gefährtin, sein Mate, und er war ihr Gefährte. Er konnte mit ihr alles unternehmen, jedes Abenteuer in der Wildnis, und ebenso jede intellektuelle Diskussion führen. Allerdings erlitt das Paar im Jahr 1910 den Tod einer Tochter nur 36 Stunden nach der Geburt und später noch eine Fehlgeburt. Danach begriffen beide, dass sie kinderlos bleiben würden. Das Paar führte im beiderseitigen Einvernehmen eine offene Ehe. Die Beziehung galt nach Übereinkunft der seriösen Biografen als ideale Lebensverbindung. Charmian überlebte Jack um fast 40 Jahre, ging keine weitere Ehe ein und ließ ihre Asche neben der ihres verstorbenen Gatten unter einem Felsbrocken bei Glen Ellen im heutigen Jack London State Historic Park beisetzen. Jack London starb im Alter von vierzig Jahren auf seiner Farm in Glen Ellen, Sonoma County. Die früher weithin vertretene Auffassung, London habe seinem Leben selbst ein Ende gesetzt, gilt heute als umstritten. Einiges spricht für eine Harnvergiftung als Todesursache: Jack London litt in den letzten Lebensjahren an einer Niereninsuffizienz und hatte sich zuvor wegen anderer gesundheitlicher Probleme bereits mehreren Operationen unterziehen müssen. Möglicherweise trug auch seine Alkoholkrankheit oder das schmerzlindernde Morphin, das er zuletzt nahm, zu seinem Tod bei. Auch die Behandlung von Geschwüren mit Quecksilberpräparaten während seiner Segeltour in Polynesien könnte zu seinem frühen Tod beigetragen haben. Manche Biografen vermuten, sein Kreislauf habe wegen der gesamten gesundheitlichen Belastungen versagt. Für einen Selbstmord Londons könnte hingegen sprechen, dass London in seinen letzten Jahren an Depressionen litt – wofür es außer autobiographischen Zeugnissen auch mehrere Belege Dritter gibt – und dass er in seinem Buch John Barleycorn wie auch in anderen, autobiographisch gefärbten Erzählwerken wiederholt berichtet, dass er unter Einfluss von Alkohol mehrmals versucht habe, sich das Leben zu nehmen. Für beide Hypothesen gibt es Indizien. Die Ursache seines frühen Todes ist aber letztlich ungeklärt.