Studien zu der antiken historiographischen Überlieferung und den Inschriften der Alexander-Ära
257 Seiten
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Die Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen sind das wichtigste wissenschaftliche Publikationsorgan der Göttinger Akademie. In dieser Reihe veröffentlichen vor allem die Akademiemitglieder und Mitarbeiter an den Forschungsunternehmen der Akademie die Ergebnisse ihrer Forschungen aus dem gesamten Bereich der Geisteswissenschaften und der Naturwissenschaften.
Die vorliegende Untersuchung basiert auf einem Vortrag, den ich am 19. Juni 1991 vor der Klasse für Geisteswissenschaften der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften in Düsseldorf hielt. Die anschließende Diskussion mit den Herren Kassel, Chr. Lehmann, Merkelbach und Pöggeler lieferte mir wertvolle Anregungen, für die ich dankbar bin. Besonders danke ich meinen Göttinger Mitarbeitern Dr. Bruno Bleckmann, Dr. des. Susanne Funke und Boris Dreyer für ihre Unterstützung bei den Anmerkungen sowie Kai Oltshausen für die sorgfältige Erstellung der Register. Etwaige verbliebene Fehler liegen in meiner Verantwortung. Diese Arbeit ist Rudolf Kassel gewidmet, um meine aufrichtige Verehrung und Dankbarkeit für unsere langjährige Freundschaft auszudrücken.
Die Einleitung skizziert die Geschichte der klassischen Demokratie Athens, die sich aus historischer Perspektive in zwei große Perioden gliedert. Beide Perioden endeten mit katastrophalen Niederlagen der Polis zur See und einem totalen militärischen Zusammenbruch. An ihren Anfang stehen die bedeutenden Abwehrsiege der Athener und ihrer Verbündeten gegen das persische Weltreich, insbesondere die Siege gegen die Xerxes-Invasion 480/79 v. Chr.
Vorträge aus dem Sommersemester 2008 und Windersemester 2008/09
Der erste Band der Schriftenreihe „Syngramma“ umfasst Vorträge aus dem Sommersemester 2008 sowie Wintersemester 2008/09, die im Rahmen der altertumswissenschaftlichen Vortragsreihe am Althistorischen Seminar der Georg-August-Universität Göttingen präsentiert worden sind. Die thematische Spannweite der einzelnen Beiträge reicht in diesem Band geographisch von der eurasischen Seidenstraße bis zu dem prominenten Kampfplatz von Kalkriese (mit Spuren einer römisch-germanischen Auseinandersetzung in der augusteischen Ära) und chronologisch von den Zeiten des bronzezeitlichen Westkleinasien und des hethitischen Großreiches bis zur Rezeptionsgeschichte der „klassischen Antike“ im 18. Jahrhundert.
In dieser Studie werden bedeutende archäologische Entdeckungen zur frühen und hohen römischen Kaiserzeit im nordwestdeutschen Raum vorgestellt, insbesondere aus historisch-politischer Perspektive. Dazu zählen das römische Lagersystem von Hedemünden am Nordufer der Werra, die „Zivilsiedlung“ von Waldgirmes an der Lahn sowie die römisch-germanischen Kampfplätze von Kalkriese und Kalefeld/Northeim. Die neuen Befunde werden kritisch mit der antiken historiographischen Tradition verglichen und analysiert. Dies führt zu neuen Erkenntnissen über die römische Rhein- und Germanien-Politik, insbesondere hinsichtlich der Drusus-Feldzüge (12-9/8 v. Chr.; Hedemünden) und der augusteischen Okkupationsphase (ab 7 v. Chr.; Waldgirmes) bis zur Varus-Katastrophe (9 n. Chr.; Kalkriese). Zudem bieten die chronologisch gesicherten Befunde vom Schlachtfeld auf dem Harzhorn (Kalefeld) ein neues Bild der letzten großen Offensive der Römer in Germania (235 n. Chr.) unter dem Kommando von Iulius Verus Maximinus (Thrax), was die seit langem angezweifelte spätantike Überlieferung stützt.
Das zweibändige Werk „Forschungen zur Alten Geschichte“ bietet in bequemer Zusammenstellung eine repräsentative Auswahl der „Kleinen Schriften“ des Göttinger Althistorikers Gustav Adolf Lehmann. Nicht nur werden die teils entlegen publizierten Aufsätze erneut und leichter zugänglich gemacht. Die insgesamt 56 Beiträge vermitteln in ihrer nahezu einzigartigen Bandbreite auch einen nachhaltigen Eindruck der die Forschung G. A. Lehmanns prägenden universalhistorischen Perspektive. Die quellennahe Argumentation, die gleichwohl zur Darstellung eines plastischen Gesamtbildes führt, kann dabei als methodisches Vorbild althistorischer Arbeit gelten. Das Themenspektrum erstreckt sich von der Geschichte des Alten Orients und der griechischen Frühzeit über die klassisch griechische Geschichte im ersten Band bis hin zur Geschichte des Hellenismus und der Zeit der römischen Republik sowie des frühen Principats im zweiten Band. Die Sammlung gibt einen Einblick in die Bandbreite von G. A. Lehmanns „Forschungen zur Alten Geschichte“. Sie bietet ferner einen Eindruck davon, wieviele entscheidende wissenschaftliche Impulse aus diesen Forschungen hervorgegangen sind.
Vor 2500 Jahren wurde mit Perikles einer der bedeutendsten Staatsmänner der Antike in Athen geboren. Unter seiner Führung erblühte die Stadt als mediterrane Großmacht und entwickelte eine Pracht, deren Abglanz wir heute noch auf der Akropolis erahnen können. Gleichzeitig ist Perikles' Politik eng mit dem verheerenden Krieg gegen Sparta und dessen Verbündete verknüpft, der das attische Großreich vernichtete. Gustav Adolf Lehmann hat eine bemerkenswerte Biographie verfasst, die das Leben, die Politik und die militärische Verantwortung Perikles' eindrucksvoll und differenziert erzählt. Der Göttinger Althistoriker gibt zunächst einen Überblick über Perikles' Kindheit und Jugend, geprägt von der Bedrohung durch die Perser und dem Sieg über diesen übermächtigen Feind. Er beschreibt den Aufstieg Perikles' zum führenden Politiker Athens, sein Verhältnis zur beargwöhnten Aspasia, die Einführung des Bürgerrechtsgesetzes und das Bauprogramm, das ihm ein überzeitliches Denkmal setzte. Schließlich beleuchtet Lehmann die Hintergründe des Peloponnesischen Krieges, für den Perikles mitverantwortlich war, den wechselvollen Kriegsverlauf der ersten Jahre und den Ausbruch der Pest, die zahllose Athener und auch Perikles selbst zum Opfer fielen. So entsteht ein facettenreiches Porträt eines der mächtigsten Männer der Antike in einer der dramatischsten Epochen.
Gustav Adolf Lehmann zeichnet in dieser Biografie den Lebensweg des athenischen Redners und Politikers Demosthenes nach. Er beleuchtet den Kampf um sein Erbe, seine Anfänge als Advokat und Redenschreiber, seinen Aufstieg als Politiker sowie seine unermüdlichen Bemühungen, eine Front gegen die übermächtigen Makedonen zu bilden. Demosthenes, der von 384 bis 322 v. Chr. lebte, gilt als der bedeutendste Redner der Antike. Sein Charakterbild schwankt: Während einige ihn als letzten Verteidiger der athenischen und griechischen Freiheit gegen die Makedonen sehen, betrachten andere ihn als Hemmschuh auf dem Weg zum Hellenismus. Lehmann präsentiert Demosthenes als tragische Figur, die frühzeitig die Gefahren für die Freiheit der Athener erkennt. Als er schließlich die griechischen Kräfte vereint, ist es jedoch zu spät, und die Koalition unterliegt in der Schlacht bei Chaironeia (338 v. Chr.). Trotz seines Scheiterns gibt Demosthenes nicht auf und versucht, die Verhältnisse zu ändern. Doch als auch dieser Versuch misslingt, bleibt ihm nur der Freitod, um seinen Feinden nicht lebend in die Hände zu fallen. Lehmann nutzt zahlreiche Ausschnitte aus den erhaltenen Reden, um ein lebendiges Bild des Redners und seiner Zeit zu vermitteln.
Die von den klassischen antiken Autoren überlieferten Zeugnisse zur Geschichte der Bundesstaaten des griechischen Altertums standen den Denkern des 17. und 18. Jahrhunderts Modell für die Grundzüge eines föderativen und repräsentativen Staatsaufbaus; dies gilt insbesondere für die »Väter« der amerikanischen Bundesverfassung von 1787 und die Autoren der berühmten »Federalist«-Kampagne. Im Hauptteil der Abhandlung werden die Zeugnisse für eine direkte, kritische Auseinandersetzung des hellenistischen Historikers Polybios mit den einschlägigen Positionen in Aristoteles’ Politik untersucht und Polybios’ am Achaiischen Bund des frühen 2. Jahrhunderts v. Chr. orientierte Theorie des Bundesstaates konkret dargelegt. Im Anhang des Bandes sind ausgewählte Quellenzeugnisse versammelt.