Da ist die aus Russland nach Berlin gekommene Marja, eine passionierte Köchin, die in der Fremde erst von den Gräueln der sowjetischen Geschichte der Dreißiger Jahre erfährt; da ist Katica aus der ungarischen Steppe, die mit Dóra zusammen irgendwo im Westen auf der Straße Geige spielt und dann doch wieder heimkehrt nach Budapest; Lou, die sich schuldig fühlt am Tod ihrer Schwester und nie mehr ganz heil wird in der Seele; da sind die ersten Küsse mit dem geheimnisvollen 15jährigen Maurice, einem Fremden im Ort. Fremd sind sie alle, und 'Alleinchen' ist hier ein zärtlicher Kosename. Im Zentrum der vierzehn Erzählungen stehen Begegnungen mit Menschen und Orten, vorübergehende Aufhebungen der Einsamkeit, in Zürich und Graz, am Mont Ventoux und im slowenischen Karst. Es sind Menschen mit sehr gegenwärtigen Biografien, freiwillig und unfreiwillig Reisende, in vielerlei Hinsicht Entwurzelte, Suchende mit rätselhaften, oft dramatischen Schicksalen, denen sich Ilma Rakusa mit großer Diskretion nähert. Ihre Sätze sind knapp, ohne zu stenographieren, genau und doch lyrisch verspielt und phantasievoll, sie lassen den Geschehnissen und den Orten ihr unaussprechbares Geheimnis – und machen diese Menschen und ihre Orte daher nur umso anziehender.
Ilma Rakusa Bücher
Ilma Rakusa ist eine Schweizer Literaturwissenschaftlerin, Schriftstellerin und Übersetzerin. Ihr Werk befasst sich häufig mit Themen wie Einsamkeit, Identität und dem Aufeinandertreffen von Kulturen, inspiriert durch ihre internationale Herkunft und ihre Erfahrungen in verschiedenen europäischen Städten. Rakusa schreibt in eindringlicher Prosa, die in die Tiefen der menschlichen Psyche und die Komplexität von Beziehungen eintaucht. Ihre literarische Perspektive bietet eine einzigartige Mischung aus intellektueller Tiefe und sensibler Welterfassung.







Ein Strich durch alles
Neunzig Neunzeiler
Neunzig Neunzeiler sind: ein Strich durch alles. Was können schon neun Gedichtzeilen fassen? Wenig, viel. Momente, Erinnerung, Notate, verkürzte Geschichten. Sie können in der Schwebe lassen, ungerade, wie sie sind, drei mal drei, kein Reim geht auf, etwas franst aus. Auch die Liebe - immer wieder kommt sie vor - in diesen Versen ist ausgefranst, aber sie hält ihr spezifisches Gewicht. Sie hält prekär. Mehr Melodie als Sinn. Und das ist gut so. Gut? Ja, im Gedicht. schovat popis
Preisträger Schweizer Buchpreis 2009: In ihren Erinnerungen erkundet Ilma Rakusa die Kindheit und Jugend eines kleinen Mädchens in Mitteleuropa nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie ist die Tochter eines slowenischen Vaters und einer ungarischen Mutter, deren Lebensstationen von einer slowakischen Kleinstadt über Budapest, Ljubljana, Triest bis nach Zürich und weiter nach Leningrad/Petersburg und Paris reichen. Als Fremde und Nicht-ganz-Zugehörige findet sie früh ihre Heimat in der Musik, im Klavierspielen und in der Literatur, insbesondere durch die Entdeckung Dostojewskijs. Mehr Meer geht über eine bloße Nacherzählung hinaus; es beschwört die Essenz der vielen Lebensorte und Begegnungen: Töne, Farben und Stimmungen, sowie prägnante Erinnerungen. Rakusa reflektiert in kleinen Selbstbefragungen, Dialogen und Gedichten über ihre Geschichte, geprägt von ständigen Ortswechseln, dem Paradies der Küste in Triest und Grado, ersten Küssen, Reisen, Musik und den Ritualen der Ostkirche. Ihre Annäherung an die frühen Jahre ist unsentimental und präzise, erfasst die Atmosphäre der 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts durch den prismatischen Blick einer außergewöhnlichen Schriftstellerin, die in und zwischen verschiedenen Kulturen lebt.
Der Liebhaber
- 443 Seiten
- 16 Lesestunden
Die Geschichte, die während und nach dem Jom-Kippur-Krieg spielt, wird von sechs Personen erzählt, die einander in ihren Monologen abwechseln: dem Ehepaar Adam und Assia; Gavriel, Assias Liebhaber; Daffi, der halbwüchsigen Tochter von Adam und Assia; Nai'm, einem jungen Arbeiter, der in der Autowerkstatt Adams arbeitet und sich in Daffi verliebt; und schließlich Gavriels neunzigjähriger Großmutter. Nach dem Krieg ist Gavriel verschwunden, und Adam macht sich auf die besessene Suche nach dem Liebhaber seiner Frau - um ihr zu helfen. Der Leser lernt eine israelische Familie kennen in ihrem Alltag, ihren Tagen und Nächten, ihrer Arbeit und ihren Träumen; gleichzeitig erhält er das packende Porträt eines Landes zwischen Krieg und "Noch-nicht-Frieden".
Jim
- 106 Seiten
- 4 Lesestunden
Den Hund mit dem Schnäuzchenhaben sie mir genommen. Und den Kanarienvogelhaben sie mir genommen. Und den Papa haben sie mir genommen. Und den Schneehasenhaben sie mir genommen. Und den Traumwollen sie mir nehmen. Den aber lass' ich mir nicht nehmen. Eher lauf' ich aus dem Hausund kehr' nicht wieder.
Dostojewski in der Schweiz. Ein Reader
- 347 Seiten
- 13 Lesestunden
Der Band dokumentiert umfassend Dostojewskijs Wende in der Schweiz und enthält eine Auswahl seiner Schweizer Briefe sowie Erinnerungen seiner Frau. Ergänzt wird dies durch literarische Passagen, eine Bilddokumentation mit unveröffentlichten Materialien, eine Chronologie und ein Itinerar zu seinen Reisen. Ein Essay von Ilma Rakusa analysiert die Dokumente.
Ein kleiner Junge und sein Freund, ein Kamel, brechen in die Wüste auf, getrieben von Abenteuerlust. Sie entdecken die Weite der Wüste, erleben eine Fata Morgana, trotzen einem Sandsturm und treffen eine Karawane, die sie zu einer Oase bringt. Schließlich machen sie sich auf den Heimweg.

