Dieter Schlesak Bücher
Dieter Schlesak, ein gebürtiger Siebenbürger, ist ein angesehener deutsch-rumänischer Dichter, Romanautor und Essayist. Sein literarisches Schaffen taucht oft mit einer einzigartigen lyrischen Qualität in die Tiefen menschlicher Erfahrung ein. Durch sein Schreiben erforscht er komplexe Themen mit scharfem Einblick und poetischer Empfindsamkeit. Sowohl Schlesaks Prosa als auch seine Poesie spiegeln ein tiefes Verständnis der Welt um ihn herum wider.






Capesius, der Auschwitzapotheker
- 352 Seiten
- 13 Lesestunden
Viktor Capesius, ein Apotheker in Schäßburg und Vertreter der Firma Bayer, wurde SS-Offizier in Auschwitz. Als ein Transport mit Juden aus seiner Heimat eintraf, trafen Täter und Opfer, die sich seit Jahren kannten, an der Rampe des Lagers aufeinander. Capesius schickte sie kaltblütig ins Gas und bereicherte sich an ihrem Besitz. Dieter Schlesak dokumentiert diese wahre Geschichte als komplexe Collage aus Dokumentation, Rückblende und Erzählung. Das Werk ist von enormer sprachlicher Kraft und Authentizität und bietet ein erschütterndes zeitgeschichtliches Zeugnis. Seit 30 Jahren verfolgt Schlesak die Spur des Auschwitzapothekers, sammelte Dokumente, Interviews, Briefe und Aufzeichnungen von Tätern und Opfern. Er lässt die Menschen in ihren eigenen Worten schildern, was ihnen und ihren Angehörigen widerfahren ist. Besonders bemerkenswert ist die persönliche Begegnung zwischen Opfern und Tätern aus der gleichen Stadt, die den gutbürgerlichen Massenmörder und seine früheren Bekannten zeigt. Der Erzähler, der jüdische Häftling Adam, ist die einzige fiktionale Figur, doch seine Berichte basieren auf den historischen Quellen und der 'Lagerszpracha'. 1965 wurde Capesius im Auschwitzprozess zu 9 Jahren Haft verurteilt, lebte nach seiner Entlassung bis zu seinem Tod unbehelligt und ohne Reue in Göppingen.
In "LOS. Reisegedichte" wird das Exil als Chance für neue Erkenntnisse dargestellt. Das lyrische Ich eröffnet dem Leser durch geschärften Blick die inneren Ereignisse der Landschaften in Europa und Amerika. Der Text thematisiert das Vertrauen in größere Kräfte und die Bedeutung des Augenblicks.
Der Erzähler, nach dem Tod seiner Mutter in einer psychiatrischen Anstalt, versucht durch Schreiben sein zersplittertes Bewusstsein zu verstehen. Er reflektiert über Erinnerungen, die ihn mit Verstorbenen verbinden, und sucht nach geistiger Befreiung. Sein Wahnsinn spiegelt die Katastrophen des 20. Jahrhunderts wider. Der Roman thematisiert die Suche nach Identität und die Hoffnung auf eine "Heimkehr" im Tod.
Dieter Schlesak fand in der Toskana Zuflucht und erlebt das Drama eines Schriftstellers, der zwischen seiner deutschen Identität und der Notwendigkeit, sich von ihr zu distanzieren, gefangen ist. In der Isolation kämpft er darum, seine Verbindung zur deutschen Kultur aufrechtzuerhalten und die inneren Mauern zu überwinden.
Gibt es also tatsächlich ein Überleben des Todes? Hamlets Einsicht, es gäbe mehr zwischen Himmel und Erde, als sich "unsere Schulweisheit" träumen lässt, ist aktuell. Es sind drei von Zeugen selbst erlebte und nachgewiesene "Fakten", die im Zusammenhang stehen mit der enormen zivilisatorischen (leider nicht auch kulturellen ) Entwicklung der Menschheit 1. Die Möglichkeiten durch Intensivstationen klinisch Tote wieder ins Leben zurückzuholen, so dass sie über ihre "Nahtoderlebnisse" berichten können. 2. Die Möglichkeiten "Wiedergeburtserlebnisse" von Kindern zu überprüfen, (auch hier gibt es ein sehr reiches Faktenmaterial). 3. Durch unsere "elektronischen Haustiere", die sich der Lichtgeschwindigkeit annähern, ist es möglich rätselhafte Signale und Stimmen wahrzunehmen, die von Forschern auch als "Totenstimmen" gedeutet werden.
TranssylWAHNien
- 348 Seiten
- 13 Lesestunden
Dieter Schlesak nennt seine Heimatregion Transsylvanien bewusst „Transsylwahnien“, weil unvorstellbare historische Gewalttaten und ihre Blutspuren, vor allem im 20. Jahrhundert, diese ungemein vielgestaltige, schöne und reiche Gegend zu einer der „verrücktesten“ und am heftigsten gebeutelten Provinzen Europas gemacht haben, die alle europäischen Desaster, oft in gesteigertem Maße als sonst wo, durchleben musste. Transsylwahnien ist der dritte und letzte Teil von Schlesaks Transsylvanischer Trilogie (zusammen mit Vaterlandstage und die Kunst des Verschwindens, 1986, und Capesius, der Auschwitzapotheker, 2006). Der neue Roman führt mit seiner Handlung und seinen Figuren mitten in diese grausame Geschichte. Der Autor hat Leid und Tod, Verfolgung, Entwurzelung und Exil in den zwei Weltkriegen bis hin zur Endstation der Histo-rie – Auschwitz – in Dokumentar- und Zeitliteratur übersetzt: Als Familiengeschichte wird von dieser alten Kulturlandschaft erzählt, die heute jeder nur als Dracula-Land kennt, die aber vor allem im blutigsten Jahrhundert der Menschheitsgeschichte mehr histori- schen Horror bietet als das eher kindliche Gruselmärchen. So überschaubar wie das Meer in einem Wassertropfen kann der Leser diese „verrückte“ Welt in der Sicht eines Zeitzeugen nacherleben. Dieter Schlesak, Lyriker, Essayist, Romancier, Publizist und Übersetzer, lebt seit 1973 in der Toskana und in Stuttgart. Mitglied des deutschen PEN- Zentrums und des PEN-Zent- rums deutschsprachiger Auto- ren im Ausland (London). Zuletzt erschienen: Capesius, der Auschwitzapotheker (Bonn 2006, wurde u. a. ins Ungarische, Rumänische, Polnische, Italienische, Spanische, Englische, Holländische, Portugiesische und Hebräische übersetzt), Vlad. Die Dracula-Korrektur (Ludwigsburg 2007 und 2008), Heimleuchten. Gedichte (Ludwigsburg 2009), Transilvania mon amour (Hermannstadt 2009), Der Tod ist nicht bei Trost. Liebes- und Todesgedich te (München 2010). Zahlreiche Preise und Stipendien.