Dieser Literaturnobelpreisträger verbindet meisterhaft die Kreativität eines Dichters und Malers mit einem vertieften Zeitbewusstsein. Seine Romane tauchen mit außergewöhnlicher Sensibilität und visueller Reichhaltigkeit in die menschliche Verfassung ein. Durch seinen einzigartigen Stil fängt er die Essenz der menschlichen Erfahrung und ihr Vergehen der Zeit ein. Seine Werke bieten eine tiefgründige Perspektive auf das Leben, mit künstlerischer Präzision dargestellt.
In verschiedenen Epochen und in Zeiten des Aufruhrs und der Gewalt durchleben drei Personen Ereignisse, die sich zu wiederholen und zu überlagern scheinen, ebenso wie auf den Seiten des Buches die gleichen Feldarbeiten wiederkehren, die Wechsel der Jahreszeiten, des Regens, der Sonne, der Frühlinge, gleichgültig gegenüber der Tragödie, den familiären und politischen Zerwürfnissen. Die «Georgica» sind die Summe des Simonschen Schaffens, sein Opus magnum, das 1981 erschien — 1985 erhielt er den Nobelpreis.
Französischer Autor (1913 - 2005). - Das Seil, 1947 entstanden, ist eine Folge von Reflexionen und Erinnerungen Simons, führender Vertreter des Nouveau roman, Literatur-Nobelpreisträger 1985 - an Stationen seines Lebens vom spanischen Bürgerkrieg bis zum 2. Weltkrieg als Kriegsgefangener in Deutschland
Ein französisches Dragonerregiment bezieht in einer finsteren Regennacht Quartier in einem nordfranzösischen Dorf und wird zum Zeugen des langsamen Sterbens eines verletzten Armeepferdes. In der Agonie des Tieres und in seinen großen Augen spiegelt sich die Apokalypse des Krieges in einer fast intimen Szenerie. Die Soldaten, der Erzähler und Maurice, der Jude, der weiß, was kommen wird, versuchen, in der Dunkelheit der Regennacht ihr eigenes Schicksal zu ergründen. Claude Simons Erzählung von 1958 führt mitten hinein in das thematische Universum des Nobelpreisträgers: das französische Debakel im Zweiten Weltkrieg und das Schicksal des in deutsche Gefangenschaft geratenen Kavalleristen Claude Simon. Eine literarische Trouvaille, in der die wichtigsten Motive und Handlungsstränge aller späteren Romane des Nobelpreisträgers bereits angelegt sind.
Der Spanische Bürgerkrieg, dessen Augenzeuge der junge Claude Simon 1936 als Revolutionstourist für vierzehn Tage in Barcelona war, gehört zu einem der großen wiederkehrenden Themen von Claude Simon. Der Palast erinnert fünfzehn Jahre später an diese Tage am Schauplatz des Bürgerkrieges in Barcelona und auf dem Weg dorthin. Zu jener Zeit war das einstige Palasthotel und jetzige Bankhaus noch das Hauptquartier der Republikaner.
Sein gerade in Frankreich veröffentlichtes jüngstes Werk „Die Trambahn„ ist ein Buch, das die im Schatten des Gedächtnisses ruhenden Erinnerungen befreit und in eine Kindheit im frühen zwanzigsten Jahrhundert zurückführt – nach Perpignan, in die südfranzösischen Sommer- und Herbstmonate des Erzählers. Im Echo auf Marcel Proust wird „Die Trambahn“ Claude Simons zum Gefährt durch die Erinnerung: von der Endstation in der Stadt vor dem Kino mit seinen grell lockenden Plakaten, vorbei an den „Rumpfmännern„, den Kriegsinvaliden auf ihren Wägelchen, und entlang den Villen der Provinzbourgeoisie bis hinunter zum mondänen Badestrand, wo die Tanzmusik spielt. Im Rhythmus der Erinnerung, von Station zu Station, wird eine untergegangene Jahrhundertepoche im minutiös porträtierenden Beschreibungsreichtum der Simonschen Sprache bis in die Gerüche und Düfte genauso lebendig wie die Familiengeschichte – in Gestalt der todkranken Mutter und verbitterten Kriegswitwe. Und wenn der Erzähler von einem kürzlichen Aufenthalt im Transitraum der Notaufnahme in einem Krankenhaus erzählt, dann wird Die Trambahn zu einer Meditation über den menschlichen Lebensweg, die Passage zwischen Geburt und Tod. „Leicht verschwinden ganze Jahresproduktionen neben einem solchen Buch.“ DIE ZEIT über „Geschichte" von Claude Simon
„Niemand macht die Geschichte, man sieht sie nicht, ebenso wenig wie man das Gras wachsen hört„, ein Satz von Boris Pasternak, den Claude Simon seinem Roman als Motto voranstellt. „Das Gras“ erzählt aus dem Innenleben einer Familie, um von der Zeit und ihrem Verfließen zu erzählen. Eine alte Frau stirbt. Nahe beim Haus, am Fuß der sommerlich heißen Pyrenäen, liegt Louise, die junge Frau ihres Neffen, im Gras und erzählt, was geschieht und geschah: Wie die sterbende Marie, Tochter eines des Lesens unkundigen Bauern, mit ihrer Schwester Eugènie unter Verzicht auf ein eigenes Leben dem jüngeren Pierre die Karriere eines Universitätsprofessors ermöglicht hat, und wie Sabine, Pierres Frau, ihren Kampf gegen das Verwelken führt. Louise möchte am liebsten fortgehen, aber sie fühlt sich verkettet mit den ineinander verschlungenen Schicksalen der anderen. So entsteht „Geschichte", im Fluss der Gedanken und Erinnerungen, vorantastend, in immer enger umkreisenden Beschreibungen. In den virtuosen Sätzen eines Claude Simon, lang dahinrollend, ergießt sich eine Flut von Bildern üppiger Sinnlichkeit – in denen das Wesentliche unsichtbar bleibender Geschichte sichtbar wird.
Der französische Nobelpreisträger Claude Simon, Jahrgang 1913, erzählt seine Lebens- und Familiengeschichte. ßSimon legte noch nie ein Buch vor, das so nahe bei ihm selber schien . . . auch wenn 'L'Acacia' ganz offensichtlich kein autobiographisches Buch im gewöhnlichen Sinn ist: nur einzelne Szenen werden aus dem Dunkel gestanzt, einzelne Momente scharf beleuchtet und nach artistischen Gesetzen gestaltet, die den Stoff weit über das Dasein eines einzelnen Menschen hinausheben und das, was zum Teil 'das Leben schrieb' einer ganz anderen Realitätsebene zuordnen . . . Der Autor legt vor, was vielleicht sein schönstes, sein persönlichstes Werk geworden istß. (Neue Züricher Zeitung)