Trotz aller Panik leben wir in der bequemen Illusion, dass Erderwärmung und Massenaussterben noch bevorstehen. Wir sammeln Daten und produzieren Fakten, als könnten wir damit die Welt retten. Handlungsfähig sind wir, glauben wir, erst, wenn wir genug wissen. Doch um ökologisch zu handeln, brauchen wir nicht mehr Wissen über Ökologie. Wir sind bereits ökologisch, indem wir atmen, Felder bestellen, Tiere und Pflanzen essen und in Seen baden. Erst wenn wir die Vogelperspektive aufgeben, in der wir selbst der blinde Fleck sind, erkennen wir unsere untrennbare Verbindung zur nichtmenschlichen Umwelt. Vielleicht können wir nicht vollständig verstehen, wie die Biosphäre funktioniert, aber wir können uns auf sie einstimmen. Als Individuen werden wir in tausend Jahren nichtig sein, doch unsere Taten werden bestehen bleiben. Das Problem mit dem ökologischen Bewusstsein liegt nicht in seiner Komplexität; es ist einfach. Du atmest Luft, dein Mikrobiom arbeitet, und die Evolution geschieht im Hintergrund. Du hast dieses Buch gelesen und schaust dich um. Du musst nicht ökologisch werden, denn du bist es bereits. Mortons Gedanken sind eine adäquate Antwort auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, in dem wir in eine neue erdgeschichtliche Phase eingetreten sind.
Timothy Morton Reihenfolge der Bücher
Timothy Morton ist ein führender Denker, dessen Werk sich mit der komplexen Beziehung zwischen Menschheit und Ökologie in der heutigen Welt auseinandersetzt. Seine oft provokanten und tiefgründigen philosophischen Schriften erforschen Konzepte wie Hyperobjekte und dunkle Ökologie, um unsere gegenwärtige Existenz neu zu deuten. Mortons Analyse fordert uns heraus, unseren Platz im Ökosystem zu bedenken und neue Wege der Koexistenz mit der Welt um uns herum zu finden. Sein innovativer Ansatz zur ökologischen Krise bietet den Lesern neue Perspektiven und Anstöße für tiefere Reflexion.







- 2019
- 2016
Ökologie ohne Natur
Eine neue Sicht der Umwelt
Nur scheinbar formuliert Timothy Morton in diesem bahnbrechenden Buch des Ecocriticism ein Paradox: Das Bild, das wir uns von der Natur machen, verhindert, dass wir der Umwelt, in der wir leben, gerecht werden können, dass wir ihre Ökologie begreifen. Stets trachtet das Schreiben über die Natur danach, eine Weltsicht zu vermitteln, die die Natur bewahrt und respektiert. Kein Wunder, dass wir uns angesichts der ökologischen Katastrophe, die wir erleben, nach einer unversehrten, wilden und ›unschuldigen‹ Natur sehnen. Aber die Feier der Natur, oder der Einheit mit ihr, trübt unseren Blick. Rigoros und verstörend stellt Morton unsere ökologischen Grundannahmen auf den Prüfstand und versucht, ein neues Vokabular für das Verständnis von Natur zu entwickeln. In einem Parforceritt durch die Literatur- und Philosophiegeschichte trägt das Buch dazu bei, unseren Blick auf ökologische Zusammenhänge zu weiten und den Umweltgedanken in einen geistesgeschichtlichen Kontext zu stellen, der ihm politisch und intellektuell mehr Schlagkraft verleiht.