Yves Bonnefoy Bücher
Yves Bonnefoy war ein französischer Dichter und Essayist, dessen Werk von großer Bedeutung für die französische Nachkriegsliteratur ist. Seine Schriften, die poetisch und theoretisch zugleich sind, erforschen die Bedeutung des gesprochenen und geschriebenen Wortes. Bonnefoy übersetzte auch bedeutende Werke, insbesondere von Shakespeare, und veröffentlichte mehrere Schriften über Kunst und Kunstgeschichte.







Eines Tages stößt Yves Bonnefoy in seinen Papieren auf ein unvollendetes Gedicht-Manuskript, „Der rote Schal“. Er beschließt, es zu vernichten. Doch jetzt, ein halbes Jahrhundert nach der Niederschrift, entdeckt er in diesem Gedicht verschüttete Erinnerungen: an die ländlichen Orte seiner Kindheit, Vater und Mutter, an den „Roten Sand“, den Abenteuerroman aus einer geheimnisvollen Wüste, an „La Révolution la nuit, das berühmte Bild von Max Ernst. Er will herausfinden, was ihn angetrieben hat sein ganzes langes Leben. Daher kommt die Dringlichkeit im letzten Buch des über Neunzigjährigen: „Es ist Zeit, jetzt, höchste Zeit, dass ich mir die wirklichen Fragen stelle.“ Entstanden ist ein großes Buch über das Schreiben und eine der schönsten Kindheitsgeschichten der französischen Literatur.
Wer Rimbaud verstehen will, lese doch Rimbaud, lausche seiner Stimme und vergesse die Stimmen, die sich mit ihr vermischt haben. Wozu in der Ferne, wozu andernorts suchen, was Rimbaud selbst uns sagt? Wenige Dichter waren wie er von der Leidenschaft besessen, sich selbst zu erkennen und zu fassen, ja, sich eben dadurch verwandeln zu wollen. Zu ernst nahm er diesen Weg, als daß wir einen andern suchen müßten, um die Stimme von Arthur Rimbaud wiederzufinden, ihr Streben zu entziffern, ihren Ton wiederzubeleben, ihre ausbrechende Gewalt und ihren unnachahmlich reinen Klang zu hören; zu erleben, wie sie triumphiert und wie sie zerbricht. Horchen wir also auf diese Stimmen.
In Prosastücken und Gedichten greift Yves Bonnefoy, einer der wichtigsten zeitgenössischen Dichter Frankreichs, lebenslange Motive von neuem auf: die Sprache, das Namengeben und die Kindheit. We geht sie konzentrierter, betonter, aber auch spielerischer an als zuvor. Im Mittelpunkt jedoch stehen, wie so häufig bei Bonnefoy, die Dichtung (in Gestalt von Baudelaire, Verlaine und Mallarmé), die Architektur (verkörpert durch Leon Battista Alberti) und die Malerei (in Gestalt der berühmten „Verspottung der Ceres“ von Adam Elsheimer und dreier Gemälde Poussins).
Yves Bonnefoys letzter Gedichtband erforscht die Beziehung zwischen Worten und dem Flüchtigen im Leben. Er verbindet meditative Strophen und rhapsodische Erörterungen, die den Leser zu einer tiefen Erfahrung der Präsenz und Schönheit führen. Bonnefoys Lyrik fordert dazu auf, die Grenzen zwischen Realität und Poesie zu überschreiten.
In dem umfangreichen poetischen Werk von Yves Bonnefoy nimmt „Streichend schreiben“ eine bemerkenswerte Sonderstellung ein: Nie zuvor hat Bonnefoy einen Gedichtzyklus geschrieben, der ausschließlich Gedichte in einer einzigen strengen Form enthält: achtundzwanzig Sonette in ihrer klassischen, romanischen Gestalt, vierzehn Verse, verteilt auf zwei Quartette und zwei Terzette. Und zugleich gestaltet er hier Bilder, Themen und Motive, die in großer Kontinuität anknüpfen an die eines ganzen Lebenswerks: Zeit und Erinnerung, Kindheit und Alter, Sprache und Traum, Buch und Bild. Die lebenslangen Motive werden jedoch andere in dieser anderen Konstellation, und vor diesem Hintergrund muss man „Streichend schreiben“ trotz seiner Kürze als einen der gewichtigsten Gedichtbände von Yves Bonnefoy ansehen, als genuines Spätwerk, das von einem sowohl zeitlich wie auch ästhetisch vorgeschobenen Posten aus ein ganzes Lebenswerk noch einmal in Bewegung setzt, in neuem Licht erscheinen läßt. Die formale Wahl stellt alle Themen dieses Werks noch einmal in Frage, schreibt sie neu, konzentriert sie und dringt durch die Konzentration zu unbekannten Dimensionen des Bekannten vor und damit auch zu einer offenen Zukunft des Vergangenen.