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Bora Ćosić

    5. April 1932

    Bora Ćosić ist ein Autor, dessen Werke sich durch einen satirischen und polemischen Ton auszeichnen und die sozialen und historischen Realitäten seiner Heimat erforschen. Er nutzt oft die Perspektive eines Kindes, um die Absurdität des täglichen Lebens aufzudecken, wobei sein erzählerischer Stil einer Montage gefundener Materialien ähnelt. Durch diesen ausgeprägten Ansatz enthüllt er die komplexen Verbindungen zwischen persönlichen Geschichten und großen historischen Ereignissen. Sein Schreiben, das oft von literarischen Größen inspiriert ist, stellt einen kontinuierlichen Prozess der Entdeckung und Verflechtung von Bedeutungen dar.

    Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution
    Operation Kaspar
    Die Zollerklärung. Aus d. Serb. v. Katharina Wolf-Grieshaber
    Die Reise nach Alaska
    Im Zustand stiller Auflösung
    Wie unsere Klaviere repariert wurden
    • Die vorliegenden Satiren gehen zurück auf den 1966 erschienenen Prosaband »Geschichten vom Handwerk«. Sie stellen aus serbischer Sicht, und gebrochen durch die Optik eines Kindes, große Ereignisse dar: das Ende des zweiten Weltkriegs, die Befreiung Beograds vom Hitlerfaschismus, die ersten Jahre des Aufbaus einer sozialistischen Gesellschaftsordnung in Jugoslawien. Scheinbar naiv und wahllos, dabei aber wohlkalkuliert, vermengt der Erzähler Authentisches mit Fiktivem, Nebensächliches mit Wesentlichem, Banalitäten mit tragischen Vorkommnissen, und unterzieht die historisch-heroische Epoche nebst ihren späteren Darstellungen sowie vor allem ihre Auswirkungen auf das private Leben einer ironisch-kritischen Analyse, einer Analyse, die im wesentlichen von dieser Zeit selbst vorgenommen wird: ihr Jargon, ihre rasch zu Klischees erstarrten Parolen und Verhaltensregeln bedürfen nur eines intelligenten Organisators, um sich großenteils selbst ad absurdum zu führen. Den hat das schier unerschöpfliche Material jener so bewegten Zeit in Bora Cosic zweifelsohne gefunden.

      Wie unsere Klaviere repariert wurden
    • Die Reise eines Schriftstellers auf den Spuren Marcel Prousts in der Normandie geht gleich zu Beginn gründlich schief, denn das befreundete französische Ehepaar will in ein bretonisches Städtchen, in dem Proust nie war. Die kleine Reisegesellschaft quartiert sich im Hotel Armor ein. Der übergriffige Portier, der vor Kraft und Klischees über »uns« und »die anderen« nur so strotzt, liefert dem kränkelnden Schriftsteller reichlich Stoff zum Nachdenken. Nachdem seine Frau zu einem Vortrag enteilt und das befreundete Ehepaar wieder in Paris ist, bleibt er allein im tristen Tréboul zurück und wertet fröhlich grummelnd Dekadenz und Langeweile um. Seine eigene Suche nach der verlorenen Zeit karikiert jedes Pathos, voller Selbstironie und Witz zerpflückt der Ich-Erzähler eine vermeintliche Selbstverständlichkeit nach der anderen, am Ende auch den eigenen Traum vom Buch über Proust. »Im Zustand stiller Auflösung« ist eine hochkomische Suada, wie sie schon bei Ćosićs großem Familienepos Die Tutoren anklang. Auch hier verbirgt sich hinter seinem geistreichen Hadern eine mutige Kritik an den Auflösungserscheinungen der europäischen Kultur.

      Im Zustand stiller Auflösung
    • Im Frühjahr 2005 bricht der serbische Schriftsteller Bora ? osi? zu einer Reise durch das frühere Jugoslawien auf. Er hat das Land Anfang der neunziger Jahre verlassen und findet nun ein Gebiet neuer Widersprüche vor. Müllberge türmen sich in Kroatien, Dörfer sind noch vom Krieg gezeichnet. In Sarajevo überblenden sich die Gegenwart und das Wissen um die Jahre der Belagerung, in Belgrad erfährt er sich als dazugehörender Außenseiter. ? osi? verbindet sinnliche Anschauung mit politischer Kritik, scharfsinnige Reflexion mit Erinnerungen an die avantgardistische jugoslawische Kulturszene. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie es zur Katastrophe kommen konnte.

      Die Reise nach Alaska
    • „Die Zollerklärung“ ist die Lebensbilanz eines mitteleuropäischen Intellektuellen, geprägt von der Melancholie des Abschieds. Es ist ein literarisches Dokument über Emigration und Heimatverlust, das auch heute noch relevant ist.

      Die Zollerklärung. Aus d. Serb. v. Katharina Wolf-Grieshaber
    • Vom »Stall« über »die Straße« zum »Garten« führt der eigenartige Weg eines namenlosen Ehepaars in mittleren Jahren. Der Stall ist eine großbürgerliche, aber vermüllte Wohnung in irgendeiner europäischen Stadt des vergangenen Jahrhunderts. Umgeben von Zeitungen und wuchtigen Möbeln, dreht der Ehemann darin ab und zu mit dem Fahrrad eine Runde durch den Flur und sinniert über das Leben, die Frau kocht, fegt und näht wortlos Knöpfe an. Eines Tages durchbrechen sie die Routine, flüchten ins Ausland und finden sich mit nichts als einem überdimensionalen leeren Pappkoffer auf der Straße wieder. Dort werden sie von der Polizei aufgegriffen, die ihre Sprache nicht versteht und sie überfordert abschiebt. So landen sie im Garten, dessen Besitzer, Professor Daumer, Helfer für die Spargelernte braucht. Wie der Lehrer des berühmten Findelkindes Kaspar Hauser bringt er seinen Schützlingen anhand der Botanik eine neue Sprache bei. Doch eine Geheimoperation, die unbemerkt im Hintergrund abläuft, endet abrupt in einem Fiasko. Der »große alte, listig-heitere Mann der serbischen Avantgarde«, wie die Neue Zürcher Zeitung Bora Ćosic nannte, hat mit »Operation Kaspar« einen pointierten, hintersinnigen Roman geschrieben, der den alten Migrantentraum von Bildung und einem besseren Leben gnadenlos zerplatzen lässt.

      Operation Kaspar
    • Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution, heute ein Klassiker der europäischen Literatur, war ein Kultbuch in Jugoslawien. Aus der Perspektive eines Kindes - unschuldig bis zur Idiotie - wird in kaum zu überbietender Knappheit vorgeführt, wie Krieg, Faschismus und Kommunismus den Mikrokosmos einer heruntergekommenen Familie in Belgrad der vierziger Jahre heimsuchen. Hier hält man Lenins Schrift »Ein Schritt vor, zwei zurück« für ein Tango-Lehrbuch, diskutiert über Zwerge in Einmachgläsern und geht in Deckung, wenn die Partisanen den Freund von gestern zum Feind erklären. Die unheimliche Lakonie des Erzählers, der irrsinnige Witz und melancholische Humor des Buches machen es zu einem Meisterwerk der Subversion.

      Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution
    • In der Erzählung von Bora Ćosić wird das Leben einer Gruppe von Gymnasiasten in einer künstlichen Klassenzimmergemeinschaft thematisiert. Der Ich-Erzähler empfindet die Situation als eingeschränkt und absurd, während die Schüler, die das Schuljahr wiederholen, im Mittelpunkt stehen und die Absurdität ihres Daseins reflektieren.

      Die Vogelklasse. Prosa
    • Bora Ćosić, der bedeutende kroatisch-serbische Modernist, reflektiert in seinen Gedichten über sein Exil in Berlin und die Niederlagen des letzten Jahrhunderts. Milo Dor beschreibt sie als ein Tagebuch über das Leben eines Emigranten.

      Irenas Zimmer. Gedichte
    • Das Land Null

      • 305 Seiten
      • 11 Lesestunden

      "Il Borgo" ist eine alte Villa, die zur Festung geworden ist, während der Erzähler sich in einem Belagerungszustand isoliert und von Nachbarn beobachtet fühlt. Bora Cosic beschreibt in sieben Kapiteln die Urszenen des osteuropäischen Daseins und thematisiert Warteschlangen, Überbleibsel von Verhaftungen und die Monotonie des Wartens in einem veränderten Belgrad.

      Das Land Null
    • "Wir sind die Kinder der Sonne, des Mondes und eines noch unentdeckten Planeten, auf dem nur wir drei Platz haben." Großmutter Laura, die älteste Fersehzuschauerin Europas, tyrannisiert ihren kleinen Familienkosmos. Sie sitzt im Rollstuhl vor dem Fernseher, zankt mit ihrer Tochter Danica und redet pausenlos. Weisheit und Unsinn ihrer Kommentare und Reminiszenzen, arrangiert von ihrem Enkel Bora Cosic, ergeben nichts Geringeres als eine "Enzyklopädie des Alltags" im 20. Jahrhundert.

      Bel tempo