Neben den Dichtern, die malen, und den Malern, die dichten – wie Alberto Giacometti in früheren Jahren –, gibt es die Dichter, die über Maler schreiben: so zum Beispiel der Franzose Jean Genet. Er traf sich regelmässig mit Alberto Giacometti (1901–1966) in dessen Atelier. Was er bei diesen Begegnungen erlebte und dachte, hielt er in Form eines Dialogs fest. Das äussere Zwiegespräch fand im Atelier zwischen dem Bildhauer und Maler und dem Schriftsteller statt, das innere zwischen Genet und dem Werk Giacomettis. Entstanden ist ein virtuoses Geflecht aus Beobachtungen und Gedanken sowie Kommentaren oder Entgegnungen von Alberto Giacometti. Genet erfasste auf diese Weise die Suche Giacomettis nach dem vollkommenen Werk und offenbarte zugleich seine eigenen Emotionen und die Faszination, welche die Arbeiten dieses grossen Künstlers in ihm hervorriefen. Alberto Giacometti ist das erste Buch, das Ernst Scheidegger als Verleger herausbrachte. Seine Porträts gehören zu den besten Fotografien von Alberto Giacometti überhaupt.
Jean Genet Bücher
Jean Genet war einer der bedeutendsten französischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, bekannt als Dichter, Romanautor, Dramatiker und politischer Essayist. Seine Werke, von denen viele bei ihrer Erstveröffentlichung als skandalös galten, werden heute als Klassiker der modernen Literatur gefeiert. Genet befasst sich in seinen Schriften mit dem Leben der Randfiguren der Gesellschaft und erforscht komplexe Themen wie Moral, Identität und Rebellion. Sein unverwechselbarer Stil, der sich durch provokative Bilder und intensive emotionale Tiefe auszeichnet, hat eine unauslöschliche Spur in der literarischen Landschaft hinterlassen.





![4 [Vier] Stunden in Chatila](https://rezised-images.knhbt.cz/1920x1920/51962741.jpg)

„Der Sprengkörper Genet. Das Buch ist hier, in dieser Wohnung, fürchterlich, obszön, unpublizierbar, unvermeidbar. Man weiß nicht, wie es nehmen. Es ist. Es wird sein. Wird es die Welt zwingen, so zu werden, dass es in ihr erscheinen kann? Für mich bedeutet es das große Ereignis der Epoche. Es bringt mich in Aufruhr, es widert mich an und es verzaubert mich. Es wirft unzählige Fragen auf. Es kommt daher auf den leichten Füßen des Skandals, mit seinen Samtfüßen ... Ich habe Notre-Dame-des-Fleurs Zeile für Zeile wiedergelesen ... Das Gedicht "Le Condamné à Mort" reihte sich noch zu anderen Gedichten. Hier aber haben wir die Einsamkeit und das Funkeln eines dunklen Sternes vor uns.“ Jean Cocteau, Tagebucheintrag vom 22. Februar 1943 Dank der Vermittlung von Jean Cocteau wurde die Erstausgabe des ersten Romans von Jean Genet 1944 in Frankreich veröffentlicht. In Deutschland erschien der Roman erstmals im Jahr 1960 und löste sogleich eine Anklage wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften aus. Der sich daraus ergebende Prozess am Landgericht Hamburg endete im Jahr 1962 mit einem Freispruch des Buches und bewirkte die weitgehende Liberalisierung der literarischen Zensur in Deutschland.
Der Balkon
Schauspiel
Das Freudenhaus "Der Balkon" ist ein "Haus der Illustionen". Jeder kann hier die Rolle spielen, nach der ihn gelüstet. Das barocke Stück bildet die reale Welt als Schein ab und denunziert sie als bloßes Theater.
In seinem zweiten Roman (frz. Erstausgabe 1946) bescheibt Jean Genet seine Kindheit. Er tut dies als Dichter, der die Enttäuschungen, Demütigungen und Schrecken seiner elternlosen Jugend mit Hilfe der Poesie zu verzaubern und zu verherrlichen versteht. In dieser Werkausgabe veröffentlicht der Verlag die Urfassung des Romans aus dem Jahr 1946. Diese Ausgabe enthält somit auch die Textpassagen, die seit 1951 in den späteren französischen (und deutschen) Ausgaben des Romans nicht mehr enthalten waren.
Spectaculum 8
Moderne Theaterstücke
Das Theater hat im Werk Jean Genets zentrale Bedeutung. Dabei versteht er Theater nicht als Stätte der Unterhaltung, auch nicht als moralische Anstalt, sondern als einen poetischen Ort, an dem imaginäre Gestalten grundsätzliche Konflikte austragen. Er hat zu den meisten seiner Stücke kurze Kommentare abgegeben, in die er seine Ansichten vom Theater hat einfließen lassen. Das gilt im besonderen für die Briefe, die er anläßlich der Pariser Inszenierung seines Algerienstückes „Die Wände“ an den Regisseur Roger Blin schrieb.


