Günter de Bruyn erzählt die Lebensgeschichte des romantischen Dichters Zacharias Werner Zacharias Werner, einer der wenigen Bühnenautoren der Romantik, entführte seine erste Frau aus dem Freudenhaus und konvertierte nach drei gescheiterten Ehen zum Katholizismus. Ruhelos reiste Werner durch halb Europa. August Wilhelm Iffland gehörte in Berlin zu seinen Förderern am Theater, Johann Wolfgang Goethe inszenierte in Weimar eines seiner Stücke. In Aschaffenburg wurde Zacharias Werner schließlich zum Priester geweiht und fand Halt im Predigen und Missionieren. Einfühlsam und nüchtern zugleich erzählt Günter de Bruyn von einem Getriebenen, der die Welt und die Menschen – und damit auch die eigene Kunst – immer mehr aus dem Blick verliert. Eine verstörende, traurige Geschichte über Einsamkeit und Wahn, Liebe und Literatur.
Johann Paul Friedrich Richter, als Schriftsteller Jean Paul genannt, der aus ärmlichen Verhältnissen kam und zum berühmten Mann wurde, dessen Ruhm einst den von Goethe und Schiller überschattete, der als erster das ungewisse Schicksal 'freien' Schriftstellertums wagte, häufig um den Preis bitterster Armut, der von Frauen umschwärmte 'Dichter der Jünglingsgefühle', der große Satiriker und der unvergleichliche Gestalter der Lebensprobleme der 'kleinen Leute', ihres Alltags und ihrer Gefühlswelt, der von Herder und Wieland gefeiert wurde und über Börne und Heine bis zu George und Hesse und Jüngeren immerzu bewundernde Fürsprecher fand: Jean Paul und seine Zeit macht de Bruyn in seiner kunstvollen farbigen Darstellung lebendig. Diese Jean-Paul-Biographie ist ein Kabinettstück biographischer Erzählkunst und zugleich ein literarisch aufgearbeitetes Stück Geschichte.
Das Buch ›Babylon‹ von Günter de Bruyn umfasst 17 Erzählungen, die zwischen 1960 und 1984 entstanden. Die Geschichten handeln von gewöhnlichen Figuren und deren Sorgen um Ehe, Wohlstand und Karriere, während sie tiefere Konflikte um Liebe, Wahrhaftigkeit und Macht thematisieren.
Um die au_rgew_hnliche Verehrung der K_nigin Luise von Preu_n entstehen,
andauern und sich _ber ganz Deutschland ausbreiten zu lassen, mu_en
verschiedene Ereignisse und Umst_e zusammenkommen. Sch_nheit und Anmut mu_en
selten gewesen sein auf preu_schen Thronen; b_rgerliche Tugenden mu_en
_ffentliche Wertsch_ung genie_n; ein fr_her Tod mu_e die K_nigin in der
Erinnerung jung erhalten, Preu_n die schlimmste Niederlage seiner Geschichte
erleiden, und die Periode seiner Dem_tigungen mu_e siegreich zu Ende
gehen.§Da_aber Luise, die siebente von insgesamt elf preu_schen K_niginnen,
f_r das Deutsche Reich von 1871 mit dem Hohenzollernkaiser an der Spitze zu
einer Art Ursprungsmythos werden konnte, hing sowohl mit dem zu ihren
Lebzeiten erstarkenden deutschen Nationalbewu_sein und der besonderen Rolle
Preu_ns in den Befreiungskriegen zusammen als auch - und das in erster Linie -
mit ihrem Sohn Wilhelm, der sechzig Jahre nach ihrem Tode deutscher Kaiser
wurde.§Passend dazu war die Verflechtung ihres Lebens mit au_rpreu_schen
deutschen L_ern. Sie war eine mecklenburgische Prinzessin, wurde aber in
Hannover geboren und hatte ihre Jugend s_dlich des Mains verbracht. Sie sprach
Hochdeutsch mit hessischen Dialektankl_en und war schon als junges M_hen mit
der Mutter des in ganz Deutschland verehrten Goethe bekannt und vertraut
gewesen. In ihr verbanden sich, wie man sp_r in v_lkischer Tonart sagte, _die
schlichte Treue und das Pflichtbewu_sein der schweren norddeutschen St e mit
der _Herzensw_e und Heiterkeit s ddeutschen Blutes . Und da sie zu den blonden
und blau_igen Sch_nheiten geh_rte, eignete sie sich auch vom ren her f_r eine
Lichtgestalt deutscher Art.§§Die sch_nen Schwestern§§In Hannover war die
Mecklenburgerin geboren worden, weil ihr Vater, bevor er regierender Gro_erzog
von Mecklenburg-Strelitz wurde, als Gouverneur der Stadt in englischen
Diensten gestanden hatte, und ins Hessische war sie mit sechs Jahren geraten,
als ihre Mutter, eine geborene Prinzessin von Hessen-Darmstadt, gestorben war.
Bei der Gro_utter war sie im Darmst_er Alten Palais aufgewachsen und mit
siebzehn Jahren in Frankfurt am Main gezielt mit dem preu_schen Kronprinzen
zusammengebracht worden. Und da die beiden sich ineinander verliebten und der
K_nig diese Verbindung w_nschte, waren sie wenige Wochen sp r verlobt.§Am 10.
M 1776 war Luise zur Welt gekommen, am 22. Dezember 1793 kam sie als Braut
nach Berlin. Den Triumphzug der Einholung durch B_rger und Soldaten erlebte
die Siebzehnj_ige an der Seite ihrer j_ngeren Schwester Friederike, die die
Braut des j_ngeren Bruders des Kronprinzen war. Schadow war so entz_ckt von
den beiden, da_er ihren hessischen Dialekt als die angenehmste aller deutschen
Mundarten bezeichnete. Er spricht von einem Zauber , der sich durch den
Liebreiz der Schwestern _ber der Residenz ausbreitete und die Berliner durch
die Frage§entzweite, welche die Sch_nere von beiden sei. Er selbst entzog sich
dieser Entscheidung, indem er beide in seinem heute ber_hmten Marmorstandbild,
der sogenannten Prinzessinnengruppe, vereinte und so Luise, noch bevor sie
K_nigin wurde, als Gebilde der Kunst in die Unsterblichkeit hob.§F_r die
Ausformung der Luisen-Legende hatte die Prinzessinnengruppe allerdings kaum
eine Bedeutung, sieht man von einer indirekten, _ber die Literatur
vermittelten Wirkung ab. Schuld daran war Luises Gatte, Friedrich Wilhelm
III., der noch Kronprinz war, als der K_nig das Kunstwerk in Auftrag gegeben
hatte, bald nach dessen Fertigstellung aber selbst K nig wurde und es, wie
vieles, das sein Vater getan oder veranla hatte, verwarf.§Johann Gottfried
Schadow, 1764 in Berlin geboren, Sch_ler des Hofbildhauers Tassaert, seit 1788
dessen Amtsnachfolger, hatte schon Meisterwerke wie die Quadriga des
Brandenburger Tores und das Zieten-Denkmal f_r den Wilhelmplatz in Berlin
geschaffen, so da_der Minister von Heynitz, als er Friedrich Wilhelm II.
vorschlug, die Sch_nheit der Schw
Hommage an einen vergessenen Ort Schon Theodor Fontane besuchte Schloss Kossenblatt auf seinen ›Wanderungen durch die Mark Brandenburg‹. Günter de Bruyn erzählt in seinem neuen Buch die ganze Geschichte des Schlosses – von seiner kurzen Blütezeit unter Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. bis heute. Wie in seinen letzten Büchern geht es dabei immer auch um preußische Geschichte und die eigene brandenburgische Heimat. Darüber hinaus aber ist ›Kossenblatt‹ eine sehr persönliche, gelassen-melancholische Betrachtung über das Leben im Abseits, über Tod und Vergessen und die Kraft der Erinnerung.
Theodor Gottlieb von Hippel: Über die Ehe Erstdruck: 1774. Neuausgabe mit einer Biographie des Autors. Herausgegeben von Karl-Maria Guth. Berlin 2017. Umschlaggestaltung von Thomas Schultz-Overhage unter Verwendung des Bildes: Jan Steen, Ehepaar im Schlafgemach, 1670. Gesetzt aus der Minion Pro, 11 pt.
Zehn Jahre nach der Wiedervereinigung ist die Stimmung in Deutschland kritisch. Günter de Bruyn konstatiert: „Die Nation hat schlechte Laune. Sie ist wieder vereint, aber nicht glücklich.“ Diese Unzufriedenheit hat tiefere Ursachen, die auf ein falsches Verhältnis zur Geschichte zurückzuführen sind. In seinem Essayband geht de Bruyn scharf mit den Menschen in Ost und West ins Gericht und kritisiert den weit verbreiteten Werteverfall sowie die zunehmende Entchristianisierung der Gesellschaft. Er fordert dazu auf, die Traditionen und kulturellen Kräfte nicht aus den Augen zu verlieren, sondern sie für die Gegenwart zu nutzen. De Bruyn, einer der bekanntesten Schriftsteller aus der ehemaligen DDR, analysiert die mürrische Grundstimmung seiner Landsleute und bleibt dabei den Themen Kultur und Literatur treu. In anschaulichen Aufsätzen führt er die Leser durch Brandenburg, behandelt die Toleranz der Preußen, Berlin als Beispiel, die „ruinierte Stadt“ Potsdam und die wiederkehrenden Überschwemmungen im Oderbruch. Zudem widmet er sich der Literatur der Region, einschließlich Theodor Fontane und Heinrich Böll. Immer wieder thematisiert er die Macht der Vergangenheit und den richtigen Umgang mit der Geschichte.
Berlin nach der Niederlage gegen Napoleon. Preußen liegt wirtschaftlich und politisch am Boden. Zugleich aber öffnet gerade die Niederlage den Weg zu wichtigen Reformen, und bei aller materiellen Not erlebt Berlin weiterhin eine erstaunliche kulturelle Blüte. Im Zuge der sogenann-ten Befreiungskriege gelingt schließlich doch noch der Sieg über Napoleon, der neuerlichen Machtgewinn, aber nicht die erhoffte Einheit und Freiheit bringt.
Wie schon in ›Als Poesie gut‹, seinem großen Essay über die Berliner Kulturepoche zwischen 1786 und 1807, wird de Bruyn der Vielfalt und Widersprüchlichkeit von Preußens bedeutendster Epoche dadurch gerecht, dass er sie im Spiegel zahlreicher Einzelporträts und Geschichten reflektiert. Günter de Bruyn erzählt dabei von den berühmten Staatsmännern und Reformern der Zeit wie Hardenberg, Humboldt oder Gneisenau. Souverän und sensibel schildert er die Schicksale großer Autoren der Romantik wie Kleist, Rahel Varnhagen, Eichendorff und E. T. A. Hoffmann. Darüber hinaus aber folgt er auch den Abenteuern und politischen Irrwegen von Zeitgenossen wie Karl von François oder Turnvater Jahn.
Einer der Autoren der Epoche, denen de Bruyns größte Sympathie gilt, ist Adelbert von Chamisso, von dem der Titel des Buches stammt. »Die Zeit der schweren Not« aber – darin liegt die bittere Ironie dieses Verses aus dem Jahr 1813 – meint nicht Hunger und Elend nach der Niederlage gegen Napoleon, sondern die Not eines zum Deutschen gewordenen Franzosen, der inmitten der beginnenden Restauration und Kriegsbegeisterung seiner Zeit zum Außenseiter wird.