Egon Bondy
20. Jänner 1930 – 9. April 2007
Auch bekannt als: Egon Bondy
Egon Bondy (* 20. Januar 1930 in Prag; † 9. April 2007 in Bratislava; eigentlich Zbyněk Fišer) war ein tschechischer Dichter und Philosoph. Er war einer der intellektuellen Größen im Prager Underground der 1970er Jahre.
Unter dem Namen Zbyněk Fišer 1930 in Prag geboren, wuchs der Sohn eines Obersten der tschechoslowakischen Armee ohne Mutter, aber in privilegierter Familie und im Wohlstand auf. Nach dem kommunistischen Putsch im Jahre 1948 bekam er schnell die Absurditäten des realsozialistischen Alltags am eigenen Leib zu spüren: sein Vater wurde degradiert und enteignet. Schon als 16-Jähriger wurde er Mitglied einer surrealistischen Gruppe und war überzeugter Marxist. Von 1957 bis 1961 studierte er an der Karls-Universität Prag Philosophie und Psychologie. Bereits in den fünfziger Jahren lebte Bondy am Rande der Illegalität. In diese Zeit fällt auch seine stürmische Beziehung zu der Tochter Milena Jesenskás – Jana Krejcarová. Er verschrieb sich schon bald dem »totalen Realismus«, einer auch von seinem Freund Bohumil Hrabal mitgetragenen künstlerischen Richtung. Sein Pseudonym legte er sich aus Protest gegen den unverhohlenen Antisemitismus während der stalinistischen Exzesse der 1950er-Jahre in der ČSR zu. Dies war nicht sein einziger Akt des Widerstandes, sein ganzes Leben prägten die Totalitarismen des 20. Jahrhunderts. Bis zur Samtenen Revolution von 1989 war Bondys umfangreiches dichterisches Werk nur als Typoskript-Samisdat im Umlauf und die Auflagen bewegten sich meist in einer Höhe von dreißig Exemplaren. Nach 1968 wurde Bondy zum scharfsinnigen Beobachter der Ereignisse rund um die sowjetische Invasion seines Heimatlandes. Der Konflikt zwischen dem Schriftsteller und dem totalitären Regime verschärfte sich zunehmend. Rund um ihn entstand der Prager Underground, die kulturelle Parallelgesellschaft in der „normalisierten“, das heißt den Sowjets angepassten, Tschechoslowakei. Bondy war in seiner ungebrochenen Eigenwilligkeit eine führende Persönlichkeit im kulturellen und politischen Raum der Tschechoslowakei – vor und nach der friedlichen Trennung im Dezember 1992. Er hatte diese Teilung als Ausdruck einer politisch falschen Entwicklung kritisiert und siedelte 1993 aus Protest nach Bratislava über, seinem selbstgewählten slowakischen Exil. Bondy hat als Agent mit der kommunistischen Geheimpolizei StB wiederholt in den Jahren 1952–1955, 1961–1968 (Codename „Klima“), von 1973 bis 1977 (Codename „Mao“) und von 1985 bis 1989 (Codename „Oskar“) zusammengearbeitet. Anfang der 90er Jahre wurde publik, dass Bondy während seines Studiums als Informant der Staatssicherheit (StB) viele Kommilitonen denunziert hatte, darunter seine Freundin Jana Krejcarová, später dann auch die Philosophen Jan Patočka und Jiří Němec (mit denen er in einer Wohngemeinschaft lebte) und andere. Er informierte die Polizei auch über Petr Uhl sowie Sibylle Plogstedt, die später in einem Schauprozess verurteilt wurden.Er verstarb 2007 in Bratislava und wurde auf dem Malvazinky-Friedhof in Prag beigesetzt.