Emmanuel Bove Bücher
Emmanuel Bove war ein Pariser Autor, der als stiller und diskreter Beobachter bekannt war. Seine Romane und Novellen bevölkerten unbeholfene Figuren, 'Verlierer', die ständig mittellos und ihrem hoffnungslosen Schicksal ergeben waren. Trotz der bedrückenden Natur seiner Erzählungen sorgte Bove dafür, dass seine Werke modernistisch und nicht nur deprimierend blieben, indem er ihnen einen luftigen Stil und humorvolle Beobachtungen verlieh, die die Nachkriegsatmosphäre präzise einfingen.






Aus dem Französischen von Gabriele Zehnder. In diesem Roman wird Schritt um Schritt das Innere eines Einzelgängers nach außen gekehrt, es ist der wohl autobiographischste des Autors, eine Art Selbstentblößung. Jean-Noel ist der Stiefsohn, von dem man nach und nach - wie von einem verborgenen Beobachter beschrieben - immer mehr erfährt. Im Zwiespalt zwischen pathologischer Idealisierung der Stiefmutter und befremdlicher Distanz zur leiblichen Mutter, bis hin zur Verleugnung, zeigt sich der Held des Romans, der dem Leser über eine entscheidende Lebensspanne von fast dreißig Jahren begegnet, als bindungssüchtig und zugleich bindungsunfähig. Ständig bemüht, mehr zu scheinen als zu sein, ständig bemüht, einer Welt zugeordnet zu sein, zu der er eigentlich nicht gehört, ständig begierig, den moralischen und geistigen Anforderungen der Stiefmutter Annie zu genügen, entfaltet sich der Lebensabschnitt eines Mannes, der um seiner Eigenliebe, seiner Gefallsucht willen fast alles an menschlicher Bindung opfert, der eine hohe Kunst der Selbstverleugnung zelebriert.
Ein Außenseiter
Roman
„Ein Außenseiter“ vermittelt die Erfahrungen eines virtuosen Zeichendeuters der französischen Moderne in einer kafkaesken Atmosphäre. Der Ich-Erzähler lebt isoliert in einem Hotelzimmer im Pariser Quartier Latin, mit begrenzten, jedoch fragwürdigen finanziellen Mitteln. Eine mysteriöse Verbindung zu einem Arzt, der wie ein Wohltäter erscheint, verstärkt die unheimliche Stimmung. Ein gemeinsames Essen führt zu einer plötzlichen Katastrophe für den Ich-Erzähler, während ein unausgesprochenes Ereignis im Hintergrund die Bedrohung zu erklären scheint. In einer Rückblende, die an Film noir erinnert, enthüllt der Autor die wahren Zusammenhänge eines Lebens, das alles zuvor Erzählte in einem neuen Licht erscheinen lässt. Es handelt sich um das Dasein eines hoffnungslosen Pessimisten und Außenseiters, dessen Verhalten den gesellschaftlichen Normen widerspricht und der dadurch ungewollt in Ächtung gerät. Mit sparsamen, spannungsgeladenen Tönen entfaltet Bove ein tiefgründiges Nachdenken über das Leben eines Außenseiters und sein eigenes. Die Frage, ob es sich um eine Autobiographie handelt, wird aufgeworfen, da einige Töne den Leser berühren. Es bleibt die Geschichte des gleichen Helden, die jedoch in ihrer Qualität über das Gewöhnliche hinausgeht.
Von Rilke bewundert, von Beckett empfohlen, von Handke übersetzt: 1921 schrieb Emmanuel Bove, dreiundzwanzigjährig, seinen ersten Roman Meine Freunde , dem die begeisterte Colette zur Publikation verhalf. Drei Jahre später erschien Boves zweiter Roman Armand . Armand erscheint zunächst als ein glücklicher Zwillingsbruder jenes Victor Baton aus Meine Freunde , der vergeblich auf der Suche nach anderen Menschen war, mit denen er endlich glücklich sein könnte: Armand hat jemanden gefunden, eine Frau namens Jeanne, die ihn liebt und ihm sogar ein gewisses Wohlleben ermöglicht. Dann aber begegnet ihm eines Tages auf der Straße Lucien, ein Kumpan von früher, aus der Zeit der Armut und der Verlassenheit, und wenig später Marguerite, die Schwester Luciens, und es beginnt die Geschichte eines haarsträubenden Verhängnisses.
Ein Vater und seine Tochter
- 93 Seiten
- 4 Lesestunden
»Ein düsteres kleines Meisterwerk des unvergleichlichen Emmanuel Bove« (Der Spiegel) Antoine About ist der wenig präsentable Held dieser großen kleinen Erzählung, und sein Name ist Programm: Er ist »à bout«, am Ende, fertig mit sich und der Welt. Oder zumindest fast; denn als eines Tages ein Telegramm seiner vor vielen Jahren verstoßenen Tochter Edmonde eintrifft, schöpft der verwahrloste alte Mann Hoffnung auf ein gemeinsames Leben, auf Liebe und Vergebung. Er läßt sein Leben Revue passieren: seine jungen Jahre, in denen er Außergewöhnliches zu vollbringen hoffte, seine Ehe mit der wesentlich jüngeren Marthe, seine Hingabe an sein einziges Kind, die Tochter Edmonde – eine Geschichte des Scheiterns. Und dann kommt die Tochter zurück. Wiederum geht der Protagonist »à bout«, bis zum Äußersten.
Sie sind ein junges, gewiß auch seltsames Paar, Pierre Changarnier und seine Freundin Violette. Changarnier lebt in einem schäbigen Hotelzimmer und ist arm, doch weiß er auch, daß in seinen vier Wänden nichts passieren wird, was seine Situation verändern könnte. Also macht er sich zusammen mit Violette auf, „dem Glück entgegenzugehen, da es nun mal nicht zu uns kommt.“ Ihr Streifzug durchs nächtliche verschneite Paris verläuft aber anders als gedacht. Als sich ein kleiner Mann an ihre Fersen heftet und Changarnier ihn nicht abschütteln kann, kommt es zu einem Gewaltausbruch. Der Mann fällt zu Boden, und Changarnier glaubt, ihn umgebracht zu haben.
»So leise wie folgerichtig« (FAZ) – die Geschichte einer aufopferungsvollen Liebe und ihres unspektakulären Verklingens. 1917. Die einundzwanzigjährige Colette lebt bei ihrem eifersüchtigen Vater in Paris. Eines Tages erhält sie einen merkwürdig dringlichen Brief aus Genf: Jacques, ihr Freund, bittet sie, zu ihm in die Schweiz zu kommen. Colette verlässt ihr Zuhause; ihrem Vater verweigert sie jede Erklärung. Erst nach monatelangem Zusammenleben gesteht Jacques sein dunkles Geheimnis: einen in psychischer Verwirrung begangenen Mord. Aber noch ist Colettes Hingabe, ihre fraglose Bereitschaft, den schwermütigen und unberechenbaren jungen Mann vorbehaltlos zu lieben, nicht erschöpft.
Meine Freunde
- 209 Seiten
- 8 Lesestunden
In seinem Roman schildert Bove einen Abschnitt aus dem Leben des Victor Baton, eines Kriegsinvaliden, der mit seiner niedrigen Rente im Paris der zwanziger Jahre lebt und sich nichts sehnsüchtiger wünscht, als einen Freund zu haben, um seiner Einsamkeit zu entrinnen. Die Versuche, die Baton in dieser Richtung; unternimmt, scheitern jedoch alle: am Ende lebt er, nachdem ihm sein Dachzimmer gekündigt wurde, in einem heruntergekommenen Hotel."



