Mehr als fünfzig Jahre nach der Erstveröffentlichung liegt Perelmans und Olbrechts-Tytecas Werk nun erstmals in deutscher Sprache vor. Haupt- und Untertitel des Buches verdeutlichen die zentrale These: Rhetorik ist Argumentationstheorie und umgekehrt. Um die Relevanz der Rhetorik zu verstehen, ist es entscheidend, die Rolle der Argumentation im Prozess der diskursiven Gewissheitsfindung zu begreifen. Diese 'neue' Rhetorik rekonstruiert eine alte Theorie der Gewissheitsfindung und reformuliert sie unter Bedingungen, die durch Evidenzmangel und situativen Entscheidungsdruck geprägt sind. Besonders der Bereich praktischer Vernunft, der unter einem monistischen Rationalitätsmodell leidet, soll davon profitieren. In einer Zeit, in der schlüssiges Argumentieren zunehmend von Lautstärke abgelöst wird, bieten diese beiden Bücher eine wertvolle Ressource für alle, die bereit sind, sich intensiv mit Argumentation auseinanderzusetzen. Didaktisch präzise wird ein Kompendium präsentiert, das das Thema Schritt für Schritt erschließt, ohne sich übermäßig auf formale Logik zu stützen. Die Bücher sind trotz ihres hohen Anspruchs flüssig zu lesen und bieten großen Gewinn für alle, die sich ernsthaft mit sauberer Argumentation und präziser Rhetorik befassen möchten.
