Benjamin Graham
9. Mai 1894 – 21. September 1976
Benjamin Graham (* 9. Mai 1894 in London, geboren als Benjamin Grossbaum; † 21. September 1976 in Aix-en-Provence) war ein einflussreicher US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler und Investor. Er gilt als Vater der fundamentalen Wertpapieranalyse, die als Basis für das Value Investing gilt.
Graham, der jüdischer Abstammung war, wurde am 9. Mai 1894 als Sohn eines Porzellanhändlers in London geboren. Ein Jahr nach seiner Geburt wanderte seine Familie nach New York aus. Seine Eltern änderten ihren Familiennamen Grossbaum während des Ersten Weltkriegs in Graham, da deutschklingende Namen mit Argwohn betrachtet wurden. Im Jahr 1903 starb sein Vater und das Porzellangeschäft geriet in Schwierigkeiten. Grahams alleinerziehende Mutter legte den Rest des Familienvermögens in Aktien an, welche im Zuge des großen Crashs 1907 allesamt einen Totalausfall erlitten. Dadurch lebte die Familie teilweise in ärmlichsten Verhältnissen.Einige Jahre später erhielt Graham ein Stipendium der Columbia University und genoss trotz der prekären wirtschaftlichen Lage der Familie eine ausgezeichnete Ausbildung. Er studierte Mathematik, Englisch und Griechisch und graduierte 1914 nach nur zweieinhalb Jahren Studium als Zweitbester seiner Klasse. Obwohl Graham Stellenangebote einiger Fakultäten erhielt, entschied er sich für die Wall Street und heuerte bei der Investment-Firma Newburger, Henderson & Loeb an. Dort arbeitete er sich vom einfachen Angestellten zum Analysten und schließlich zum Partner hoch.Graham war ein Meister der Aktienanalyse, weil er Unternehmen bis ins Detail durchleuchten konnte. Als bestes Beispiel dafür gilt die Analyse des Öl-Pipeline-Unternehmens Northern Pipe Line Co. Graham entdeckte bei der Betrachtung der Vermögensbestände qualitativ hochwertige Anleihen und machte dadurch eine Unterbewertung des Unternehmens am Aktienmarkt aus. Er zahlte 65 US-Dollar je Aktie und verkaufte seine Anteile drei Jahre später für 110 US-Dollar pro Stück.1926 gründete Graham zusammen mit dem Broker Jerome Newman die Investmentpartnerschaft Graham-Newman Corp. und startete gleichzeitig eine Lehrtätigkeit an der Columbia University, der er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1956 treu blieb. Zu seinen damaligen Studenten zählten William J. Ruane, Irving Kahn, Charles Brandes und einer der erfolgreichsten Investoren aller Zeiten, Warren Buffett. Buffett beschreibt den Einfluss Grahams auf sein eigenes Leben wie folgt: „To me, Ben Graham was far more than an author or a teacher. More than any other man except my father, he influenced my life.“1929 kam es zum Börsencrash und auch Graham-Newman wurde nicht verschont und verzeichnete einen Verlust von rund 70 Prozent. Graham bewahrte die Nerven und nutzte den Rückschlag für Zukäufe. Zwar gibt es keine detaillierten Reports zu seinen Gewinnen, doch von 1936 bis 1956 erzielte die Graham-Newman Corp. eine jährliche Rendite von mindestens 14,7 Prozent, während der Gesamtmarkt nur 12,2 Prozent wachsen konnte. Dies ist bis heute eine der besten Erfolgsbilanzen in der Geschichte der Wall Street. Im Jahr 1965 wurde die Graham-Newman Corporation liquidiert, weil Graham und Newman keinen Nachfolger für ihre Investmentpartnerschaft fanden. Graham zog nach Los Angeles und wurde Professor of Finance an der University of California at Los Angeles (UCLA). Dort unterrichtete er fast zehn Jahre, bevor er erneut seinen Wohnsitz wechselte und sich halbjährlich in La Jolla, Kalifornien und den Rest der Zeit in Aix-en-Provence in Südfrankreich aufhielt, wo er am 21. September 1976 im Alter von 82 Jahren starb. Zuvor hatte er noch sein Todesgedicht verfasst: