Die Ethnologie hat sich gerade in jüngster Zeit vom Nischenfach zu einer interdisziplinären Grundwissenschaft entwickelt, deren Methoden in vielen Fächern Anwendung finden. Zugleich gibt es immer weniger Klarheit über ihre zentralen Fragen und Kernkompetenzen. Vor diesem Hintergrund führt Hans Peter Hahn nicht nur didaktisch klug in ethnologische Grundbegriffe und Fachtraditionen ein, sondern thematisiert auch ausgewählte Fragen, die für eine gegenwartsorientierte Ethnologie von besonderer Bedeutung sind. Die Unterschiede zu anderen Disziplinen spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Grundlagen, die Ethnologen mit anderen Sozial- und Kulturwissenschaftlern teilen.
Für eine neue Perspektive auf die Welt des Materiellen
201 Seiten
8 Lesestunden
Nie zuvor in seiner Geschichte war der Mensch von einer solch großen Anzahl von Dingen umgeben wie heute. Der Sachbesitz des Einzelnen in der Konsumgesellschaft übersteigt jedes zuvor bekannte Maß. Dank innovativer Technologien verfügen Menschen über immer neue Objekte mit zuvor ungeahnten Fähigkeiten. Obgleich Medien, Werbung und auch die Kulturwissenschaften nicht müde werden, die Ordnung der Dinge, ihre Funktion und nicht zuletzt ihre Rolle als Prestigeobjekte anzupreisen und zu interpretieren, erscheint die Welt der Dinge mehr und mehr als Herausforderung. Im alltäglichen Umgang erweisen sich Dinge als immer komplexer, jeder verstehende Zugang zu ihrer sozialen Rolle ist widersprüchlich, und ihre Beherrschung verlangt dem Individuum wie auch der Gesellschaft außerordentliche Anstrengungen ab. Was machen die Dinge mit den Menschen? Beiträge aus Ethnologie, Philosophie und Wissenschaftsgeschichte sowie Archäologie und Kunstgeschichte befassen sich in diesem Band mit irritierenden Beobachtungen aus der Welt des Materiellen und nutzen dabei das Konzept vom Eigensinn der Dinge. Damit möchte der Band die bislang bekannten Zugänge zu materieller Kultur ergänzen und für ein erweitertes Verständnis der Welt des Materiellen eintreten. Eigensinn stellt dabei die grundlegende Metapher dar, die einen neuen, differenzierten Blick zugleich auf Dinge als einzelne, als Sachensembles und nicht zuletzt auf die conditio humana gestattet.