Jurek Becker war ein wunderbarer, mit großem Humor gesegneter Briefeschreiber. Von 1969 bis 1996 reicht diese Sammlung von Briefen, in denen sich das Werden eines Schriftstellers, seine politische Haltung zwischen den Systemen, seine Bekanntschaften und Freundschaften und die unablässige Schärfung seines ironischen Talents ablesen lassen. Beckers Briefpartner sind, abgesehen von den ihm Allernächsten, seine Lektorin Elisabeth Borchers und sein Verleger Siegfried Unseld, Kollegen wie Max Frisch, Uwe Johnson, Günter Grass, Christa Wolf und Wolf Biermann, Kritiker und Literaturwissenschaftler wie Marcel Reich-Ranicki und Fritz J. Raddatz – aber auch die Polizei Delmenhorst sowie die Kundendienstabteilung eines Elektrogeräteherstellers.»Charmant, taktierend, herablassend und immer witzig: Jurek Beckers Briefe lassen die tapfere Haltung auch seines Werks erkennen.« Martin Lüdke, Frankfurter Rundschau
Jurek Becker Bücher
Jurek Becker war ein deutscher Schriftsteller polnischer Herkunft, dessen Werk sich häufig mit Themen wie Identität, Erinnerung und gesellschaftlicher Unterdrückung auseinandersetzt. Er beleuchtete die Komplexität menschlicher Existenz unter dem Gewicht historischer Ereignisse und totalitärer Regime. Beckers Schreiben zeichnet sich durch tiefen psychologischen Einblick in seine Charaktere und deren Überlebenskampf aus.







Jurek Becker und Manfred Krug lernten sich 1956 als junge Träumer kennen und entwickelten eine über 40 Jahre währende Freundschaft. In diesem Buch sind ihre schönsten Postkarten abgebildet, die humorvoll und herzlich private sowie politische Inhalte transportieren und ein Gesamtkunstwerk aus Sprache und Bild darstellen.
Der Titel Nach der ersten Zukunft spielt nicht auf das Phantastische der Sciencefiction an. Die Zukunft, von der die Rede ist, ist gewöhnlich: sie bestimmt den Zeitpunkt der Entstehung des hier Geschriebenen - Erzählungen, Geschichten, Berichte, Notizen, Parabeln. Es ist, als habe der Erzähler, ehe er zu erzählen beginnt, prüfen müssen, wie sich denn diese Zukunft, die Gegenwart geworden ist, anlasse, um ein erstes, ein vielleicht vorläufiges, vielleicht letztes Fazit zu ziehen. Denn Zukunft ist ein großes Wort; sie ist dazu da, Hoffnungen zu erfüllen. Der Redner aber vor dem Kongreß der Unbedingt Zukunftsfrohen erklärt, er habe sich von den Unbedingt Zukunftsfrohen trennen müssen, weil ihre Art zu hoffen sich als unerfüllbar erwiesen habe. Erreichbar, so habe er erkennen müssen, sei die Erfüllung der Hoffnungen wohl eher bei den Bedingt Zukunftsfrohen.
Mein Vater, die Deutschen und ich
Aufsätze, Vorträge, Interviews
Jurek Becker gehört zu den großen deutschen Schriftstellern nach 1945. Daß er überhaupt ein deutscher Schriftsteller wurde, war jedoch keineswegs selbstverständlich. »Ich bin in Polen geboren, in der unschönen Stadt Lodz, als Kind von Eltern mit, wie man sagt, jüdischem Hintergrund. Der ist, ob ich will oder nicht, somit auch mein Hintergrund. Und wenn nicht bald nach meiner Geburt die deutsche Wehrmacht gekommen wäre, wenn sie nicht das Land besetzt und meine Eltern und mich in ein Ghetto und später in verschiedene Konzentrationslager gesteckt hätte, wenn die Rote Armee nicht das Lager Sachsenhausen, wo ich zuletzt weilte, befreit hätte, dann möchte ich nicht wissen, als was und vor wem ich heute stehen würde.« Jurek Becker aber wußte, als was und vor wem er stand – davon zeugen seine Aufsätze, Vorträge und Interviews. In der vorliegenden Sammlung findet das Selbst- und Weltverständnis dieses außergewöhnlichen Autors Ausdruck, der wie kein anderer die deutschen Verhältnisse in Ost und West, einst und jetzt, auszuloten vermochte – in der ihm eigenen seltenen Balance von sprachlicher Prägnanz, Witz und Klarsicht. Mein Vater, die Deutschen und ich basiert auf dem von Jurek Becker 1996 zusammengestellten Band Ende des Größenwahns. Die Neuausgabe enthält zudem wichtige Interviews, darunter jene, die ein Publikationsverbot in der DDR provozierten, sowie zahlreiche Texte aus dem Nachlaß, u. a. »Wie es zu Jakob dem Lügner kam«.
Ende des Grössenwahns
Aufsätze, Vorträge
Jurek Becker betont in einem Gespräch mit dem Spiegel, dass die Kritikfähigkeit eines Menschen besonders in seiner Heimat von Bedeutung ist. Er äußert sich zu Entwicklungen, die ihm missfallen, zu Vorfällen, die ihn stören, und zu einem Sprachgebrauch, der oft unsauber ist. Dabei gibt er auch Einblicke in Menschen, die er schätzt. Becker argumentiert lebhaft und humorvoll, scheut keinen Konflikt, und nutzt seine Selbstironie, um zu zeigen, dass der Größenwahn noch lange nicht überwunden ist. Seine Aufsätze und Vorträge sind oft an aktuelle Anlässe gebunden, gehen jedoch weit darüber hinaus und sind persönliche Bekenntnisse eines Schriftstellers, der sich in den deutsch-deutschen Verhältnissen bestens auskennt. Er weiß, wovon er spricht, wenn er über Kunst und Literatur reflektiert, und zeigt dabei Gelassenheit. Beckers Texte sind niemals belehrend oder aufdringlich, sondern stets unterhaltsam. Seine Fähigkeit, ernste Themen mit spielerischer Leichtigkeit, Witz und Ironie zu behandeln, prägt auch dieses Werk. Becker beschreibt das Schreiben als eine endlose Reise voller Zweifel, die letztlich zugunsten eines Satzes überwunden werden müssen.
Jurek Becker (1937-1997) erlangte mit seinen Romanen Weltruhm. Den Familienmenschen Becker hielt der renommierte Autor und Erfinder von Liebling Kreuzberg, eine Paraderolle für seinen langjährigen Freund und Weggefährten Manfred Krug, in aller Bescheidenheit vor der Öffentlichkeit verborgen. Für ihn sollten seine Werke sprechen. Als Jurek Becker mit 53 Jahren noch einmal Vater wurde, waren er und Jonathan von Anfang an, wie es bei Bert Brecht heißt: „Ein Herz und ein Sparkassenbuch“. Johnny war laut Jurek „. wie ein Öfchen, an dem er sich dauernd wärmte - eine ganz tolle Sache“. Beileibe nicht nur wenn er auf Reisen war, schickte er seinem Sohn in schöner Regelmäßigkeit Postkarten, auf denen der Vater sich intensiv seinem Kind widmete und dessen Vorlieben und Bewusstseinsphasen aufmerksam begleitete. Jurek Becker zeigt sich auch in diesen Miniaturen als ein großer Geschichtenerzähler. Die Bildmotive sind stets mit Bedacht gewählt, und die Texte eröffnen einen bunten Kosmos, der Kindern und Erwachsenen gleichermaßen ein Riesenvergnügen bereitet.
Aller Welt Freund
Roman
Es geht um Kilian. Kilian ist ein junger Mann. Er ist Nachrichtenredakteur, er ist unverheiratet, doch seit Jahren befreundet mit Sarah. Kilian wohnt in Untermiete bei Frau Abraham. Soweit sind die Verhältnisse überschaubar. Doch die Erzählung beginnt am Montag, an jenem Tag, als Frau Abraham zur Reise aufgebrochen war und Kilian das lange Geplante in die Tat umgesetzt hat: den Selbstmordversuch. Aber das Ende eines vorläufigen Versuchs ist lediglich ein gebrochener Arm.

