August Sander (1876–1964) hat mit seinen Menschen des 20. Jahrhunderts ein monumentales Werk geschaffen, das in der Geschichte der Photographie sowohl als Idee wie als Unternehmen einzigartig und seit langem ein Klassiker der photographischen Literatur ist. In dem groß angelegten, unvollendet gebliebenen Projekt, das er in den 1920er Jahren konzipierte und das ihn sein Leben lang beschäftigen sollte, ging es Sander um nichts Geringeres, als ein typologisches Gesamtbild der deutschen Gesellschaft seiner Zeit – d. h. im Wesentlichen der Weimarer Republik – zu erstellen: Hunderte von Einzel- und Gruppenportraits, nach beruflichen, sozialen oder familiären Gesichtspunkten geordnet, sollten die verschiedenen gesellschaftlichen Bereiche repräsentativ abbilden. In ihrer kompositorischen Klarheit und der Unvoreingenommenheit ihres Autors sind Sanders Portraitaufnahmen bis heute in vielen künstlerischen Bereichen Vorbild und Anregung geblieben. Parallel zur großen Ausstellung über die Neue Sachlichkeit im Centre Pompidou, die August Sander als einen ihrer wichtigen Repräsentanten feiert, und Florian Ebners Sander-Projekt im selben Haus legen wir Sanders Hauptwerk in einer Neuauflage der 2010 erschienenen Rekonstruktion wieder vor.
August Sander Bücher





![Menschen des 20. [zwanzigsten] Jahrhunderts](https://rezised-images.knhbt.cz/1920x1920/51738753.jpg)
Mit dem Buch Antlitz der Zeit von August Sander (1876-1964) legen wir einen legendären Klassiker der deutschen Photoliteratur wieder vor. Wie kein anderer Portraitphotograph hat August Sander es verstanden, in seinen Arbeiten nüchterne Dokumentation und psychologisch subtile Menschenkenntnis zu vereinen. Seine Aufnahmen, mit wenigen Ausnahmen in den zwanziger Jahren entstanden, sind ein äußerst differenzierter Spiegel des Menschenbilds der Weimarer Republik. Der expressionistische Schriftsteller Alfred Döblin verfaßte das einleitende Vorwort zu diesem von Sander selbst zusammengestellten, 1929 erstmals erschienenen Band.
August Sander - Antlitz der Zeit
- 245 Seiten
- 9 Lesestunden
Antlitz der Zeit. 60 Fotos deutscher Menschen war die erste Portraitsammlung von August Sander (1876–1964), die 1929 im Münchner Kurt Wolff/Transmare Verlag erschien. Das Buch erregte sofort große mediale Aufmerksamkeit und wurde in den Feuilletons namhafter Tageszeitungen, literarischen Beilagen und Fachzeitschriften hoch gelobt. Zu den Rezensenten gehörten prominente Persönlichkeiten wie Walter Benjamin, Kurt Tucholsky und Walker Evans. Ursprünglich als Teil eines umfassenderen Portraitprojekts gedacht, das Sander in den 20er Jahren verfolgte, bestärkte der Erfolg des Buches seine künstlerischen Ambitionen. Doch der Nationalsozialismus führte zu einem abrupten Ende: Antlitz der Zeit fiel der Zensur zum Opfer, ebenso wie viele seiner prominenten Rezensenten und die Medien, die darüber berichteten. Diese Ausgabe bietet mehr als eine Neuauflage von Sanders Klassiker. Sie enthält rund 80 Artikel, die zwischen 1929 und 1933 in der Presse veröffentlicht wurden und Teil des August Sander Archivs der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur sind. Diese Artikel begleiten die 60 Bildmotive und Alfred Döblins Originaltext der Erstausgabe und bieten einen vielstimmigen Einblick in die zeitgenössischen Reaktionen.
August Sander. Sardinien. Sardegna.
- 287 Seiten
- 11 Lesestunden
Im Jahr 1927 reiste August Sander (1876–1964) mit einem Kunsthistoriker nach Sardinien, um eine umfangreiche Photokampagne zu starten, die sich als einzigartig in seinem Werk erweist. Dies war Sanders einziger längerer Auslandsaufenthalt zum Zweck der Fotografie. Glücklicherweise blieben die Bilder dieser Kampagne unveröffentlicht, da das Buchprojekt scheiterte. Heute können wir das Versäumte nachholen. Bei seiner Reise hatte Sander bereits ein dokumentarisches Projekt über die Menschen, Architektur und Landschaft des Rheinlands erprobt. In Sardinien, einem ihm fremden Land mit bäuerlichen Lebensformen, war er ein erfahrener moderner Fotograf. Die nun erstmals zugänglichen Bilder zeigen, wie wenig der Fotograf in der Lage war, die Realität in formale Strukturen zu bringen – meist dominiert das Chaos der archaischen Realität. Zudem wird Kennern des heutigen Sardiniens das Herz schwer, wenn sie den in Bildern konservierten Zustand der Insel betrachten. Mit seinen 80 Jahre alten Aufnahmen wird Sander zum Archäologen der Lebensverhältnisse und der Gestalt des alten, vormodernen Sardinien.


