Emil Cioran Bücher
Emil Cioran ist bekannt für seine aphoristischen und essayistischen Erkundungen tiefgreifender existentieller Themen wie Verzweiflung, Einsamkeit und die Natur der Geschichte, die oft in metaphysische Gefilde vordringen. Ursprünglich auf Rumänisch schreibend, zeigte sein frühes Werk lyrische Meditationen, beeinflusst von deutschen Romantikern und Philosophen wie Nietzsche und Schopenhauer. Nach seinem Umzug nach Paris nahm er das Französische an und betrachtete es als eine strenge, fast einschränkende Form, die ihm half, seine Exzesse zu zügeln und seine philosophische Präzision zu verbessern. Seine späteren französischen Schriften, die sich durch einen klassischen Stil auszeichnen, setzten die Sezierung seiner hartnäckigen Obsessionen mit zunehmender Distanz fort und brachten ihm Anerkennung für seine intellektuelle Subversion und seinen ironischen, wenn auch bitteren Humanismus.







Der Essayist E. M. Cioran (1911 bis 1995) ist hierzulande bekannt geworden als ein Seismograph des Verfalls, Philosoph des Scheiterns, als unbedingter Skeptiker, der jede Art von Sicherheit untergräbt, als Moralist ohne den sicheren Boden der Moral. Die dreizehn Essays dieses Bandes zeigen einen anderen Cioran: Cioran als Porträtisten, der in Bewunderung und Ablehnung zu verstehen sucht. Ob es sich um seine Freunde Beckett oder Michaux handelt, um sein frühvollendet scheiterndes Jugendidol Weininger, um F. Scott Fitzgerald, dem er das Mißlingen seines Scheiterns vorhält, oder um so unterschiedliche Schriftsteller wie Borges und Ceronetti – an diesen Gestalten blieb Ciorans überwacher Blick haften. Seine literarischen Porträts haben eine Konturenschärfe, die den Porträtisten ebenso lebendig hervortreten läßt wie die Porträtierten.
„Wer ist wie er? ... ein verzweifelter Privatnachdenker, der mit der Komik seiner Lage spielt ... Nur eines läßt der ins Scheitern verliebte Schriftsteller gelten: seine Notizen – ‚Ich werde mich an diese Cahiers klammern, denn sie sind der einzige Kontakt, den ich mit dem Schreiben habe.‘“ Hennning Ritter, Frankfurter Allgemeine Zeitung . „Was im autorisierten Werk nur anspielungshaft ausgedrückt ist, kann man nun namentlich identifi zieren... Die... nunmehr vollstän- dige Übersetzung der Notizen ist eine bedeutende verlegerische Leistung.“ Jürgen Große, Information Philosophie „Ohne Übertreibung läßt sich sagen, daß einem in diesem Band der eloquenteste Misantthrop des 20. Jahrhunderts begegnet.“ Roderich Schmitz, Junge Freiheit „Wortgewaltiger hat wohl niemand vor ihm die Verzweifl ung un- seres Seins beschrieben ...“ Peter Kampits, Wiener Zeitung
E.M. Cioran verbrachte 1966 einen Sommer in Talamanca, Ibiza, und fand dort nicht die erhoffte Ruhe. Stattdessen litt er unter Schlaflosigkeit und Hitze, was ihn zum Schreiben eines Tagebuchs über eine vergangene Liebe inspirierte. Sein Werk ist voller geistreicher Gedanken und Reflexionen über seine Befindlichkeit.
Die Quarto-Ausgabe enthält sämtliche Werke des großen Aphoristikers, die in Buchgestalt auf deutsch (in den Verlagen Suhrkamp und Klett-Cotta) erschienen sind. Dieser Band bietet im Vergleich zu den Einzelbänden eine Preisersparnis von 74%. »Ich glaube, daß ein Buch wirklich verletzen, daß es das Leben des Lesers auf die eine oder andere Weise verändern soll. Meine Vorstellung, wenn ich ein Buch schreibe, ist die, jemanden wachzurütteln, ihn zu geißeln. Da es so ist, daß die Bücher, die ich geschrieben habe, aus meinen Verstimmungen, um nicht zu sagen aus meinen Leiden hervorgegangen sind, ist es genau das, was sie dem Leser vermitteln sollen … Ein Buch soll alles erschüttern, alles infrage stellen.« Inhalt: Auf den Gipfeln der Verzweiflung Das Buch der Täuschungen Von Tränen und von Heiligen Gedankendämmerung Leitenschaftlicher Leitfaden Lehre vom Zerfall Syllogismen der Bitterkeit Dasein als Versuchung Über das reaktionäre Denken Geschichte und Utopie Der Absturz in die Zeit Die verfehlte Schöpfung Vom Nachteil, geboren zu sein Gevierteilt Widersprüchliche Konturen Der zersplitterte Fluch
Über das reaktionäre Denken
- 114 Seiten
- 4 Lesestunden
Die vorliegenden beiden Essays gehören zu den berühmtesten Ciorans, sind aber schwer greifbar. In ihnen hat sich Cioran mit Autoren, denen er sieh sowohl verwandt wie fremd fühlt, und mit seinen eigenen geistigen Versuchungen auseinandergesetzt.
»Von Tränen und von Heiligen«, 1937 auf rumänisch geschrieben, erschien 1987 in einer französischen Übertragung, die Cioran selbst so eingehend überarbeitet hat, daß aus ihr gleichsam ein Originaltext geworden ist. Der balkanisch exzessive Polemiker-Dichter wird fünfzig Jahre später vom französisch strengen Stilisten gebändigt, der junge, von einer religiösen Krise aufgewühlte Cioran wird vom Experten des ironischen Durchblicks, vom geschundenen Sezierer in die Schranken gewiesen, aber keineswegs neutralisiert.
Der zweite Teil des Leidenschaftlichen Leitfadens wurde nach E. M. Ciorans Tod 1995 entdeckt. Dieses späte, vielleicht letzte rumänische Buch – der Autor schrieb noch bis 1949 in seiner Muttersprache – bildet einen Übergang zu seinem französischen Werk. Es ergänzt sowohl das rumänische Frühwerk als auch das reife französische. Ciorans Denken eignet etwas fast selbstmörderisch Ehrliches, es ist ein Denken, das seinen Urheber nie aus den Augen verliert, das sich nie in leere, lebensferne Abstraktionen verliert. Leidenschaftlicher Leitfaden II enthält Seiten von ergreifender Intimität, unerschrockener Selbstoffenbarung. Andererseits kreist das Buch um Grund- und Schlüsselbegriffe des Cioranschen Denkens: um Schicksal und Liebe und, wieder und wieder, Musik und Tod. »Die sublunarischen Ergötzungen sind ausweglos; es sind Kammern mit verriegelten Türen ... Die Augenblicksgegend eines derartigen Ergötzens verwandelt … das Empfinden in die Loderasche eines rauchenden Alls. Vom Krampfen des Ichs bleibt nur ein abstraktes Pochen übrig wie eine Ironie der Mühsal des Erglühens – worin das Herz die Rolle eines Werkzeugs der herrlichsten Niederlagen spielt. Nichts überlebt die Liebe, die Wehmut, sie zu überleben, ausgenommen. Eine Wehmut, geweitet durch die Liebe zur Musik.«