Carl Schmitt, einer der einflußreichsten deutschen Staatstheoretiker des 20. Jahrhunderts, war von der »Judenfrage« geradezu besessen. Seiner Aura hat dies keineswegs geschadet. Im Gegenteil, der Kontrast zwischen der Abgründigkeit seiner Judenfeindschaft und seinem als brillant gerühmten Denken hat die Faszination seines Werks nur erhöht. Gross untersucht den historischen Kontext, in dem Schmitts ständige Auseinandersetzung mit Juden und »dem Jüdischen« stand, und wie sich dies in seinen wichtigsten Begriffspaaren niederschlug: Freund und Feind, Nomos und Gesetz, Katechon und Antichrist. Dabei wird deutlich, wie sich seine politische Theologie im Nationalsozialismus wandelte, als Schmitt eine Biologisierung des Politischen unternahm und eine »artgerechte«, »deutsche« Rechtslehre entwarf. Sein Denken läßt, wie Gross zeigt, die übergänge von einer religiös begründeten Judenfeindschaft zum modernen Antisemitismus sichtbar werden.
Raphael Gross Bücher






Ehre, Treue, Schande und Kameradschaft: Raphael Gross stellt in diesem Buch erstmals eine moralhistorische Perspektive auf die NS-Geschichte vor. Er zeigt, dass erst ein System von gegenseitig eingeforderten moralischen Gefühlen und Tugenden die Begeisterung der deutschen Bevölkerung für die nationalsozialistische Volksgemeinschaft ermöglicht hat. Politische Reden, Schulbücher und ebenso der scheinbar apolitische Unterhaltungsbetrieb waren von dieser Moral geprägt. Raphael Gross zeigt in seiner wegweisenden Darstellung, dass diese von vielen getragene, verbrecherische NS-Moral nach der militärischen Niederlage 1945 nicht plötzlich verschwunden ist.
Die Liste der "Gottbegnadeten"
Künstler des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik
- 215 Seiten
- 8 Lesestunden
Die Nachkriegskarrieren der NS-Künstler. Die "Gottbegnadeten-Liste" wurde im August 1944 von Adolf Hitler und Joseph Goebbels zusammengestellt. Aufgeführt waren 1.041 Künstler, die dem NS-Regime wichtig erschienen. In der breit angelegten Publikation werden die fliessenden Übergänge zwischen der Kunst des Nationalsozialismus und der Nachkriegsjahrzehnte untersucht. Bis dato spielen die Nachkriegskarrieren renommierter Künstler der NS-Zeit und insbesondere die daran anknüpfenden Fragen nach den personellen Kontinuitäten in akademischen und städtischen Milieus, den stilistischen Anpassungsleistungen und inhaltlichen Traditionslinien sowie den Funktionszusammenhängen und der Rezeption der Werke kaum eine Rolle in der kanonisierten Kunstgeschichtsschreibung oder in der öffentlichen Diskussion. Doch blieb ein beträchtlicher Anteil jener Maler und Bildhauer nach 1945 weiterhin künstlerisch tätig und konnte, auch dank existenter Netzwerke, regelmässig Werke in Sammlungen und Ausstellungen, im öffentlichen Raum oder als Kunst-am-Bau-Projekte platzieren, wie etwa Hermann Kaspar, Willy Meller, Werner Peiner oder Arno Breker. Mit der kritischen Betrachtung und der gleichermassen zeitgeschichtlichen, kunstgeschichtlichen, institutionsgeschichtlichen und sozialgeschichtlichen Kontextualisierung dieses Themenkomplexes wird der kulturhistorische Blick auf die 1950er bis 1970er Jahre um eine neue Perspektive erweitert. Vor dem Hintergrund der Widersprüchlichkeit der bildenden Kunst in der Bundesrepublik Deutschland, die auch in den höchst unterschiedlichen Formen der Bezugnahme auf die Kunst des Nationalsozialismus begründet liegt, wird das Bild des radikalen ästhetischen Neuanfangs nach 1945 konterkariert
Zerrbilder
Zum Wirken und Fortwirken nationalsozialistischer Mentalität
Eine Festschrift für Werner Konitzer Der Nationalsozialismus produzierte Zerrbilder, die bis heute nachwirken. Die historische Auseinandersetzung mit ihnen ist keineswegs abgeschlossen, wie die Beiträge dieses Bandes zu Ehren des Philosophen Werner Konitzer eindrucksvoll belegen. Die Autorinnen und Autoren folgen ihm, der sich um die Erforschung der nationalsozialistischen Morallehren und Sittlichkeitsvorstellungen verdient gemacht hat, in dem Versuch, die Untiefen der NS-Geschichte auszuloten und deren Folgen zu begreifen. Mit Beiträgen von Johanna Bach, Fritz Backhaus, Jonas Balzer, Philipp Batthyány, Martin Bauer, Andrea Büttner, Emmanuel Faye, Lena Foljanty, Raphael Gross, Wolfgang Kraushaar, Kathrin Meß, David Palme, Herlinde Pauer-Studer, Monika Schmidt, Dirk Schuck, Alexandra Senfft, Bernd Ulrich, Michael Wildt und Rolf Zimmermann
Die politische Öffentlichkeit befindet sich im radikalen Wandel: Außenpolitik findet heute auf Twitter statt, Politiker müssen sich auf Facebook digitalen Shitstorms stellen und Rezo ruft auf YouTube die Zerstörung der CDU aus. Vom 10. September 2020 bis zum 11. April 2021 ist im Deutschen Historischen Museum die Ausstellung »Von Luther zu Twitter. Medien und politische Öffentlichkeit« zu sehen. Dieser Essayband versammelt Beiträge von prominenten Historikern und Medientheoretikern wie Andreas Bernard, Gerd Koenen, Bernhard Pörksen und Astrid Blome. Wenn man auf die Geschichte schaut, dann hatten technologische Entwicklungen wie der Buchdruck, die Telegraphie oder das Radio immer eine gewisse Latenzzeit, bis ein jeweiliger politischer Akteur ihre Potenz für politische Kommunikation erkannt und genutzt hat. Diese Struktur gibt dem Band seine Form: Einem technikgeschichtlichen Essay zur jeweiligen Medientechnologie folgt jeweils ein biographisch-medientheoretischer Text über die Person, die das politische Potential des neuen Mediums erfasst und einen tiefgreifenden Strukturwandel der Öffentlichkeit eingeleitet hat. Von Luther und dem Buchdruck, über Karl Marx und das Pamphlet, Napoleon und die Telegrafie, J. F. Kennedy und das Fernsehen bis hin zur digitalen Öffentlichkeit nach der Öffentlichkeit – ein Band mit überraschenden Befunden zu einem brandaktuellen Thema.
Im Licht der Menora
- 479 Seiten
- 17 Lesestunden
Archäologische Zeugnisse für jüdisches Leben in den römischen Provinzen nördlich der Alpen sind rar. Historische Quellen wie das berühmte Dekret Kaiser Konstantins des Großen über die jüdische Gemeinde in Köln aus dem Jahr 321 n. Chr. belegen jedoch, dass Juden in dieser Region des Römischen Reiches lebten. Neue Funde, die die lang gesuchte Verbindung zwischen archäologischen und geschichtlichen Zeugnissen herstellen, werden ab Dezember 2014 erstmals in einer umfassenden Ausstellung gezeigt, die vom Jüdischen Museum in Frankfurt am Main in Kooperation mit der Römisch-Germanischen Kommission konzipiert wurde. Die Präsentation folgt dem »Licht der Menora«, dem spätantiken Leitsymbol des Judentums. Ausgehend von Rom und Jerusalem, führt die Spur der Objekte in die römischen Provinzen – in die heutige Schweiz, nach Österreich und Ungarn – und schließlich ins ehemalige Germanien.