Wolfgang Engler, ein bedeutender ostdeutscher Soziologe, präsentiert in seinem persönlichsten Buch eine ehrliche Reflexion über die deutsche Gesellschaft und seine eigene innere Krise. Inspiriert von französischen Autoren wie Édouard Louis und Didier Eribon, thematisiert er soziale Verwerfungen und seinen Lebensweg.
Wolfgang Engler Reihenfolge der Bücher






- 2024
- 2024
Wer wir sind
Die Erfahrung, ostdeutsch zu sein
Aktualisierte Neuausgabe des SPIEGEL-Bestsellers. Die Bundestagswahl 2017 ist eine Zäsur: Erstmals zog die AfD in den Bundestag ein. 21 Prozent gaben der rechtsextremistischen Partei damals im Osten ihre Stimme, doppelt so viele wie im Westen. Der Soziologe Wolfgang Engler und die Journalistin Jana Hensel nahmen das als eine der Ersten zum Anlass, um Ursachenforschung zu betreiben. Sie betrachten drei Jahrzehnte ostdeutsche Geschichte und was Neoliberalismus und internationaler Rechtsruck im Osten bewirkt haben. Ihr Buch liefert Erklärungen, die nichts an Aktualität verloren haben, und ist Handreichung für heutige Debatten: Denn inzwischen ist die AfD im Osten stärkste Kraft. Welche Folgen hat das für die ostdeutschen Landtagswahlen 2024 und die Bundestagswahl 2025? Wiederholt sich die Geschichte mit weitaus größeren Folgen? »Unbedingt lesen, unbedingt weiterdiskutieren.« Berliner Zeitung »Wer etwas über den Osten Deutschlands erfahren will, dem bietet dieses Buch jede Menge historische, politische und gesellschaftliche Fakten sowie eine kontroverse Diskussion.« Frankfurter Allgemeine Woche »Eine spannende, lehrreiche und höchst vergnüglich zu lesende Kontroverse mit einem sehr ernsten Hintergrund.« SWR2
- 2021
Die Gesellschaft, in der wir leben, zeigt sich als abstraktes Gebilde aus weit verzweigten Handlungsketten. Die Einzelnen verwachsen mit ihren Spezialfunktionen, entwickeln einen moralisch indifferenten Funktionsstolz und spalten die langfristigen Folgen ihres Handelns von sich ab. Je länger diese Praxis währt, desto mehr entfaltet sie ihre zerstörerische Wirkung. In seinem Essay analysiert Wolfgang Engler die abstrakte Wahrheit, die die Funktionslogik des Systems zur Norm erhebt, und er sucht nach Spuren einer konkreten – einer anderen – Wahrheit. Sie berichtet von dem, was man nicht zu tun bereit ist, weil man die ausgrenzende Unterscheidung zwischen Selbst- und Fremdinteresse, auf der das Spiel beruht, nicht mitmacht. Diese Wahrheit gilt als die der Schwachen, der Zauderer, der Versager. Höchste Zeit, sie von ihrem Stigma zu befreien – anhand von Erzählungen, die ihre Stärke offenbaren: sich in einer Welt, die es genau darauf anlegt, nicht korrumpieren zu lassen.
- 2021
Im Jahr 1990 trug die »offene Gesellschaft« in Europa mit dem Fall des Ostblocks einen grandiosen Sieg davon. Die von dem Philosophen Karl R. Popper ersonnene Gesellschaftsvision schien nun überall Wirklichkeit zu werden. Ihre Vorzüge waren angesichts der Erfahrungen mit Diktatur und wirtschaftlichem Niedergang offenkundig und wegweisend. Heute, nur 30 Jahre später, hat die liberale, demokratische, marktbasierte Gesellschaft viel von ihrem Glanz und ihrer Anziehungskraft verloren, ihre Institutionen wirken ausgehöhlt, überall bekommen autoritäre Strömungen Zulauf. Wolfgang Engler rekonstruiert mit dem Werkzeug Poppers, durch welche gesellschaftlichen Gegebenheiten und welche historischen Entwicklungen Poppers Modell in die Krise geriet. Die Umbrüche in Ost und Mitteleuropa von 1989/90 vertagten diesen Perspektivenwechsel. Man feierte die neu gewonnenen Freiheiten und verschwieg wortreich deren Grenzen. Das bedeutete eine Verkennung der realen Machtverhältnisse sowie der Probleme und Unzulänglichkeiten offener Gesellschaften – die sich wie in der Corona Pandemie immer öfter schließen. Diese Denkblockaden gilt es analytisch aufzulösen – mit Karl R. Popper, gegen Popper, über Popper hinaus.
- 2018
Den Osten verstehen. Wer sind diese Ostdeutschen?, fragt sich die Öffentlichkeit nicht zuletzt seit Pegida, NSU und den Wahlerfolgen der AfD. Antidemokraten, Fremdenfeinde, unverbesserliche Ostalgiker? Zwei herausragende Stimmen des Ostens stellen sich in diesem Streitgespräch jenseits von Vorurteilen und Klischees der Frage nach der ostdeutschen Erfahrung, die, so ihre These, "vielleicht am besten mit Heimatlosigkeit zu beschreiben ist, mit einem Unbehaustsein, das viele Facetten kennt. Das sich nicht jeden Tag übergroß vor einem aufstellt, aber das immer spürbar ist, nie weggeht." Ein unverzichtbarer Beitrag zur Geschichtsschreibung des Nachwendedeutschlands
- 2017
Authentizität!
Von Exzentrikern, Dealern und Spielverderbern
Authentischsein gilt zu allen Zeiten als erstrebenswert, doch was genau ist damit gemeint? Welche Eigenschaften muss ein Mensch in sich vereinen, um als authentisch wahrgenommen zu werden? Und welche gesellschaftlichen Rahmungen sind dem Streben nach Authentizität förderlich oder hinderlich? Wie „natürlich“ darf, kann oder muss man sein, um als authentisches Individuum zu gelten? Und verstellt sich zwingend, wer sich verwandelt, in Szene setzt, im Alltag oder auf der Bühne Rollen spielt? Der Soziologe Wolfgang Engler verfolgt das Konzept der Authentizität in seiner historischen Entwicklung und kritisiert das zeitgenössische Ideal, in allen Lebenslagen – im Privaten, in der Öffentlichkeit, im Beruf, in der Kunst – ohne Abstriche „man selber“ sein zu wollen. Was dabei letztlich auf dem Spiel steht, sind Spiellust und Spielvermögen des Menschen wie des Schauspielers.
- 2015
Der Begleitband bietet erstmals eine interdisziplinäre Perspektive auf das „System Arbeit“ in Ostdeutschland seit 1945, einschließlich der SBZ, DDR und der Transformation im wiedervereinigten Deutschland. In 25 Aufsätzen und Essays von renommierten Kunsthistorikern, Kulturwissenschaftlern, Soziologen, Arbeitspsychologen und Zeithistorikern sowie zehn Bildessais von Künstlern und Fotografen wird die besondere Bedeutung der Arbeitswelt im „Arbeiter-und-Bauern-Staat“ rekonstruiert. Die enormen Leistungen und die Folgen des radikalen wirtschaftlichen Umbruchs nach der Friedlichen Revolution und der Wiedervereinigung werden thematisiert, wobei der Fokus auf drei großen Unternehmen der DDR liegt: der SDAG Wismut, den VEB Leuna-Werken und dem VEB Carl Zeiss Jena. Ein Schwerpunkt sind Kunstwerke aus den Sammlungen dieser „Kombinate“, die heute von Nachfolgeunternehmen und Institutionen verwahrt werden. Diese Werke reflektieren eindrucksvoll die Rolle von Arbeit und Arbeitern in der DDR. Der Band konfrontiert idealisierte Darstellungen von Arbeit, wie Bilder von „Aktivisten“ und „Helden der Arbeit“, mit den realen Geschichten und Situationen. Zahlreiche Autoren und Künstler tragen zu dieser umfassenden Betrachtung bei.
- 2012
Verspielt
- 193 Seiten
- 7 Lesestunden
Was ist dem Einzelnen in einem Dasein, das unaufhaltsam in die Funktionale rutscht, noch ernstlich zumutbar, sei’s in der Lebensprosa, sei’s in der Fantasie? Wie können sich angesichts ebenso allgegenwärtiger wie einleuchtender Sachzwänge auch nur Reste menschlicher Autonomie im sozialen Großbetrieb behaupten? Wären da nicht die existentielle Gebrochenheit des Menschen, Erfahrungen von Verwundbarkeit und Schmerz und ungelebten Möglichkeiten, fänden Selbstbesinnung und Selbstbehauptung keinen Anhaltspunkt. Man muss in unseren Zeiten schon ein geübter Somatologe sein, um sich vom verbreiteten Krebsgang der Mimesis – jeder zeigt auf den anderen, alle gemeinsam auf das „System“ als letztem Handlungsgrund – nicht entmutigen zu lassen. Wir zappeln im Netz; in einem Netz, das wir weder aus freien Stücken geknüpft haben noch gänzlich durchschauen; aber noch zappeln wir und haben also Grund zur Hoffnung. Überschüssige Bewegungen, Äußerungen, die jeglichem Kalkül, jeder Optimierung spotten – lässt sich eine reizvollere und zugleich lohnendere Beschäftigung für Schriftsteller, Theatermacher und Soziologen denken? „Verspielt“ versammelt anlässlich des 60. Geburtstages von Wolfgang Engler am 8. Mai 2012 seine wichtigsten Schriften und Gespräche zu Theater und Gesellschaft.
- 2011
Anstand
- 177 Seiten
- 7 Lesestunden
Anstand dient einer Gesellschaft als Begriff, um ein menschlich korrektes und für breite Schichten akzeptables Handeln zu benennen - und das ganz praktisch in verschiedenen Bereichen, vom Partnerschaftlichen über Geschäftsgepflogenheiten bis hin zur Politik. Jenseits von Moralimperativen zeigen sich in der Verständigung über anständiges Verhalten die unsichtbaren Regeln, die das Funktionieren einer komplexen Gesellschaft garantieren. So dient der Rückgriff auf den Begriff „Anstand“ gerade in Krisenzeiten immer wieder dazu, sich auf diese Grundlagen zu besinnen und Fehlentwicklungen mit Verweis auf das Gemeinverträgliche zu kritisieren und zur Besserung aufzurufen: Man denke etwa an Bundeskanzler Schröders Appell „Aufstand der Anständigen“ gegen den wachsenden Rechtsradikalismus oder aktuelle Debatten in der Wirtschaft, inwiefern das Bild des „ehrbaren Kaufmanns“ bzw. „ehrlichen Maklers“, der den Anstand einer Branche personifiziert, aus der Vertrauenskrise helfen könnten. Kaum etwas scheint in Anbetracht der gegenwärtigen Krisensymptome daher so wichtig zu sein wie eine Neuverständigung darüber bzw. Vergegenwärtigung dessen, wofür „Anstand“ steht.
- 2009
Lüge als Prinzip
- 213 Seiten
- 8 Lesestunden
Was der Kapitalismus aus uns macht Aufrichtigkeit ist ein Schlüsselbegriff zum Verständnis der bürgerlichen Kultur. Durch Aufrichtigkeit und ihre Inszenierungen schuf sich das Bürgertum eine Vertrauensbasis in einer feindlichen Umwelt. Aufrichtigkeit war die Zauberformel für den Umgang unter freien und gleichen Menschen. Das reife Bürgertum entsorgte diese Utopie, setzte auf die unsichtbare Hand, auf Recht und Verträge. Eigennutz und Selbstinteresse, derart gezügelt, schienen hinreichende Garanten für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Der jüngste Crash des globalen Kapitalismus widerlegt diese Doktrin ultimativ. Gerade moderne Gesellschaften leben von dem Vertrauen, das normale Menschen in die Redlichkeit der maßgeblichen Akteure setzen. Das Fazit von Englers brillanter Analyse der tiefgreifenden Wandlungen der bürgerlichen Lebenskultur: Nur wenn der Kapitalismus an sein sozialmoralisches Erbe anknüpft, bleibt er politisch mehrheitsfähig. Wolfgang Erler überrescht mit einer facettenreichen Darstellung über Aufrichtigkeit und Lüge im sozialen Umgang seit der Aufklärung. Seine Kulturkritische Studie gibt Orientierung bei der Suche nach Konsequenzen angesichts der Verwerfung in unserer Gesellschaft: Aufrichtigkeit ist ein Gebot der praktischen Vernunft. „Ein Denker, der buchstäblich aufs Ganze, an die Wurzel der Dinge geht.“ Die Zeit

