Biologische Waffen - nicht in Hitlers Arsenalen
- 881 Seiten
- 31 Lesestunden






Wer erinnert sich heute noch an die Tabuisierung der Genforschung in der Sowjetunion, die mit dem Namen Lyssenko eng verbunden ist. Trotz dieses ideologisch begründeten Verdikts ist es dem Autor gelungen, erfolgreich Genforschung in der DDR zu betreiben. Erhard Geißler wurde „Herr“ über 120 Stämme der Fruchtfliege Drosophila, lange Zeit das wichtigste Versuchsobjekt der Vererbungsforscher. Rechtzeitig vor dem Mauerbau lernte er in Köln den Umgang mit Bakterien sowie Viren und in der „Frontstadt Westberlin“ die Dressur der Fliege. Nahezu 60 Jahre war er auf dem traditionsreichen biomedizinischen Forschungscampus in Berlin-Buch tätig, zu DDR-Zeiten in den Instituten der Akademie der Wissenschaften; seit deren Auflösung im Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin, wo der Achtzigjährige als Gastwissenschaftler immer noch forscht und publiziert. Er engagierte sich als Genetiker zunehmend für eine internationale Ächtung biologischer Waffen. Dieses Buch ist mehr als eine unterhaltsame Autobiographie, es enthält faszinierende Details aus der Wissenschaftsgeschichte der DDR, vor allem auf dem Gebiet der experimentellen Krebsforschung und der biologischen Rüstungskontrolle.
Im Oktober 2001 sorgten die Anthraxbriefe, die fünf Menschen das Leben kosteten, weltweit für Entsetzen und Panik. Anthrax, ein unsichtbarer Tod, wurde über die Atemwege verbreitet und brachte die Öffentlichkeit in Alarmbereitschaft. Die Hintergründe dieser Anschläge sind bis heute unklar, und die Unsicherheit über die Kontrolle von Biowaffen bleibt groß. Die Versäumnisse der Geheimdienste in der Vergangenheit werfen Fragen auf, insbesondere in Bezug auf die Entwicklung biologischer Waffen. Der vorliegende Band beleuchtet die Zusammenhänge zwischen diesen Entwicklungen und den Fehlern der Geheimdienste. Der Autor, Prof. Erhard Geißler, Jahrgang 1930, ist ein international anerkannter Experte für Biowaffen und deren Kontrolle. Als ehemaliger Leiter der Virologie am Zentralinstitut für Molekularbiologie der DDR und Leiter der Forschungsgruppe Bioethik am Max-Delbrück-Centrum in Berlin hat er sich über 30 Jahre mit militärischen, philosophischen, ethischen und sozialen Aspekten der Genetik und molekularen Biotechnologien beschäftigt. In den 80er Jahren war er maßgeblich an der internationalen Ausarbeitung von Maßnahmen zur Stärkung der Biowaffenkonvention beteiligt und hat zahlreiche internationale Publikationen zu Biowaffen und deren Gefahren verfasst.