»Oh, liebste Laura«, sprach ich mit Anstrengung und presste meine Lippen auf ihre Hand, »wie kannst du ein Wort wie undankbare Arbeit auf unsere wunderbare Reise in den Kristall münzen? Gib mir die funkelnden Bilder der Opal-Ozeane und der Inseln von Lapislazuli zurück! Lass uns noch einmal zu den grünen Hainen aus Chrysopras gehen und zu den erhabenen Gestaden aus Euklas und Spinell. Oder zu den fantastischen Stalagmiten der Alabastergrotten, die uns zu sanftem Schlummer zu laden schienen! Warum hast du mich die Grenzen der mineralischen Welt überschreiten und mich Dinge sehen lassen, die das menschliche Auge nicht erträgt?« »Genug, genug!«, rief mein Onkel streng, »du hast Fieber und ich verbiete dir, noch ein Wort zu sprechen. Walter, hol den Arzt; und du, Laura, kühl ihm das Hirn mit Kompressen!« Alexis Hartz, Enthusiast und Hilfskraft im Mineralienkabinett des beschaulichen Städtchens Fischhausen in Fischemberg, liebt seine Cousine Laura, die nicht viel von ihm zu halten scheint, doch wie verwandelt ist, wenn sie mit ihm die glitzernden Landschaften im Innern des Kristalls durchreist. Um Laura zu gewinnen, macht sich Alexis mit seinem unheimlichen und grausamen Onkel Narsias auf eine Reise zum Nordpol und ins Innere der Erde. 1864, am Ende ihrer glänzenden Karriere als realistische Autorin, Vorkämpferin der Frauenemanzipation und skandalträchtige Liebhaberin, veröffentlicht George Sand, im selben Jahr, in dem Jules Verne seine Reise zum Mittelpunkt der Erde verfasst, diese Erzählung in der phantastischen Tradition E. T. A. Hoffmanns, die Geschichte einer Liebessehnsucht zwischen Innenwelt und Außenwelt, als wollte sie der prosaischen Wirklichkeit des zweiten Kaiserreichs in der Hohlwelt des Kristalls einen dunkelglühenden Fluchtort schenken. Erstmals aus dem Französischen übertragen von Roman Lach. Schlaflosreihe: Unbekannte und vergessene Texte – phantastische Hirngespinste, erotische Erzählungen, märchenhafte und verrückte Gedankenspiele, diese Reihe bietet den Stoff, aus dem die schlaflosen Nächte gewoben sind. Im Taschenlampenkegelformat und schön gestaltet, laden sie zum Träumen ein, wenn die Stunden vorüberrieseln und der Schlaf nicht kommen will. Märchen, Essays, Gruselgeschichten, Erzählungen – wofür am Tag die Zeit zu kurz ist und dafür die Nacht sich dehnt. Herausgegeben von Roman Lach.
George Sand Bücher
George Sand war eine außergewöhnliche Autorin, deren Werke den Geist der europäischen Romantik verkörperten. Ihre Prosa, die für ihre Tiefe und ihren Stil gefeiert wurde, befasste sich oft mit der Komplexität der menschlichen Seele und den gesellschaftlichen Normen ihrer Zeit. Sand war nicht nur eine produktive Schriftstellerin, sondern auch eine Pionierin, die durch ihre Handlungen und Schriften Geschlechterrollen in Frage stellte und sich für mehr Gleichberechtigung einsetzte. Ihre einzigartige Stimme und ihr kühner Ansatz im Leben und in der Kunst machen sie zu einer unvergesslichen Figur der Literaturgeschichte.






George Sand (1804-1876), das war Amantine-Lucile-Aurore Dupin, verheiratete Baronin Dudevant, Mutter zweier Kinder, Geliebte von Alfred de Musset und Frederic Chopin und vielen anderen, Freundin und Ratgeberin fast aller bedeutenden Zeitgenossen aus Kultur und Politik, weit über die Grenzen ihres Landes hinaus. George Sand, das war ein kleines Mädchen, das bei seiner Großmutter im Schloß Nohant aufwuchs, freizügig wie ein Junge, zur Bändigung ins Internat kam, sich als züchtige Ehefrau abmühte, ohne Erfolg, und später zur berühmtberüchtigtsten Frau und Schriftstellerin des 19. Jahrhunderts wurde, George Sand, das war auch. Aber lassen wir sie doch selbst zu Wort kommen in ihren Briefen, die weit mehr als ihre Memoiren Authentizität verbürgen. Annedore Haberl, die in dreijähriger Arbeit die Auswahl von etwa 150 Briefen aus einem hinterlassenen Oeuvre von 20 000, die Übersetzung und Kommentierung vorgenommen hat, läßt am Beginn die erst Achtjährige zu Wort kommen und führt uns behutsam durch ein außergewöhnliches Menschenleben, das nicht nur spektakulär war, sondern prall gefüllt mit Liebe und Leidenschaft, mit Freundschaft und Mißgunst, Arbeit und Krankheit, und natürlich mit Kunst, Religion und Politik: eine Autobiographie in Briefen, illustriert mit zahlreichen Abbildungen.
Leone Leoni
- 192 Seiten
- 7 Lesestunden
Die Veröffentlichung von 1843 wird hier neu aufgelegt und bietet einen Einblick in die Bemühungen des Antigonos Verlags, historische Werke zu bewahren. Der Verlag legt Wert darauf, diese Bücher in gutem Zustand der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um das kulturelle Erbe zu schützen. Die Reprint-Ausgabe ermöglicht es Lesern, in vergangene Zeiten einzutauchen und die Geschichte in ihrer ursprünglichen Form zu erleben.
Pauline
- 120 Seiten
- 5 Lesestunden
Gabriel
Ein Dialogroman. Reclams Klassikerinnen
»Die Frau! Die Frau, ich weiß nicht, weshalb Sie mir immer von der Frau anfangen. Ich jedenfalls habe nicht das Gefühl, dass meine Seele ein Geschlecht hat, wie Sie es mir so oft beweisen wollen.« George Sand lebte mit Verve gegen die Konventionen ihrer Zeit an: Sie trug oft Männerkleidung, ließ sich früh scheiden und hatte Liebesbeziehungen mit Männern und Frauen. In keinem ihrer Werke hat sie sich mit Geschlechterrollen und -normen so persönlich und unkonventionell auseinandergesetzt wie in »Gabriel«. Sie nannte den Text einen »Dialogroman« oder auch eine »Phantasie«: Gabriel, Enkel und Alleinerbe des Fürsten von Bramante, erfährt erst als Jugendlicher, dass er eine Frau ist – der Fürst hat ihn fernab von der Welt mit nur zwei ins Geheimnis eingeweihten Bediensteten als Jungen aufwachsen lassen, damit Titel und Vermögen nicht Gabriels Cousin Astolphe zufallen. Als Gabriel sich gegen seinen Großvater auflehnt und Kontakt zu Astolphe sucht, bahnt sich eine Katastrophe an. Die Herausforderungen, vor denen Gabriel steht, sind bis heute existenziell: Wie lassen sich Liebe und Emanzipation miteinander vereinbaren? Schließen Freiheit und Treue einander aus? Eine Lektüre von aktueller wie zeitloser Relevanz, die derzeit in Frankreich und Deutschland wiederentdeckt wird.
George Sand war eine der herausragenden Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts, die sich durch ihren Lebensstil und in ihren Werken zeitlebens für die Emanzipation der Frau einsetzte. In ihrem Roman "Die kleine Fadette", der die Geschichte der beiden Bauernsöhne Landry und Sylvinet Barbeau erzählt, verarbeitet sie die Erinnerungen an ihre eigenen Kindheit im ländlichen Frankreich.
Lelia #150; schön und reich, begehrenswert und unnahbar #150; steht im Zentrum dieser Geschichte von Liebe und Leidenschaft, Sinnlichkeit und Frigidität, Wahnsinn, Mord und Selbstmord. In diesem dialogisch aufgebauten Roman, der im nachrevolutionären Frankreich spielt, verzehren sich Stenio, der adonisgleiche junge Dichter, und Magnus, der mysteriöse irische Priester, in leidenschaftlichem Begehren nach der unerreichbaren Frau, die selbst um ihre Bestimmung ringt. Vergeblich versuchen ihre Schwester Zinzolina, die als noble Kurtisane Pulcheria das Lustprinzip verkörpert, und der geläuterte Lebensphilosoph Trenmor zu helfen: das Drama nimmt seinen Lauf.



