Das fotografische Bild als Möglichkeit, eine künstlerische Vision ebenso präzise und kreativ zu realisieren wie in Malerei oder Zeichnung: Das war das lebenslange Ziel Heinrich Kühns (1866–1944), einer zentralen Gründergestalt der internationalen Kunstfotografie um 1900. Gemeinsam mit Alfred Stieglitz und anderen Freunden machte er das stilisierte Lichtbild zu einem Teil des von den Sezessionisten angestrebten Gesamtkunstwerks. Wichtigstes Instrument dafür war der von Kühn perfektionierte Gummidruck, der durch die freie Wahl von Papier und Pigment eher einer Grafik glich als einer konventionellen Fotografie. Damit ließen sich die Helligkeitskontraste gezielt Kühns Bildvorstellungen anpassen und die als 'unkünstlerisch' abgelehnte Bildschärfe nach Belieben auflösen. Gegen 1910 reduzierte Kühn den romantischen Kosmos des Piktorialismus, bis fast abstrakte Kompositionen von zeitloser Ausgewogenheit entstanden. (Englische Ausgabe ISBN 978-3-7757-2569-9, französische Ausgabe ISBN 978-3-7757-2570-5) Ausstellung: Albertina, Wien 11.6.–29.8.2010 Musée de l'Orangerie, Paris 19.10.2010–23.1.2011 Museum of Fine Arts, Houston 6.3.–30.5.2011
Monika Faber Bücher






Photographie der Moderne in Prag
- 117 Seiten
- 5 Lesestunden
Die Fotografien von Seiichi Furuya dienen als emotionales Gedächtnis an seine verstorbene Frau und reflektieren die Komplexität ihrer Beziehung. Trotz ihres Todes bleibt sie durch die Bilder lebendig, und der Fotograf erlebt sie in verschiedenen Rollen – als Model und als geliebte Partnerin. Während er die Aufnahmen erneut ordnet, wird die Verbindung zwischen ihnen intensiver und zeigt die Kraft der Erinnerung und der Liebe, die über den Tod hinausgeht. Furuya schafft einen Raum, in dem Vergangenheit und Gegenwart miteinander verschmelzen.
Nicht nur der Dialog des Fotografen mit seinen Modellen bestimmt die Gestaltung des Bildnisses: Ein reicher Schatz visueller Erfahrung, den Porträtierte, Autoren und Betrachter teilen, gießt Selbstdarstellung wie Inszenierung in vorgefundene Formen. Seit dem Fin de Siècle aber gewinnen Individualität und Spontaneität an Boden - um auf der Flucht vor der Diktatur in den Jahren um 1938 nur noch intensiver vom einzelnen Menschen zu sprechen. Das macht die Bildnisse in Deutschland und Österreich zu besonderen Zeugnissen des sich wandelnden bürgerlichen Selbstverständnisses, demonstriert aber auch eindringlich die Blüte der Fotografie als eigenständiger künstlerischer Kraft. Langsam wandeln sich die raffinierten Salonbildnisse Nikola Perscheids, Rudolf Dührkoops oder des Atelier d'Ora in die klar-eleganten Köpfe von Trude Fleischmann, Lotte Jacobi oder Hugo Erfurth. Umbos extreme Nahsichten, Helmar Lerskis Lichtmodellierung oder László Moholy Nagys Experimente radikalisieren das menschliche Bildnis dann in bis dahin ungeahnter Weise. (Englische Ausgabe erhältlich ISBN 3-7757-1564-9) Weitere vorgestellte Fotografen (Auswahl): Josef Albers, Antios (Anton Josef Trcka), Gertrude Arndt, Aenne Biermann, Steffi Brandl, Raoul Hausmann, Lotte Jacobi, Edmund Kesting, Heinrich Kühn, Lucia Moholy, August Sander, Cami Stone Ausstellungen: Neue Galerie New York März - Juni 2005 · Albertina, Wien Juli - September 2005
Herbert List. Panoptikum
- 192 Seiten
- 7 Lesestunden
Die in Lebensgröße in Wachs geformten "künstlichen Menschen" im Panoptikum im Wiener Prater faszinierten Herbert List. 1944 fotografierte er sie als "aufgestellte, geschminkte Leichen, inmitten der heftigsten Posen erstarrt als Einwohner eines Dornröschenschlosses." Mit einem pointierten Text reihte er Märchenszenen, historische Tableaux und medizinische Sujets zu einem Bildband, der erst jetzt über 75 Jahre später in einer bibliophilen Ausgabe nach seinem Originalentwurf erscheint. Ein Kommentarband stellt ihn in den Kontext seines künstlerischen Werkes und die Geschichte des "Präuscher'schen Panoptikums", wo sich im 19. Jahrhundert populärwissenschaftliches Interesse mit der Schaulust am Erotischen und Exotischen vermischte. Herbert List (1903 - 1975), emigrierte 1936 als vom Surrealismus und Neuer Sachlichkeit geprägter Künstler aus Deutschland. Er fotografierte danach in Südeuropa, und lebte bis zum Einmarsch der deutschen Truppen in Athen. Nach dem Krieg wandte er sich zunehmend dem Portrait, der Reportage und Straßenfotografie zu und arbeitete für die Agentur Magnum. -- Herbert List was fascinated by the "artificial humans"-life-size figures moulded in wax-on display at the Panoptikum in Vienna's Prater. In 1944, he photographed these waxworks, depicting them as "corpses set in position and daubed with make-up-frozen in poses of the utmost intensity, they are inhabitants of a Sleeping Beauty castle." List took a string of fairytale scenes, historical tableaux, and medical subjects and combined them with a trenchant text to create an illustrated book that is now being published for the first time, more than seventy-five years later, in a bibliophile edition based on List's original draft. An accompanying volume of commentary places the work in the context of his artistic oeuvre and the history of Präuscher's Panoptikum in Vienna, where popular scientific interest was mixed in the nineteenth century with a sensationalist fascination for erotica and exotica. Herbert List (1903 - 1975) emigrated from Germany in 1936 as an artist influenced by surrealism and the New Objectivity. He then took pictures in southern Europe and lived in Athens until the German invasion. After the war, he became increasingly interested in portraiture, reportage, and street photography and worked for the Magnum agency.
Photo Politics Austria
- 149 Seiten
- 6 Lesestunden
Der Katalog unternimmt, anhand von individuellen Bildern oder Bildserien, die besondere Ereignisse, historische Umbrüche oder gesellschaftspolitische Verwerfungen auf den Punkt bringen, eine fotografische Zeitreise durch die österreichische Geschichte der letzten 100 Jahre. Parallel dazu werden die Entwicklung der Fotografie und die Vielfalt der Formate, in denen sie im Laufe dieser 100 Jahre zum Einsatz kam, sichtbar. Eine Ansichtskartenserie des Justizpalastbrandes (1927), Ernst Haas' HeimkehrerFotoserie (1947) oder Heimrad Bäckers Mauthausen-Dokumentation (1970erJahre), Friedl Dickers Montagen über die sozialen Zustände in den frühen 1930erJahren oder Seiichi Furuyas Auseinandersetzung mit der Staatsgrenze (1981 -1983) fungieren ebenso als Bausteine eines visuellen Panoramas österreichischer Zeitgeschichte wie Setfotos zu Sissi - Die junge Kaiserin (1956), Barbara Pflaums retuschierte Vorlagen für ihr berühmtes Franz-Olah-Cover der Wochenpresse (1963) oder Ingeborg Strobls Fotoserie, die rund um die Volksabstimmung zu Österreichs EU- Beitritt 1994 entstand. Mit Textbeiträgen von: Monika Faber/Michaela Maier, Karola Kraus, Andreas Lehne, Gerald Piffl, Marion Krammer/Margarethe Szeless.

