Kosovo-Krieg: 24. März 1999, Einsatz der Nato: 1. Luftangriff, bis 12. Juni 1999, Pristina. Die Bomben regnen auf Pristina, die Stadt ist von Serben umgeben, niemand bewegt sich. Rea, Nita und Hana, drei junge Frauen, stecken in einer Wohnung fest und warten: Kein Strom, kein Wasser, kein Telefon. Im Fernsehen schaut die ganze Welt diesem kleinen sauberen Krieg zu. Leben oder sterben, es spielt keine grosse Rolle. Eine der begabtesten zeitgenössischen Autorinnen gibt ihren drei Protagonistinnen eine Stimme, um das erste Mal den Kosovo-Krieg aus der Sicht der Frauen zu erzählen.
Elvira Dones Bücher
Elvira Dones schafft Erzählungen, die sich mit der Komplexität persönlicher und gesellschaftlicher Kämpfe auseinandersetzen, oft geprägt von ihrem reichen albanischen Erbe. Ihr Schreiben zeichnet sich durch eine tiefgründige Erforschung von Identität, Vertreibung und der Suche nach Zugehörigkeit aus, wobei sie einen tiefen psychologischen Ansatz und eine lyrische Prosa anwendet. Dones verbindet meisterhaft literarische Traditionen mit zeitgenössischen Erzähltechniken und schafft Werke, die sich sowohl intim als auch universell anfühlen. Leserinnen und Leser verbinden sich mit ihrer authentischen Darstellung menschlicher Erfahrungen und finden oft einzigartige Perspektiven auf gesellschaftliche Normen und Transformationen in ihrer unverwechselbaren Stimme.




Verbrannte Sonne
Roman
Die Stimme, die den Roman trägt, spricht aus dem Tagebuch von Leila. Nach Italien war die junge Frau gekommen, um Design zu studieren, doch sie wurde zur Prostitution gezwungen. Nach drei Jahren kehrt sie tot in einem Sarg auf der Fähre mit ihrem Vater nach Hause zurück. Ihr Schicksal bringt die vielen Geschichten zusammen, die sich kreuzen: ihre, die von Soraja, Elena, Laura und all den anderen Mädchen, die ein und dasselbe Los vereint. Elvira Dones hat einen rohen und aufschlussreichen Roman über die albanische Mafia und den Frauenhandel geschrieben, bei dem deutlich wird, dass es nichts zu romantisieren gibt. Hier wird von einer Gesellschaft erzählt, die vom Wandel überfordert ist, von Träumen, die auf den Bürgersteigen Europas zerbröckeln, von Schicksalen, deren kleinstes Detail bedeutsam ist, vom skrupellosen Kampf um Geld, von der grausamen Ausbeutung der Frauen, der grenzenlosen Gewalt, dem Aussterben jedes ethischen Handelns und von kleinen Inseln der Liebe und Selbstermächtigung. In Albanien hat „Verbrannte Sonne“ heftige Diskussionen ausgelöst.
\"Hier bin ich, ein lebendiges Exemplar, vielleicht das einzige, das es jemals aus dem Land hinausgeschafft hat. Die anderen sind noch immer in Albanien.“ Mit 19 Jahren schwört Hana im Norden Albaniens ewige Jungfräulichkeit. Dabei folgt sie, weil sie eine durch ihren Onkel vorgesehene Ehe nicht eingehen will, dem ungeschriebenen, nicht kodifizierten albanischen Gewohnheitsrecht Kanun. Umgeben von den Tieren, dem Wald, den Bergen und ihrem kranken Onkel wird sie zu Mark Doda. Nach dem Tod des Onkels - vierzehn Jahre später - fliegt Hana/Mark zu ihrer Cousine Lila nach Amerika. Das ist die einzige Möglichkeit, sich vom Gelübde loszusagen. Wie aber wird ein Raki trinkender, Kette rauchender Mark aus dem Norden Albaniens wieder zu Hana?
Independence in the Albanian mountains means a vow to become a man - independence in America means reclaiming her womanhood.