Auf dem Reichstag zu Worms trotzte Luther Kaiser und Reich und berief sich dabei auf nichts als sein Gewissen und seine Glaubensüberzeugung. Doch diese Überzeugung gebar auch Ungeheuer. Seine Ausfälle gegen aufrührerische Bauern, gegen Juden und Hexen kamen aus dem Herzen seines Glaubens und zeigen den gnadenlosen Untergrund seiner Gnadenlehre. Gefeiert wird Luther als Wegbereiter moderner Gewissensfreiheit. Aber war seine Reformation nicht eher ein gewissenhafter Durchbruch zu spezifisch neuzeitlichen Gewaltverhältnissen? Die Verinnerlichung von Herrschaft aus Überzeugung ist jedenfalls eine signifikant protestantische Mitgift.
Christoph Türcke Reihenfolge der Bücher






- 2023
- 2021
Quote, Rasse, Gender(n)
Demokratisierung auf Abwegen
In Parlamenten und Betrieben, in Vorständen, Parteien und Universitäten – wo die Frauenquote nicht schon gilt, soll sie bald kommen. Aber noch bevor sie flächendeckend durchgesetzt ist, ist sie bereits überholt. Denn steht Diversen, People of Color, Juden, Muslimen, Menschen mit Behinderung nicht ebenso eine paritätische Vertretung zu wie Frauen? Wie die jüngere Frauen- und Queer-Bewegung ist auch der neue Antirassismus in erster Linie auf Parität aus. Gleichstellung gilt nicht als der Zustand, in dem man frei davon wird, länger auf die Verschiedenheit von Ethnie, Hautfarbe und sexueller Orientierung zu starren, sondern als der, in dem sie maximal sichtbar wird. Die basisdemokratische Gleichstellungsbewegung läuft auf immer kleinteiligere Kämpfe um Sichtbarkeit, Quoten und Finanzmittel hinaus. Und eine Sprache, die stets alle sichtbar machen soll, versinkt in Sprachverwirrung. Ein neues Stadium gesellschaftlichen Zerfalls kündigt sich an.
- 2021
Corona und der Klimawandel nötigen zu einer elementaren Rückbesinnung auf die Natur. In einer brillanten Abhandlung zeigt der Philosoph Christoph Türcke, wie verhängnisvoll der Glaube ist, die Natur sei nichts als die Verfügungsmasse unserer Konstruktionen. Konstruktivismus wie Dekonstruktivismus haben gleichermaßen den Glauben gefördert, die Natur sei nur das, was wir aus ihr machen. Sie sind pseudokritische Ableger eines High-Tech-Machbarkeitswahns. Gender gilt bereits als ein Konstrukt, für das es nur noch ein Kriterium gibt: persönliches Zugehörigkeitsempfinden. Dabei rückt aus dem Blickfeld, dass wir Menschen selbst bloß Naturwesen sind. Wenn wir die Natur – auch unsere eigene – nach Belieben zurechtkneten wollen und ihren Eigensinn ignorieren, schlägt sie umso heftiger auf uns zurück.
- 2020
Autoritářství: Kritická teorie a psychoanalytická praxe
- 253 Seiten
- 9 Lesestunden
Kniha se zaměřuje na zásadní téma autoritářství, které se ve společnosti a politice stalo bohužel opět aktuální. V západní a východní Evropě, na druhé straně Atlantiku i na dalších místech světa se ozývají rasistické a extrémistické požadavky. Tyto požadavky stojí na devalvování druhých, na nenávisti vůči takzvaným „zrádcům národa“ a na úctě k domnělým „silným vůdcům“. Interdisciplinární analýzy v oblasti filosofie a sociálních věd začaly rozvíjet koncept autoritářství nejprve jako snahu zkoumat nastupující fašismus 30. let minulého století. Kniha navazuje na tuto linii výzkumu originálním aktualizovaným způsobem.
- 2019
Plattformen wie YouTube, Facebook, Twitter und Amazon fungieren als neue soziale Magneten und bilden eine globale digitale Stammesgesellschaft. Während traditionelle Bindungen von Familien, Institutionen und Staaten schwinden, entstehen um digitale Plattformen Kollektive, die sich wie Schwärme oder Horden verhalten. Ihre Nutzer sind „Follower“, die die neuen Clans zusammenhalten. Christoph Türcke analysiert in einer brisanten Untersuchung die Dynamik der Digitalisierung. Plattformen unterdrücken ihre Nutzer nicht, sondern ziehen sie an und machen sie abhängiger als jede politische oder militärische Gewalt. Sie entfalten algorithmisch ein Wunschleben in eine bestimmte Richtung. Das neue Erfolgsmodell der Plattform steht erst am Anfang seiner Wirkungsmacht. Die großen Player arbeiten daran, Gesundheits-, Bildungs- und Verkehrssysteme sowie die gesamte Wirtschaft nach dem Prinzip der Plattform umzugestalten. Auch die Politik wird von diesem Trend erfasst. Donald Trump behandelt die USA wie eine Firma, nutzt Twitter für politische Zwecke und sieht Bürger als Gefolgsleute oder Gegner. Dennoch existieren Gegenkräfte und alternative Ansätze, die das letzte Wort in dieser Analyse haben. Das Buch zeigt, dass der Weg in die digitale Hölle mit verführerischen Errungenschaften gepflastert ist.
- 2017
Umsonst leiden
Der Schlüssel zu Hiob
Als Inbegriff des leidenden Gerechten ist die Hiobfigur weltbekannt. Dennoch steckt das biblische Buch Hiob voller Rätsel. Warum besteht es aus einer kleinen Rahmenerzählung, die vergeblich versucht, eine wortgewaltige Dichtung einzufassen? Darauf gibt Christoph Türcke eine ganz neue Antwort. Er hat den verloren geglaubten Schlüssel entdeckt, mit dessen Hilfe sich das Zentralgeheimnis der Hiobsgeschichte erschließt.
- 2016
Lehrer? Deren Zeit läuft ab. Gelernt wird heute eigenständig, beweglich, kreativ, weder Lehrern zuliebe noch nach Schablonen. So etwa klingt der Sirenengesang der „neuen Lernkultur“. Wie sehr dieser Weg in die Irre führt, zeigt die Streitschrift des Philosophen Christoph Türcke. Mit der Rolle der Lehrer stehen zugleich entscheidende politische und pädagogische Grundeinstellungen zur Debatte. Wenn die Lehrer für den Erhalt und das Ethos ihres Berufs wirklich kämpfen, können sie eine Orientierungsdebatte auslösen, die an die Grundfesten der neoliberalen Welt rührt. Es geht um weit mehr als einen Schulstreit. Alles, was in Sach- und Fachkompetenzen nicht aufgeht, soll in der schönen neuen Lernwelt keinen Ort mehr haben. Menschen aber nur auf ihre Kompetenzen hin anzusehen, das heißt, sie wie Maschinen anzusehen. Lehrer zu Kompetenzbeschaffungsgehilfen zu reduzieren heißt, sie zu entwürdigen. Das müssen sie sich nicht bieten lassen. Sie sind zu ihrer Selbstdegradierung und -abschaffung nicht verpflichtet, wohl aber zur Rückbesinnung darauf, was Lehren eigentlich ist.
- 2012
Zunehmend mehr Kinder sind von ständiger Unruhe getrieben und entwickeln sich in Schule, Familie und Jugendgruppen zu Störenfrieden. „Aufmerksamkeitsdefizit“ bzw. „Hyperaktivität“ lautet die ärztliche Diagnose für dieses vor dreißig Jahren zum ersten Mal beschriebene Syndrom. Doch ist nicht unsere gesamte Medien und Informationsgesellschaft, mit dem Computer als Taktgeber, permanent in heller Aufregung und die Kinder nur jene Wesen, an denen dies besonders auffällig wird? Was mit dem Film begann, hat durch das Fernsehen und dann den Computer eine ungeheure Steigerung erfahren: Unsere Aufmerksamkeit wird von den Bildmaschinen absorbiert und zermürbt. Statt unseren Kindern Ritalin zu verabreichen, um sie ruhigzustellen, sollten wir besser Gegenmaßnahmen treffen, um den Schwund an Fähigkeit zu ungeteilter Aufmerksamkeit aufzuhalten. Einen Schritt in diese Richtung unternimmt der zweite Teil dieses Buches. Er plädiert für die stärkere Verankerung von Ritualen im Schullalltag. Ritualkunde, so seine These, muss zu einem regulären Schulfach werden. Eine Streitschrift, die nicht nur Eltern und Erzieher herausfordert, sondern die Grundlagen unserer Gesellschaft auf den Prüfstand stellt.
- 2010
Ist über Jesus von Nazareth nicht längst alles gesagt? Wurden nicht jedes seiner Worte und jeder Bericht über ihn bis zum Überdruss interpretiert? Dennoch wagt Christoph Türcke einen kühnen Neuanfang. Mit den Mitteln der Freudschen Traumanalyse rückt er die Geschichte Jesu und des Urchristentums in ein völlig neues Licht. Er zeigt, dass das Christentum ohne ein Jesus-Trauma ebenso undenkbar ist wie der historische Jesus ohne ein Johannes-Trauma. Jesu Traum war der eines Getriebenen. Sein Immoralismus, von Nietzsche bereits erahnt, tritt nun in seiner ganzen Radikalität hervor. Die Dekomposition Jesu als Gottessohn führt zu einer überraschenden Aufwertung seines ergreifend menschlichen Schicksals und gewinnt unversehens verblüffende Aktualität.
- 2010





