Ein Mann wird von seiner Frau verlassen, und was bleibt ist Gesang. Jahre später noch singt er von seinem Schmerz vor einem sehr kleinen Publikum – vor einem Fisch. In seinem Garten steht der Mann am Teich und erinnert sich, an die erste Begegnung, an Berührungen, ihren Körper, die gemeinsame Sprache und an ihr letztes Wort. Mit seiner schlichten, präzisen und bilderreichen Poesie durchschreitet SAID die weite Liebeslandschaft und verbeugt sich am Ende vor der Erkenntnis: Wenn eine Frau wirklich gehen möchte, wird nichts und niemand sie halten, weder Bitte noch Geste, kein Wort und kein Mann, nicht einmal der persische Dichter Hafez vermag sie zum Bleiben zu überreden.
Ein Mann trifft sich mit einer Frau, die er kaum kennt, in Varna im September. Beide leben in Deutschland – er seit 50 Jahren hier im Exil. Sie sprechen dieselbe Sprache, seine Muttersprache. Zum ersten Mal seit Jahren hört er Liebesgeflüster auf Persisch. Sie stammen beide von Teheran und haben die Stadt seit Jahren nicht besucht – aber sie tobt in ihren Erinnerungen. Jene Stadt, die ihre Heimat war, ist nicht mehr. Vieles in der bulgarischen Stadt Varna erinnert die Liebenden an ihre Stadt. Straßenlaternen, herrenlose Katzen, manche Speisen und besonders die Menschen. Sie ergeben sich dem Trugbild.
Der neue Gedichtband von SAID beginnt mit einem „Kleinen Inventar“, und Inventur halten diese Gedichte insgesamt. Sie sprechen vom Körper und von den Sinnen, von dem, was zerstört wird, aber auch vom Trotz und der Verwerfung des Todes. Sie sprechen von den Verlierern der Geschichte und den großen mythischen und historischen Figuren, die nicht selten Opfer wurden, aber unsere Vorstellungskraft immer wieder inspirieren. Illusionslos betrachten sie unsere vermarktete Welt: „das meer ist eingepackt/und die sonne ausgezählt/beides kann man kaufen/hier/wo man alles kaufen kann“, nur den „staub“ nicht, und das Gedicht, das Wort, sind in ihrer Unscheinbarkeit wie Staub, aber dass sie nicht käuflich sind, verleiht ihnen ihre Würde. Furchtlos, frei, abgeklärt und doch voller Leidenschaft mustern diese Gedichte die Welt. SAIDs Sprache ist von einer reinen Schönheit, in ihren dunklen wie lichten Tönen liest sie sich immer wieder neu, so als wäre sie gerade erst erfunden worden.
"Noch während der Schwangerschaft seiner Mutter, die damals erst vierzehn Jahre alt war, trennten sich die Eltern des 1947 in Teheran geborenen Schriftstellers SAID, der später sein Zuhause in Deutschland und seine literarische Heimat in der deutschen Sprache fand. Bis 1965 lebte SAID im Iran, in der Fürsorge seines Vaters, der Großmutter, von Tanten und Gefährtinnen seines Vaters, eines Offiziers der persischen Armee. In seinem nachgelassenen Roman Ein vibrierendes Kind, Gegenstück zu Landschaften einer fernen Mutter (C.H.Beck 2001), erzählt SAID von seiner Kindheit und Jugend, von Teheran und Iran zwischen 1947 und 1965, vom Vater, der viel unterwegs ist, sich aber liebevoll um seinen Sohn kümmert, von der herrischen Großmutter, von einer Welt und Gesellschaft, die so nicht mehr existiert. In seinem typisch lakonischen, poetischen, einfach gehaltenen, aber sehr bildreichen Stil, in kurzen, eindrücklichen Szenen vom Aufwachsen, von Ausflügen und Streifzügen, von Schulzeit und erster Liebe, entwirft SAID ein Tableau seines Lebensanfangs, bis er das Land, letztlich für immer, auf Anraten seines Vaters verlässt. SAID wird ihn nie wiedersehen. Der Roman ist eine Hommage an den sehr verständnisvoll wirkenden Vater, der sein Kind immer zu schützen und zu unterstützen versuchte. Die gesellschaftliche und politische Realität fließt immer wieder mit ein und so ist dieser Roman auch ein faszinierendes Zeitdokument. Ein sehr berührender, ans Herz gehender Text"--Page 2 of cover
Seit beinahe vierzig Jahren lebt der iranische Lyriker SAID «in Deutschland». Mit dem «dritten Ohr» des Exilierten hat er den Deutschen zugehört, mit den Augen des Fremden hat er sie beobachtet. Nun erstattet er Bericht, erzählt von seinen Erinnerungen an die alte Heimat Teheran ebenso wie von seiner langsamen Annäherung an die neue Heimat München und die Deutschen. In zahlreichen Gesprächen, die er mit dem Kulturkorrespondenten der Welt, Wieland Freund, geführt hat, erweist sich SAID einmal mehr als glänzender Beobachter – des «typisch Deutschen» ebenso wie der Wiedervereinigung, deren Zeuge, oder der Studentenrevolte, deren Akteur er war. Die Beobachtungen eines nicht geborenen, sondern «gelernten Deutschen» (Christoph Hein) münden in ein ungewohnt anderes Buch «über die Deutschen».
Seit Franz Bleis „Bestiarium der Literatur” ist diese sehr ausgefallene Zoologie zu einer eigenen literarischen Gattung geworden. SAID läßt das Genre wiederaufleben und hat damit ein witziges, bisweilen fast surrealistisches Panoptikum geschaffen, das mit Spott, Satire und Erotik nicht spart. Mit wenigen, präzise gesetzten Worten gelingt es ihm, seine Figuren – die vom Albatros über die Mukarina bis zur Zikade reichen – treffend und genau zu charakterisieren und vor dem Leser eine skurrile Welt aus Sprache, Liebe und politischem Geschehen auszubreiten: den drei Themen, um die SAIDs Werk immer wieder kreist, die er wiederholt aufgreift und mit denen er gekonnt zu spielen vermag.
SAID, der nie eine Religion praktiziert hat, wuchs im Iran auf, in einer liberalen Familie, die ihm keine Glaubensüberzeugungen aufzwingte. Dennoch prägten ihn die religiösen Rituale, der Muezzinruf und der Geruch der Moscheen. Diese Eindrücke hätten positiv sein können, doch die islamistische Diktatur Chomeinis, die SAID nach dem Schah erneut aus dem Iran vertrieb, zerstörte die Hoffnungen auf Demokratisierung. Sie verwandelte eine potenziell tolerante Religion in eine aggressive, selbsternannte Befreiungsbewegung, die den Terror förderte und die „Mysterien der menschlichen Seele“ ignorierte. In seinem Essay „Warum ich kein Muslim bin“ thematisiert SAID den Konflikt zwischen dem Streben nach schützender Spiritualität und dem islamistischen Staatsterror. Ein eindrucksvolles Gespräch mit dem überzeugten Katholiken Hans Maier beleuchtet die historischen und politischen Aspekte des Verhältnisses zwischen Religion als Institution und dem individuellen Glauben. Ergänzt werden diese Überlegungen durch Aufzeichnungen aus „Der lange Arm der Mullahs“, die Erzählung „Mina“, Eindrücke aus Kairo und einen Brief an den Dichter Adonis. Das Buch richtet sich an alle, die sich für die Herausforderungen des heutigen Islam, das Leben der Betroffenen und eine gewaltfreie Religiosität interessieren und zeigt SAID als einen klugen, poetischen Beobachter zwischen den Kulturen.
Adam hat auf einer Müllhalde etwas Unglaubliches gefunden. Etwas Geheimnisvolles, Mythisches, Magisches. EINE TYGER. Doch Tyger ist in Gefahr und auch Adam hat mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Das Geschäft seiner Eltern läuft nicht gut, und obwohl Adam Botengänge in die hintersten Winkel Londons unternimmt, schaffen sie es kaum, über die Runden zu kommen. Und damit sind sie in dem Armenviertel, in dem sie leben, nicht die einzigen. Trotz der sich zuspitzenden gesellschaftlichen Verhältnisse schöpft Adam Hoffnung für diese wilde Welt, in der er lebt, und versucht, mit Hilfe seiner Freundin Zadie, Tyger zu retten. Doch dafür müssen sie erst das Tor zu einer anderen Welt finden und Tyger aus den Klauen des schrecklichen Tyrannen Urizen befreien. Mit eindrucksvollen Metaphern beschreibt Said eine Anleitung für eine bessere Welt. Fantastisch illustriert von Dave McKean.
Ein bewegendes Buch über die Begegnung mit der nie gekannten Mutter. » ... eines der berührendsten Bücher, die in den letzten Jahren in der deutschsprachigen Literatur geschrieben worden sind.« Gerhard Zeillinger im ›Standard‹ Wenige Tage nach seiner Geburt wird der Schriftsteller SAID von seiner Mutter getrennt: Die Scheidung der Eltern vollzog sich bereits während der Schwangerschaft, und es war beschlossene Sache, daß das Kind ausschließlich bei seinem Vater leben sollte. Ein einziges Mal, einen kurzen Nachmittag lang, durfte der Zwölfjährige die Mutter sehen. Jahrzehnte später: SAID ist inzwischen 41 Jahre alt und lebt schon seit langem im deutschen Exil. Überraschend erhält er einen Anruf seines Halbbruders aus Teheran, von dessen Existenz er nichts ahnte: die Mutter wolle sich mit SAID treffen. Für Deutschland bekommt sie kein Visum, wohl aber für Kanada. Und so begegnen sich die beiden Fremden in Toronto zum ersten Mal. Drei Wochen verbringen sie gemeinsam in einer kleinen Wohnung. Drei Wochen, um sich zu begrüßen, sich kennenzulernen und sich wieder voneinander zu verabschieden. Der Verlust der Mutter, der Verlust der Heimat, Gefühle von Sehnsucht, Wut und Trauer: SAID erzählt auch von den Wunden, die diese Trennungen geschlagen haben und immer noch schlagen.
Iran und Deutschland, Politik und Liebe, Heimat und Fremde sind die thematischen Pole, um die SAIDs Leben und Werk kreist. Der Gedichtzyklus ”Sei Nacht zu mir” hat sich ganz dem einen Pol verschrieben, dem der Liebe. In ausdrucksstarken, meist kurzen Gedichten und in einer prägnanten Sprache entfaltet SAID die Liebesbeziehung zwischen dem lyrischen männlichen Ich und seiner Geliebten – eine Beziehung, zu der auch ein namenloser Dritter gehört, der nichts von dieser Liebe weiß und doch hinzutritt. Eine Liebesbeziehung, zwischen deren Beginn und Ende viele Facetten und sinnliche Momente liegen, die der Lyriker meisterhaft in ausdrucksstarken, sensiblen Bildern einfängt. Es sind Gedichte, die den Leser auch durch ihre große Authentizität in ihren Bann ziehen.