Das Buch behandelt Epilepsie als eine erlebte psychiatrische Krankheit. Es wendet sich an Therapeuten und Helfer, vor allem aber an die Familien der Epileptiker und die von Epilepsie Betroffenen selbst. Ausführliche Einzelbeispiele vermitteln eine unmittelbare Anschauung. Wissen ist auch dann Ausdruck von Kultur und Bildung, wenn es um das Wissen über die eigene Krankheit geht oder die Krankheit einer dem Herzen nahe stehenden Person. Das Buch zeigt, wie Epilepsie erlebt wird, wie andere es miterleben und darauf reagieren. Epilepsie gehört zu den ältesten bekannten Krankheiten überhaupt und kann Menschen aller Kulturen gleichermaßen befallen. Das soziale Schicksal der Epileptiker hat sich jedoch seit den Uranfängen seiner Erforschung vor viertausend Jahren nicht wesentlich verändert. Auch die großen Hoffnungen auf die Neurowissenschaften sind enttäuscht worden. Sie haben den Epileptikern keine Erleichterungen ihres Schicksals oder gar Heilung erbracht. Die heutige medizinische Behandlung ist trotz immenser Forschungsbemühungen nicht wirksamer als vor 50 oder 70 Jahren. Aber man kann trotz der Behinderungen durch Epilepsie beispielsweise ein großer Schriftsteller werden, wie es Fjodor Dostojewski in Russland und Gustave Flaubert in Frankreich gezeigt haben. Deswegen stellen das Erleben der Epilepsie, das Verhältnis der Epileptiker zu sich selbst und ihre Beziehungen zu nahen und nicht so nahen Menschen so wichtige Probleme dar. Die Anfälle selbst sind nur eine besonders auffällige Erscheinung der Krankheit namens Epilepsie. Der Verfasser ist emeritierter Direktor der Psychiatrischen und Nervenklinik der Universität zu Köln und war langjähriges Mitglied des Deutschen Epilepsiekuratoriums.
Uwe Henrik Peters Bücher






Robert Schumann hat seine 2 ½ letzten Lebensjahre in einer Irrenanstalt verbracht. Bisher war nicht bekannt, dass er dort viel Musik erlebt hat. In seinen dort geführten Korrespondenzen spielt die Musik ebenfalls eine hervorragende Rolle. Die vorhandenen Dokumente erwähnen über 100 Mal, dass Schumann Klavier gespielt hat und nennen über 50 Kompositionen.Das Buch erzählt erstmalig zusammenhängend diese Geschichte und darüber hinaus Schumanns Alltagsleben in der Irrenanstalt. 40 Links der erwähnten Musikstücke zu Youtube vermitteln eine hörbare Anschauung.
Der Beginn der Psychotherapie wird auf 1695 datiert. Bis 1751 war sie so weit entwickelt, dass die Ergebnisse in einem Lehrbuch zusammengefasst werden konnten, dessen verhaltenstherapeutische Ansätze bis heute relevant sind. Diese Neuauflage des 1751 veröffentlichten Werkes von Johann Christian Bolten gehört zur psychischen Geschichtswissenschaft und ist sowohl historisch als auch modern. Jede psychische Erkrankung hat ihre eigene Geschichte, die durch Psychotherapie veränderbar ist, die hier als Seelencur bezeichnet wird. Bolten präsentierte bereits ein umfassendes Lehrbuch der Psychotherapie, dessen Methoden den heutigen verhaltenstherapeutischen Ansätzen entsprechen. Phobien wurden bereits ähnlich behandelt wie heute, und auch die Achtsamkeitstherapie existierte unter diesem Namen. Psychologische Begründungen für die Behandlungen stammten von der damals neuen Ästhetik und Philosophie. Ab 1700 bildete sich an der Universität Halle ein enger Kreis von Ärzten und Philosophen, deren Beiträge oft nicht mehr zuzuordnen sind. Dieser Kreis löste sich nach und nach auf, als die Mitglieder an andere Universitäten berufen wurden. Bolten, der Stadtphysikus in Altona wurde, starb im Alter von 30 Jahren ohne weitere Werke.
Professor Dr. Uwe H. Peters stellt die beiden psychoanalytischen Grundbegriffe Übertragung und Gegenübertragung im Rahmen der psychotherapeutischen Beziehung zwischen Psychotherapeut und Patient dar und macht an Beispielen klar, welche Formen wechselseitige Verständnis- und Identifikationsvorgänge bei beiden Partnern annehmen können. In diesem Zusammenhang werden auch die Phänomene der Regression, der Wiederholung, der Affekte und ungelösten Konflikte der infantilen Neurose behandelt sowie übertragungsähnliche Beziehungen im täglichen Leben, wo menschliche Beziehungen unter dem Gesichtspunkt früher Vater-, Mutter-, Bruder- oder Schwester-Imagos verlaufen.
Die Auseinandersetzung mit Schizophrenie konzentriert sich auf die gesprochenen und gedachten Texte von Betroffenen sowie von Personen, die fälschlicherweise als schizophren eingestuft wurden. Im Mittelpunkt steht das Besondere am Schizophrenen, das sowohl Fachleuten als auch Angehörigen oft schwer verständlich ist. Das Wissen über Schizophrenie gehört in den Bereich des Geistigen und Seelischen, da eine Definition ausschließlich auf geistigen Aspekten basieren muss. Technische Methoden zur Diagnose, die den Körper oder das Gehirn betreffen, haben sich als unzureichend erwiesen. Das Bild der Schizophrenie entstand nicht in Laboren, sondern in der deutschen Philosophie vor etwa 300 Jahren. Im 19. Jahrhundert wurde die Idee eingeführt, dass geistige Veränderungen körperliche Ursachen haben müssen, und im 20. Jahrhundert verlagerte sich das Interesse von der Psyche auf den Körper. Dieses Buch zeigt, dass Schizophrenie verständlich ist, wenn man sich von der Forschung im Gehirn löst und stattdessen Sprache und Vernunft in den Fokus nimmt. Anders als die klassische Annahme, dass das Denken der Schizophrenen sinnlos sei, wird deren besondere Sinnhaftigkeit erkennbar, wenn man lernt, die Botschaften zu entschlüsseln. Dies ist besonders wichtig für Angehörige und Ärzte, da schizophrene Menschen trotz ihrer komplexen Gedanken sehr liebenswert sind.
Karsten Jaspersen ist ein historisches Beispiel für den Widerstand gegen die Verfolgung psychisch Kranker im Dritten Reich. Seine unermüdlichen Aktivitäten und die erhaltenen Dokumente zeigen, dass deutsche Psychiater sich der Gräueltaten bewusst waren. Jaspersen beweist, dass Widerstand unter einer absoluten Diktatur möglich und in bestimmten Bereichen erfolgreich sein kann. Er informierte den Bischof von Galen, den "Löwen von Münster", über die Verfolgungen, die dieser jedoch erst fast ein Jahr später öffentlich anprangerte. Jaspersens positives Beispiel ist wertvoller als die übliche Hervorhebung des Bösen in Gedenkveranstaltungen. Er musste sich zu Lebzeiten gegen die Nazis wehren und behielt trotzig seine Mitgliedschaft in der NSDAP, um ein Forum zu erhalten. Auch nach seinem Tod sieht sich Jaspersen falschen Anschuldigungen ausgesetzt, wie der Behauptung, er sei ein Freund von Martin Bormann oder Mitglied des antisemitischen „Freikorps Ehrhard“. Diese und andere Fehlinformationen werden im Kapitel über Jaspersens „Nachruhm“ behandelt. In diesem Buch sind alle verfügbaren Dokumente zusammengetragen, die belegen, wie deutsche Psychiater vor den bevorstehenden Unglücken gewarnt wurden. So kann sich jeder ein eigenes Bild von Jaspersens Engagement machen.