Heinrich Heine war nicht zu allen Zeiten ein so kanonisierter und unangefochtener Autor wie heute. Das Buch skizziert sein Leben und Werk, und vor allem seine facettenreiche Wirkung samt ihren weitreichenden Folgen. Dabei muss es sich auf Karl Kraus und sein berühmtes Pamphlet Heine und die Folgen beziehen, auch wenn die dann auszuziehenden Linien der Heineschen Berühmtheit sich verselbständigen. Denkmals- und Musikgeschichte beispielsweise sprechen ihre eigene Sprache, Forschung, Heine-Gesellschaft wie Heine-Institut und die Preise nicht minder.
Das Jahrbuch umfasst Studien über Heine als Visionär, die Sicht der Zensurbehörden auf seine Schriften und andere neue Forschungsergebnisse sowie die Reden zur Verleihung des Heine-Preises 2010 an Simone Veil. Mit Beer Carl Heine und dem Schriftsteller Hermann Schiff werden zwei weniger bekannte Cousins des Dichters vorgestellt.
Als Kaufmannslehrling begann Heinrich Heine seine Laufbahn, 30 Jahre später war er ein Autor von Weltruhm. Mit satirischer Schärfe und berüchtigtem Witz, mit frechem und bisweilen sentimentalem Charme hat er Kritiker gegen sich aufgebracht, Zensoren auf den Plan gerufen – und sein Publikum erobert.
Der Internationale Heinrich-Heine-Kongreß im Mai 1997, organisiert von der Heinrich-Heine-Universität und dem Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf, stellte den wissenschaftlichen Höhepunkt des Heine-Jahres dar. Anlässlich des 200. Geburtstags des Autors diskutierten Heine-Expertinnen und -Experten aus 15 Ländern seine Position zwischen aufklärerischem Fortschrittsglauben und der Skepsis des modernen Intellektuellen. Thematisiert wurden Heines Politikverständnis im Übergang von der französischen Aufklärung zum Frühsozialismus, seine Europaidee im Spannungsfeld von Nationalismus und Kosmopolitismus, die Revolutionsproblematik, seine geschichtsphilosophische Position sowie die Judenemanzipation als „Probierstein“ der Aufklärung. Weitere Aspekte umfassten Mythos und Ironie im literarischen Diskurs, sein Selbstverständnis im Konflikt zwischen Kunstautonomie und „littérature engagée“, die Frage nach seiner Modernität und den Stand der internationalen Heine-Rezeption. Die Beiträge, verfasst von Literaturwissenschaftlern, Philosophen, Historikern und Sozialwissenschaftlern, spiegeln den aktuellen Stand der internationalen Heine-Forschung wider, wobei das jüdische Thema einen Schwerpunkt bildete. Der Band umfasst insgesamt 64 Beiträge und wird durch den vielbeachteten Eröffnungsvortrag des Heine-Preisträgers Wolf Biermann eingeleitet.