Die Entwicklung der Rechtswissenschaft über die letzten zweihundert Jahre wird in diesem Buch umfassend analysiert, insbesondere der gescheiterte Versuch, juristische und sozialwissenschaftliche Ansätze zu vereinen. Lautmann beleuchtet zentrale Debatten und Persönlichkeiten, die die deutsche Rechtsdogmatik prägten, und zeigt auf, wie der Normativismus die Verbindung zur sozialen Realität erschwert hat. Die Darstellung erfolgt chronologisch und thematisch, wobei auch aktuelle Forderungen nach einem stärkeren Bezug zur Lebenswirklichkeit berücksichtigt werden. Das Werk ist sowohl für Juristen als auch für interessierte Laien verständlich.
Beiträge zu Alltag, Stigmatisierung und Verfolgung
203 Seiten
8 Lesestunden
Zwischen 1935 und 1969 wurden rund 100000 Männer nach dem von den Nazis erheblich verschärften Paragrafen 175 zu Gefängnisstrafen verurteilt, ganz zu schweigen von den Folgen der gesellschaftlichen Stigmatisierung für das Leben schwule Männer und lesbische Frauen. Der Band versammelt neuere Beiträge zur Aufarbeitung dieser staatlichen Homosexuellenverfolgung. Bei der NS-Zeit stehen regionale Aspekte im Mittelpunkt, bspw. Unterschiede zwischen Stadt und Land. Für die wird analysiert, wie sich homosexuelles Leben in Ost- und Westdeutschland vollzog und warum es Ende der 1960er-Jahre schließlich zu ersten Strafrechtsreformen kam. Strafverfolgung, Stigmatisierung und Ausgrenzung: staatliche Homosexuellenverfolgung in Deutschland Zwischen 1935 und 1969 wurden rund 100 000 Männer nach dem von den Nazis erheblich verschärften Paragrafen 175 zu Gefängnisstrafen verurteilt. Doch auch die gesellschaftliche Stigmatisierung Homosexueller hatte für das Leben schwuler Männer und lesbischer Frauen erhebliche Konsequenzen. Für die NS-Zeit ist dieses Kapitel der deutschen Zeitgeschichte bis heute nur lückenhaft aufgearbeitet. Noch dürftiger ist der Forschungsstand zur Nachkriegszeit. Der vorliegende Band führt aktuelle Forschungsansätze mit den Ergebnissen ausgewählter Pionierarbeiten zusammen. Dabei geht es um verschiedene Aspekte der Verfolgungspraxis, aber auch darum, warum es Ende der 1960er-Jahre schließlich zu ersten Strafrechtsreformen kam und wie sich die Aufarbeitung der Verfolgung gestaltete. Between 1935 and 1969, around 100,000 men were sentenced to prison under Section 175, which was considerably tightened by the Nazis, not to mention the consequences of social stigmatisation for the lives of gay men and lesbian women. This chapter has only been sketched out incompletely for the Nazi era. The state of research on the post-war period is even poorer. The present volume brings together recent studies to the state persecution of homosexuals. Concerning the Nazi era, regional aspects are the focus of attention, especially differences between urban and rural areas. In the post-war period, the focus is on the question of how homosexual life took place in East and West Germany and why the first reforms of criminal law finally took place at the end of the 1960s.
Das Buch versammelt grundlegende Beiträge zur Soziologie Georg Simmels. Der Philosoph und Mitbegründer der zeitgenössischen Soziologie wird heute allseitig wiederentdeckt. Seine unerreichte Originalität machte ihn um 1900 zum öffentlichen Intellektuellen. Was er damals dachte, wird in dem Band an den aktuellen Diskurs angeschlossen. Legendär sind seine Denkanstöße zu den Themen Individualität, Moral, Religion, Geld, Armut, Großstadt, Geschlechterverhältnis, Liebe, Musik und bildende Kunst. Hier wurde die Grundlage für die Kritik und die ästhetische Theorie der Gesellschaft bis in die Gegenwart geschaffen. Sein Werk strahlte weithin aus, insbesondere nach Frankreich und in die USA. Zwanzig Aufsätze reflektieren diesen unerschöpflichen Klassiker der Moderne. Der Inhalt • Dynamiken des sozialen Lebens• Theorie der Gesellschaft• Intime Verhältnisse• Kulturen der Transzendenz Die Zielgruppen Lehrende, Lernende und Nachdenkende in den Sozial- und Kulturwissenschaften, in Philosophie und Ökonomie Die Herausgeber Dr. Dr. Rüdiger Lautmann war von 1971 bis 2010 als Professor für Allgemeine Soziologie und Rechtssoziologie an der Universität Bremen tätig. Dr. Hanns Wienold war von 1974 bis 2010 Professor für Soziologie an der Universität Münster.
Pionierarbeiten zur Geschichte der Homosexualität und zur Kritik an der Heteronormativität kamen lange von Außenseitern des Wissenschaftsbetriebs. Die Reihe begann mit dem Publizisten Karl Heinrich Ulrichs und dem Medizinalrat Magnus Hirschfeld, wurde fortgesetzt bis zu den Aktivisten der Schwulenbewegung in den 1970er und 1980er Jahren. Erst in neuerer Zeit wenden sich immer mehr etablierte WissenschaftlerInnen diesem Gegenstand zu. In Würdigung ihrer außerakademischen Vorläufer führen hier einige von ihnen ihre Kabinettstückchen vor. Der Band versammelt Anmerkungen zu Magnus Hirschfeld und zu einer „Magnetischen Gesellschaft“, Beiträge über einen homophoben General, einen elsässischen Landgerichtsrat im Besenschrank, einen schwulen amerikanischen Maler in Deutschland, die Jünglingsliebe im alten Islam, das Keuschheitsgelübde eines schwulen Konfirmanden und eine Reihe weiterer Merkwürdigkeiten aus der Homohistorie.
Teilnehmende Beobachtung und entscheidungssoziologische Analyse
Das Buch behandelt ein zentrales Thema der Rechtssoziologie: die Justiz. Die dritte Gewalt im Staate arbeitet ja zurückgezogen und still; sie war bislang für Sozialwissenschaftler nur schwer zugänglich. Der Verfasser konnte die Entscheidungsabläufe ausführlich beobachten. So ist sein Bericht die erste umfassende empirische Analyse der richterlichen Urteilsfindung. Die Entscheidungsstrukturen einer wichtigen politischen Institution werden hier bloßgelegt: „(...) eine bis heute richtungweisende Analyse der Herstellung und Darstellung richterlicher Entscheidungen.“ Stefan Machura 2010: Rechtssoziologie, in: Georg Kneer, Markus Schröer, Handbuch Spezielle Soziologie
Es gibt sie aber doch: eine kulturwissenschaftlich und historisch gesättigte Soziologie vom Sexuellen. Grundlegend ist die Einsicht, dass der Körper durch Ideen zur Erotik, zum Lebensalter, zur Zweigeschlechtlichkeit, Gesundheit usw. gerahmt ist. Kultur gestaltet den Sexualsektor und bindet ihn an Kriterien wie Weltanschauung, Familismus, Beziehungsformen, Privatheit, Normalität usw.
Vorträge und Essays aus fast zwanzig Jahren zeigen einen Autor, der seine sozialwissenschaftliche Homosexualitätsforschung nie im Elfenbeinturm betrieben hat. Lautmann versteht seine Arbeit zum einen als Bindeglied zwischen homosexueller Minderheit und heterosexueller Mehrheit, aber auch als kritische Begleitung der schwulen Emanzipationsbewegung: ein Spagat zwischen Wissenschaft und Subkultur.
Ein kleines, aber wichtiges Buch zum richtigen Zeitpunkt. Hier wird keine "erregte Aufklärung" betrieben und nicht der verständnisheischende Bericht eines "Betroffenen" vorgelegt. Rüdiger Lautmann, Soziologe und Jurist, informiert über das Forschungsvorhaben an der Universität Bremen zur Phänomenologie sexueller Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern. Übersetzt heisst das, es wird die Lebenswirklichkeit von Phädophilen erkundet. Das Buch erscheint in einer Zeit, da über sexuelle Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern nicht diskutiert werden kann, weil Begriffe wie "Missbrauch" und "strukturelle Gewalt" zu Totschlagargumenten geworden sind. Pädophilie hat mit Missbrauch und Inzest nichts zu tun. Eine echte Auseinandersetzung mit dem Thema Missbrauch setzt voraus, dass zumindest als Möglichkeit anerkannt wird, dass es auch anders geartete Beziehungen zwischen den Generationen geben kann. Auf diese passt dann nicht die Rede von struktureller Gewalt. Was bleibt, ist eine "Ungleichzeitigkeit" der Situation, die durch die unterschiedlichen Lebenserfahrungen und sexuellen Wünsche und die unterschiedliche Fähigkeit, diese zu artikulieren, bestimmt ist.