Im Diskurs der Moderne avanciert die Lebensform Christi zu einem zentralen künstlerischen Selbstdeutungstopos. Leid, Selbstzweifel und Vereinsamung des modernen Künstlers sind in ihr ebenso vorgezeichnet wie das Bewusstsein einer exzeptionellen Berufung. Die aristokratischen und sozialrevolutionären, politischen und unpolitischen, ironischen und naiven, androgynen und homoerotischen Persönlichkeitsfacetten, die Jesus von Nazareth um die Jahrhundertwende zugeschrieben werden, disponieren ihn zu einer Spiegelfigur der künstlerischen Existenz. Christus gehöre unter die Dichter, schreibt Oscar Wilde. Thomas Manns Werk entsteht in der Auseinandersetzung mit genuin modernen Spielarten der „Imitatio Christi“ in der „Selbstkreuzigung“ Friedrich Nietzsches, der christologischen Selbststilisierung Gerhart Hauptmanns und anderer zeitgenössischer Schriftsteller. Dass in der unmittelbaren Nachkriegszeit rigoros über die Religiosität oder den Atheismus Thomas Manns gestritten wurde, hat bis heute den Blick auf Präsenz und Funktion christologischer Motive in seinem Werk verstellt. Dieses Buch rückt Thomas Manns erzählerische Christusfigurationen als Form des „Self-Fashioning“ in den Kontext der Moderne.
Friedhelm Marx Bücher






Literatur im Ausnahmezustand
- 324 Seiten
- 12 Lesestunden
The collection explores various dimensions of literary exceptionalism through the lens of Kathrin Röggla's works. It begins with an introduction by F. Marx and J. Schöll, followed by K. Röggla's reflections on empathy, language, and narrative structures. Contributions examine the interplay of stuttering, drumming, and rotation in Röggla's literary exceptionalism, as discussed by E. Kormann. S. Bordemann questions the notion of the sovereign subject in Röggla's precarious prose, while J. Schöll delves into the uncanny spaces within her narratives. M. Paß analyzes the spectral elements in Röggla’s "Normalverdiener," and A. Pontzen critiques neocapitalism and resentment in "Nachtsendung." K. Krauthausen investigates narrative strategies in Röggla's historical engagements, and I. Zirden addresses her dramatic poetics of mobile catastrophes. K. Becker discusses the pervasive silence in Röggla's and Ulrich Peltzer's prose, while A. Bartl offers a workshop report on the literary treatment of the Austrian criminal case of Natascha Kampusch. M. Tabassi reflects on the communicative configuration of crises in Röggla's and Jonas Lüscher's works. R. Parr considers the implications of sovereignty and realism in reading Röggla alongside Carl Schmitt. T. Nusser identifies the present as a state of exception in her oeuvre, I. Hermann presents a reverse diary of Tokyo, and C. Mazellier-Lajarrige discusses the state of exception as a permanent
Wahrheit und Täuschung
- 194 Seiten
- 7 Lesestunden
Literaturwissenschaftler untersuchen das vielfach preisgekrönte literarische und essayistische Werk Jenny Erpenbecks. Jenny Erpenbecks Texte beobachten Menschen bei ihrer unermüdlichen Suche nach Wahrheit - die jedoch stets in der Erkenntnis mündet, dass »die Wahrheit« per se nicht existiert. Stattdessen bleibt jedem Einzelnen nur die Aufdeckung der persönlichen Illusionen und Selbsttäuschungen. So verschwimmen vermeintlich lineare Lebensläufe in Kontingenz, lösen sich Familienbindungen auf, verschwinden Sicherheit und Geborgenheit - immer im Zwischenspiel von individueller Existenz und gesellschaftlich-geschichtlicher Realität. Literaturwissenschaftler gehen diesen verschiedenen Facetten der Wahrheitssuche in Jenny Erpenbecks Werken nach. Mit Beiträgen von Andrea Bartl, Anke Biendarra, Johannes Birgfeld, Jenny Erpenbeck, Carsten Gansel, Iris Hermann, Friedhelm Marx, Georg Mein, Agnes Mueller, Julia Schöll und Ulrike Vedder.
Einblicke in das Werk einer der bedeutendsten Autorinnen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Im Mittelpunkt von Annette Pehnts literarischem Schaffen stehen Figuren, die am Rande des Gewöhnlichen und gesellschaftlich Etablierten agieren. Der Roman »Insel 34« erzählt von einer jungen Frau, die vor der elterlichen Fürsorge auf immer entlegenere und unwirklichere Inseln flieht. In den Romanen »Haus der Schildkröten« und »Mobbing« werden soziale »Inseln« wie Seniorenheime und moderne Arbeitsverhältnisse thematisiert, wobei surreale Momente in der lakonischen Beschreibung gesellschaftlicher Phänomene aufscheinen. Literaturwissenschaftler, Kritiker und Schriftsteller untersuchen die narrative Mehrdimensionalität in Pehnts Werk und widmen sich den Außenseiterfiguren sowie der facettenreichen Auseinandersetzung mit sozialen Herausforderungen. Annette Pehnt leitet den Band mit ihrem Essay »Metapher und Gebet« ein und diskutiert in einem abschließenden Gespräch mit Katja Lange-Müller zentrale Aspekte des Schreibens. Zuletzt erschienen in der Reihe sind Werke über Robert Schindels Poetik des Übersetzens, Wilhelm Genazinos literarisches Werk sowie John von Düffels Erzählungen. Beiträge stammen von Ulf Abraham, Andrea Bartl, Viviana Chilese und weiteren Autoren.
Thomas Manns 'Buddenbrooks' und die Familienromane der Gegenwartsliteratur
- 26 Seiten
- 1 Lesestunde
Erinnern, Vergessen, Erzählen
- 254 Seiten
- 9 Lesestunden
Literaturwissenschaftler, Lektoren, Literaturkritiker und der Autor selbst diskutieren das Zusammenspiel von Erinnern und Vergessen im Werk von Uwe Timm. Uwe Timm, einer der erfolgreichsten deutschen Gegenwartsautoren, thematisiert in seinem literarischen Werk das Verhältnis von Erinnerung und Geschichte, von Gedächtnis und Literatur. Vom ersten Roman »Heißer Sommer« an lassen sich seine Bücher als erzählerische Bearbeitung individueller, familiärer und kollektiv-nationaler Gedächtnisinhalte lesen, füllen Leerstellen des kulturellen Gedächtnisses und lösen dessen prekäre Fixierungen auf. Der Band ist Auftakt der Reihe Poiesis. Standpunkte zur Gegenwartsliteratur, einem Forum poetologischer, literaturwissenschaftlicher und literaturkritischer Beiträge im Kontext der Bamberger Poetikprofessur. Mit Beiträgen von: Andrea Albrecht, Michael Braun, Hans-Peter Ecker, Matteo Galli, Heinz Gockel, Christof Hamann, Martin Hielscher, Oliver Jahraus, Friedhelm Marx, Andreas Meier, Dirk Niefanger, Michael Preis, Julia Schöll, Ulrich Simon und Uwe Timm.
Gerhart Hauptmann
- 403 Seiten
- 15 Lesestunden
Hauptmanns Leben (1862-1946) umfasst die unterschiedlichsten Phasen der deutschen Geschichte wie der Literaturgeschichte. Als „Schnapsbudenrhapsode“ des Naturalismus verunglimpft, avancierte er zum Repräsentanten der Weimarer Republik, um sich schließlich durch prekäre Stellungnahmen in der Nazizeit selbst zu diskreditieren. Friedhelm Marx´ Buch will auf diesem Hintergrund - jenseits von Apologie oder Anklage - einen Beitrag zur Auseinandersetzung mit dem „ganzen“ Hauptmann leisten, mit Dramatik und Epik, mit Früh- und Spätwerk. Eine Darstellung von Hauptmanns Leben ist vorgeschaltet, Abbildungen, Literaturhinweise und Register ergänzen den Band.
Nord- und SüdpolfahrtenLiterarische EntdeckungenDie Anthologie eröffnet literarische Wege ans Ende der Welt. Enthält Texte von Poe, Heym, Hölderlin, Zweig, Atwood.
