Guido Braun beleuchtet die ambivalente Figur Robespierres, der als Jurist und Redner sowohl für Menschenrechte und gegen Sklaverei kämpfte als auch für die "Schreckensherrschaft" verantwortlich war. Die Darstellung zeigt, wie sich die Wahrnehmung Robespierres im Laufe der Geschichte verändert hat.
Kulturgeschichtliche Ansätze zur Erforschung diplomatischer Akteure und Strukturen in der Vormoderne haben aktuell zu Recht Konjunktur. Sie ermöglichen neue thematische Zugänge ebenso wie erhebliche Perspektiverweiterungen. Im Rahmen einer Alltags- und neueren Kulturgeschichte der Diplomatie rückten dabei jüngst lebensweltliche Erfahrungen, mentale Prägungen, soziale und zeremonielle Praktiken diplomatischer Akteure sowie Probleme interkultureller Kommunikation in den Fokus des Forschungsinteresses. Wegweisende Studien folgen hier einem semiotisch-interaktionistischen Kulturverständnis. Dennoch wurden frühneuzeitliche diplomatische Wissenskulturen mit der doppelten Perspektivierung, die ein solcher Zugriff erfordert, einerseits im Hinblick auf kulturelle Prägungen der Akteure und andererseits auf ihre Rolle bei der Wissensproduktion, -transformation und -zirkulation, bislang noch nicht systematisch erforscht. Der vorliegende Band versucht, erste Ansätze und Wege zur Erforschung dieses Problemfeldes aufzuzeigen. Er nähert sich dem Thema anhand von Höfen, Friedenskongressen und Ständeversammlungen (insbesondere Reichstagen) als zentralen Erfahrungsräumen und Orten der Wissensproduktion frühneuzeitlicher Diplomatie.
Die Wahrnehmung des Reiches und der Deutschen durch die römische Kurie im Reformationsjahrhundert (1523-1585)
840 Seiten
30 Lesestunden
"Angesichts der vielen Informationen, die in Rom zusammenströmten, sollte einmal untersucht werden, ob die Päpste tatsächlich die best informierten Monarchen Europas gewesen sind, wie man vermuten möchte“. Dieses Desiderat formulierte vor wenigen Jahren der international renommierte Historiker Wolfgang Reinhard. Wenngleich Rom unstrittig ein Informationsknotenpunkt zumindest für die katholische Welt war, nuancieren jüngere Forschungen ein allzu positives Tableau. Wo läge es – abgesehen von der am Beginn der Neuzeit im Zuge der europäischen Expansion entdeckten „Neuen Welt“ – näher, sich dieser Frage zu stellen als im Lande Luthers und der Reformation, das im 16. Jahrhundert grundlegende Umwälzungen in kirchlich-religiöser, sozialer, kultureller und politischer Hinsicht erfuhr? Die vorliegende Studie setzt hier an. Neben klassischen Feldern wie dem Verhältnis zwischen Papst- und Kaisertum widmet sie sich den Lebens- und Erfahrungswelten päpstlicher Gesandter in Deutschland im Reformationsjahrhundert, etwa ihrer Wahrnehmung von Raum und Zeit, Krankheit und Tod, Geschlechterverhältnissen sowie konfessionellen Differenzerfahrungen, ferner den sprachlichen und kulturellen Translationsleistungen, die Rom im Kontakt mit den Deutschen zu erbringen hatte. In einer doppelten Perspektivierung untersucht sie darüber hinaus Prozesse narrativer Geschichtskonstruktion an der römischen Kurie. Die römisch-kuriale Perzeption des Reiches und der Deutschen erweist sich als unerwartet komplex und facettenreich. In mehrerlei Hinsicht verweisen die in Rom greifbaren Vorstellungen auch im konfessionellen Zeitalter noch auf eine europäische Diskurswelt.
Vormoderne Friedensforschung zeichnet sich durch ein beachtliches zukunftsweisendes Potential aus. Jüngere Forschungsbeiträge haben die Erkenntnismöglichkeiten durch neue Fragestellungen, Analysekategorien und Methoden noch erheblich gesteigert. Dies gilt trotz der erwiesenen „Bellizität“ des Zeitalters. Der praktische und theoretische Beitrag der Frühen Neuzeit zur Friedenssicherung ist auch für die Gegenwart lehrreich. Friedenswahrung war gerade, aber keineswegs ausschließlich aus deutscher Sicht am Beginn der Neuzeit nicht nur ein Problem der äußeren Sicherheit. Analogien bei den Formen und Mechanismen der Friedenswahrung machen einen vergleichenden Blick auf Europa und das Alte Reich besonders lohnend. 16 Friedensforscher nehmen sich in dem Maximilian Lanzinner gewidmeten Buch dieser Aufgabe an und schöpfen dabei größtenteils aus bislang nicht oder kaum bekannten Quellen. Texte, symbolische Praktiken und Visualisierungen des Friedens geraten dabei in den Fokus.
Wie sichert man den Frieden? Diese Frage beschäftigt die Menschen seit Jahrhunderten, insbesondere während der Unsicherheiten des 21. Jahrhunderts und der Konflikte im europäischen Staatensystem, die bereits zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges und des Ancien Régime sowie der Französischen Revolution und des Napoleonischen Zeitalters relevant waren. Der Wunsch nach einem „ewigen Frieden“ wurde in Krisenzeiten immer dringlicher. Während die Friedensstiftung in der Historiographie oft im Fokus steht, wurde die „Kunst des Verhandelns“ zur Friedenssicherung bislang nicht systematisch untersucht. Im 17. Jahrhundert sprach man von „assecuratio pacis“, was die Stabilisierung des Friedens bezeichnete. Obwohl es den Diplomaten nicht gelang, eine dauerhafte Friedensordnung zu etablieren, war ihr Beitrag zur Entwicklung von Konzepten und Mechanismen der Friedenssicherung bemerkenswert. Besonders Frankreich spielte seit den Vorbereitungen zum Westfälischen Frieden von 1648 eine führende Rolle in der Diplomatie und Philosophie Europas. Der Austausch zwischen französischen und deutschen Denkern war intensiv. Der interdisziplinäre Sammelband beleuchtet diese Transfers und die Entwicklung der französischen Politik in Bezug auf das Friedensproblem in Europa vom Westfälischen Frieden bis zum Wiener Kongress, mit Beiträgen von deutschen und französischen Historikern und Philosophen.
Zwischen dem Dreißigjährigen Krieg und der Französischen Revolution erlebte Frankreich einen beispiellosen Aufstieg zur europäischen Großmacht. Guido Braun zeichnet die vielfältigen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich nach. Während das politische Verhältnis durch zahlreiche Kriege geprägt wurde, war die kulturelle Anziehungskraft Frankreichs überragend. Französisch war die Sprache Europas, die Kultur des Hofes von Versailles prägte als Vor- und Gegenbild den europäischen Adel, die Aufklärung breitete sich über die meisten Kulturnationen aus. Aber der Kulturtransfer verlief auch in dieser Zeit keineswegs nur in west-östlicher Richtung. Höchst ambivalent also ist das Verhältnis der beiden Nachbarn, das Politik wie Kultur der damaligen Zeit prägte.