Die Burgunder gehörten zu den Barbarenvölkern, die innerhalb des Imperium Romanum ihre Reiche gründeten, genauer gesagt: Sie gründeten sogar zwei Reiche: das eine am Rhein (413-436), das andere an der Rhône (443-534). Das erste lebt in den blutigen Szenen seines Untergangs im Nibelungenlied fort, das zweite konnte sich ebenfalls nicht behaupten und wurde dem Merowingerreich eingegliedert. Als regnum Burgundiae bildete es neben Austrasien und Neustrien das dritte der fränkischen Teilreiche. Der Landesname Burgund blieb an dem mittelalterlichen Königtum, der Grafschaft und dem Herzogtum, an der Provinz und der heutigen Region Bourgogne haften. Wer waren diese Burgunder? Der Autor verfolgt anhand vieler Quellen ihre Herkunft, Ansiedlung, ihr Verhältnis zu den rivalisierenden Völkern und den west- und oströmischen Kaisern, die Spuren ihrer Kultur und Sprache, ihren Übergang vom Heidentum zum Arianismus bzw. Katholizismus, ihre Assimilation und Integration.
Reinhold Kaiser Bücher






Vor 1500 Jahren starb der Merowingerkonig Chlodwig, der Begrunder des Frankenreichs. Von den Nachfolgereichen des spatantiken Imperium uberdauerte es als einziges die Zeiten. "Miracle historique"? Folge einer frankischen Eroberung des romischen Gallien, eines Schlachtensieges Chlodwigs, eines politischen Machtwechsels oder einer frankischen Landnahme bauerlicher Siedler? Wie gingen die Franken mit den spatantiken Einrichtungen und der uberlieferten materiellen Zivilisation um? Wie entstand in einem polyethnischen Grossreich ein neues frankisches Selbstverstandnis? Wie wurden die Vorstellungen des spatromischen Senatorenadels oder des romanischen Episkopats in eine spezifisch merowingische Kultur integriert? Zeitgenossische Quellen mit deutschen Ubersetzungen, eine historische Einfuhrung und ein Forschungsbericht, der auch die historischen Nachbarwissenschaften Archaologie und Sprachwissenschaft berucksichtigt, sowie ein umfangreiches Literaturverzeichnis geben einen Einblick in den Wandel des Frankenbildes im Laufe der Zeiten. Schliesslich ergibt sich die Frage der Periodisierung: Wann endet die Antike und wann beginnt das Mittelalter?
Trunkenheit und Gewalt im Mittelalter
- 368 Seiten
- 13 Lesestunden
Der übermäßige Genuss von Wein, Bier oder Met war auch im Mittelalter nicht selten Auslöser von Gewalttaten. Die enthemmende und aggressionsfördernde Wirkung von Alkohol stellt eine kriminalgeschichtliche Konstante dar. Dabei lassen sich prägnante historische Unterschiede in den Trinkgewohnheiten, der gesellschaftlichen Akzeptanz von Trunkenheit und der Bewertung von Rauschtaten beobachten. Das Buch von Reinhold Kaiser zeigt, wie im frühen Mittelalter die christlich-antike Weinkultur des Mittelmeerraumes mit den "weinlosen" Trinksitten der Barbaren zusammenstößt. Erst allmählich kommt es zu einer kulturellen Anpassung der barbarisch-heidnischen Gebräuche, insbesondere was das Trinken sozialer Gruppen angeht. Mit Hilfe ritueller Formen des Alkoholgenusses - Minne- und Caritastrinken, convivium (Gastmahl) und potatio (Trinkgelage) - versuchen Kirche, weltliche Obrigkeit und Genossenschaften der Gilden, die gewaltsamen Folgen individuellen und kollektiven Rausches einzudämmen. Wie die Geschichte der Gewalttaten lehrt, ist dies aber nur bedingt geglückt
Verlagsinfo: Band 3 der hochkarätigen Neuen Fischer Weltgeschichte - ein Panorama des frühmittelalterlichen Lebens in Europa und dem Mittelmeerraum. Vom spätantiken Imperium Romanum und den Invasionen fremder Völker bis zum oströmischen Reich unter Justinian, von den Franken und Langobarden bis zu Karl dem Grossen, von Byzanz bis zu den neuen Reichen seit dem Hochmittelalter entfaltet der Band das ganze Panorama Europas vom 4. bis zum 11. Jahrhundert. Dabei gelingt Reinhold Kaiser ausser einer faszinierenden Erzählung auch ein neuer, globaler Blick auf den Kontinent und seine überregionalen Verflechtungen. Themen sind u.a. Handel und Herrschaft, Kirche und Religion, Bildung und Wissenschaft, Bevölkerung und Gesellschaft. Eine Gesamtdarstellung auf höchstem Niveau, die auf lange Sicht Massstäbe setzt
Die ausgehende Antike und das früheste Mittelalter werden oft als Übergangszeit oder „dunkles Zeitalter“ betrachtet. Dennoch wurden in dieser Epoche die Grundlagen für ein europäisches Mittelalter gelegt, das wesentliche Traditionen der christlichen Spätantike und des untergehenden römischen Reiches aufnahm. Der Rahmen für die Symbiose von römischen, christlichen und germanischen Elementen war das von Chlodwig gegründete Merowingerreich in Gallien. Diese Achsenzeit wird von zwei historisch getrennten Disziplinen, der Althistorie und der Mediävistik, gemeinsam untersucht. Reinhold Kaiser stellt deren unterschiedliche Sichtweisen und Methoden sowie die Bedeutung von Archäologie und Sprachwissenschaft für die Erforschung der „Dark Ages“ vor, mit einem Fokus auf Politik, Ereignisse und Verfassung. In der dritten, überarbeiteten Neuauflage reagiert er mit einem neuen Kapitel über „Die Quellen und ihre Erschließung“ auf die Vielzahl neuer Editionen, die den Zugang zum Thema erleichtern. Die quellenarme Zeit des frühen Mittelalters ist geprägt von Kontroversen über die Interpretation der wenigen, oft trüben Quellen. Die Geschichte dieser Zeit ist stark von den Werken Gregors von Tours und „Fredegar“ abhängig. Die literarische Natur der meisten Quellen reflektiert die Kontinuität spätantiker christlicher Bildung sowie die sich wandelnden politischen, religiösen und sozialen Vorstellungen. Das neue Kapitel bietet somit Einblicke in die
Die Franken: Roms Erben und Wegbereiter Europas?
- 187 Seiten
- 7 Lesestunden