In seinen Briefen aus 40 Jahren lassen sich einzelne Aspekte seines Denkens besser verstehen, und man kann anhand seiner Korrespondenz nachvollziehen, was ihn als unabhängigen Geist antrieb, der kein Blatt vor den Mund nahm und den großen Teil des Kulturbetriebs gegen sich aufbrachte. Unfreundliche, lustige, polemische und liebenswerte Briefe u.a. an Wolfram Schütte, Henryk M. Broder, Ulrich Greiner, Hermann L. Gremliza und Konkret, Günther Anders, Oliver Tolmein, Dietmar Dath, Jürgen Elsässer, Götz Aly, Mathias Greffrath, Manfred Bissinger. Vor allem die Briefe in den Knast an Christoph Wackernagel geben Aufschluss über die RAF-Ideologie und die Amnestiekampagne Mitte der achtziger Jahre. Die Briefe an Jan Philipp Reemtsma sind Zeugnisse einer intensiven Auseinandersetzung über Folter, die Mentalität der Wiedervereinigungsdeutschen und die Berechtigung eines internationalen Strafgerichtshofs. Seine Entwicklung vom Journalisten und Sozialwissenschaftler bis hin zum desillusionierten Einsiedler lässt sich am besten an den Briefen an seinen Verleger ablesen, der ihm bis zu seinem Tod freundschaftlich verbunden war.
Wolfgang Pohrt Reihenfolge der Bücher






- 2023
- 2021
Werke Band 8.2
Brothers in Crime
- 2021
Wolfgang Pohrt hielt die beiden Vorträge 1989 und 1992, als sich die Grünen noch für Sirtaki und Kebab begeisterten und die Migranten als Bereicherung der Kultur im eigenen Land empfanden. Zur gleichen Zeit wurden aus dem linksalternativen Milieu immer wieder Stimmen laut, die behaupteten, dass die Türken da rausfielen, »weil wir die eh nie verstanden haben«. Schon damals machte sich die Linke Gedanken, wie man den »Zuzugstrom« in den Griff kriegen könnte, weil man nicht wollte, »daß die ganze BRD ein Industriegürtel à la Sao Paulo wird«. Dieses Phänomen versucht Pohrt vor dem Hintergrund der Bundesrepublik als einer »spätkapitalistischen, nach Einkommen-, Macht- und Statusgruppen segmentierten Industriegesellschaft« zu entschlüsseln.Mit einem Vorwort von Dietmar Dath
- 2021
Werke Band 9
FAQ Frequently Asked Questions 2004
Der 3. Oktober 2003 war einem Berliner Bündnis gegen Antisemitismus und Antizionismus Anlass, eine Veranstaltung mit Pohrt und Broder zu organisieren. Man hatte sich Zuspruch und Bestätigung von ihm erhofft, eindringliche Appelle des Inhalts etwa, dass man nicht nachlassen dürfe im Kampf gegen deutsche Eigenheiten wie Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus etc. Umso größer die Enttäuschung, als Pohrt die aktuelle Gefährlichkeit solcher Feinde und damit die Notwendigkeit des Kampfes gegen sie in Zweifel zog. Was 1989 noch als tragische Wiederholung der Reichsgründung mit allen ihren entsetzlichen Folgen erschienen war, das habe sich, so Pohrt, mittlerweile als Farce entpuppt. Es sei kein Neubeginn für den Nationalstaat, sondern dessen Untergang gewesen, und obendrein dürfe man von einer Bevölkerung, welche sich aus Gründen ihrer Altersstruktur hauptsächlich um den Zahnersatz und die Rente sorgen muss, kaum die Kraft zu außerordentlichen Missetaten erwarten.
- 2020
Werke Band 7
Das Jahr danach, Texte 1990-1992
Das Buch reflektiert das Jahr nach der Wiedervereinigung und untersucht den Wandel des Nationalbewusstseins aus Verbitterung. Es beschreibt den Übergang in eine neue, düstere Welt und thematisiert die Ambivalenz der deutschen Geschichte, insbesondere im Kontext des Spätkapitalismus und der damit verbundenen Dunkelheit.
- 2020
Werke Band 6
Der Weg zur ineren Einheit. Elemente des Massenbewusstseins. BRD 1990
- 2020
Werke Band 8.1
Harte Zeiten. Texte 1992-1997
Wie wenn zwischen der geographischen und der politischen Gestalt ein gesetzmäßiger Zusammenhang bestünde, nahm die Bundesrepublik im Maße, wie sie auf der landkarte wieder mit dem deutschen Reich kongruierte, auch dessen Wesenszüge an. Was als Rückfall in die Vorgeschichte erschien, war die Konsequenz des Fortschritts. Geändert hat sich seither nur, daß die Entwicklung an Stetigkeit gewann, was sie an Dynamik verlor. Sie wurde zum Dauerzustand, dessen Ende nicht in Sicht ist. Der Trend ist stabil, weil es »für das Leiden des Einzelnen wie der Gemeinschaften nur eine Grenze, über die hinaus es nicht mehr weitergeht, gibt: die Vernichtung« (Benjamin). Vernichtung aber bedeutet Arbeit ohne Ende. Je weiter sie fortschreitet, desto langsamer kommt sie voran. Sie stagniert, wenn Krieg, Vertreibung und Verelendung nur noch wenige entkräftete übrigließen, die sich auf ein großes Gebiet verteilen. Dann sorgen die Selbstschutzkräfte der Natur dafür, dass die Menschheit ihr Ziel nicht erreicht, und alles fängt wieder von vorne an. Nichts ist derzeit so sicher wie die Zukunft.
- 2019
Enthält Pohrts theoretisches Hauptwerk »Die Theorie des Gebrauchswerts« (1995), sowie die ursprüngliche Fassung von 1976, seine frühen Texte über »Arbeit und Faulheit« und »Arbeiter und Kleinbürger«, sowie Vorträge über Jugendsoziologie, Sozialisationstheorie, über »Ten Years After« 1967 und über Émile Durkheims Regeln.
- 2019
»Wolfgang Pohrt hatte einmal eine interessante und richtige Entdeckung gemacht, daß nämlich die Grünen und Alternativen nichts weiter als eine Fortsetzung der Wandervogelbewegung mit anderen Mitteln seien. Auch hat Pohrt sich sehr geistreich mit der Friedensbewegung anzulegen verstanden, und da hatte er wohl recht mit der Behauptung, es sei eine typisch deutsche Manie, die ganze Gattung bedroht zu sehen, wenn die eigenen Lebensperspektiven sich ein wenig verengen.« TransAtlantic
