Franz Neumanns „Behemoth“ gilt heute als ein „moderner Klassiker“ der Sozialwissenschaft. 1942, in der Entscheidungsphase des Zweiten Weltkrieges publiziert, war das Buch die erste Gesamtdarstellung Hitler-Deutschlands aus Emigranten-Feder. Die empirische Analyse der vier Säulen der NS-Gesellschaft und die kühne These von der chaotischen Struktur des nationalsozialistischen „Unstaates“, auf die der Name aus der jüdischen Mythologie verweist, sind eine Herausforderung für die historische NS-Forschung geblieben. Das Vorwort von Alfons Söllner zu dieser Neuedition skizziert die Biographie von Franz Neumann als „political scholar“. Das Nachwort von Michael Wildt stellt den „Behemoth“ in den Kontext der internationalen NS-Forschung. »In einem einzigen verblüffenden Aufriss legte Franz Neumann dar, wie sich die gesamte deutsche Gesellschaft unter dem Nationalsozialismus in vier festgefügte, zentra-listisch organisierte Blöcke mit Führerprinzip und je eigener Gesetzgebung, Verwaltung und Gerichtsbarkeit untergliederte. Die vier Hierarchien – Staatsapparat, Armee, Industrie und Partei – konnten unabhängig voneinander arbeiten, ohne dass Gesetze ihre Kreise störten.« Raul Hilberg
Franz L. Neumann Bücher
Franz Leopold Neumann war ein deutsch-jüdischer linker politischer Aktivist, marxistischer Theoretiker und Arbeitsrechtler, der im Exil zu einem Politikwissenschaftler wurde. Er ist am besten für seine theoretischen Analysen des Nationalsozialismus bekannt und bietet tiefgehende Einblicke in totalitäre Systeme und Machtstrukturen. Neumann gilt neben seinen Zeitgenossen als eine Gründungsfigur der modernen Politikwissenschaft in Deutschland. Seine Arbeit untersucht kritisch die Mechanismen der Macht und die Natur autoritärer Regime.






Im Kampf gegen Nazideutschland
Die Berichte der Frankfurter Schule für den amerikanischen Geheimdienst 1943-1949
Während des Zweiten Weltkriegs arbeiteten Franz Neumann, Herbert Marcuse und Otto Kirchheimer, die in den 1930er Jahren vor der nationalsozialistischen Verfolgung ins Exil in die USA geflohen waren, für das Office of Strategic Services, den Vorläufer der CIA. Zwischen 1943 und 1949 versorgten sie die Amerikaner mit umfangreichen Dossiers über das politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben in der NS-Diktatur, über Hitlers Kriegsstrategien und die Rolle des Antisemitismus. Darüber hinaus entwarfen sie Pläne für den Wiederaufbau einer demokratischen Gesellschaft nach dem Zusammenbruch des »Dritten Reichs«. So spielten sie bei der Entwicklung der alliierten Nachkriegspolitik, den Entnazifizierungsprogrammen und der Vorbereitung der Nürnberger Prozesse eine maßgebliche Rolle.



