Das photographische Werk von Bernd Becher (1931–2007) und Hilla Becher (1934–2015) ist seit ihren Anfängen in den 1960er Jahren nicht nur Gegenstand formalästhetischer Diskussionen und Analysen, sondern inzwischen selbst ein unverzichtbarer Bestandteil der jüngeren Kunstgeschichte. Ihr Umgang mit dem Medium Photographie, der sich am Vokabular des Sichtbaren ausrichtet und seinem Thema – der industriellen Architektur – über Jahrzehnte hinweg systematisch treu blieb, begründete eine neue Tradition der Dokumentarphotographie, als deren Initiatoren und Wegbereiter sie heute gelten. Aus Anlass der großen Becher-Retrospektive im New Yorker Metropolitan Museum (Juli bis Oktober 2022) legen wir zwei Klassiker unserer Becher-Edition neu auf: Bernd & Hilla Becher. Leben und Werk von Susanne Lange und Bernd & Hilla Becher. Typologien. Typologien, 2003 als Katalog der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen erschienen, ist inzwischen ein Standardwerk unseres Hauses. Es enthält 130 – und damit nahezu alle existierenden – Zusammenstellungen von Einzelphotographien gleicher Gebäudetypen als Tableaus. Insgesamt zwölf Sachgruppen industrieller Bauten, von Wassertürmen bis Fabrikhallen, bereiteten die Bechers in zahlenmäßig unterschiedlich bestückten Typologien auf. Die so verdichtete Fülle des Materials – alles in allem 1528 Aufnahmen – erlaubt ein vergleichendes Sehen und vereinigt in sich wissenschaftliche Systematik und ästhetische Empirie.
Armin Zweite Bücher






Hrsg. u. Einf. von Zweite, Armin Bildkommentare von Hoberg, Annegret Zahlr. meist farb. Abb. 288 S.
Gerhard Richter, geboren 1932 in Dresden, ist der höchstdotierte und bekannteste zeitgenössische Maler weltweit. Seit seinem Umzug nach Düsseldorf 1961 hat sich seine Kunst immer wieder gewandelt und neue Richtungen eingeschlagen. Er wechselt scheinbar willkürlich Technik, Stil und Motive in seiner Malerei. Sein umfangreiches und komplexes Werk umfasst klassische Gattungen wie Landschaft, Stillleben und Porträt sowie nahezu alle avantgardistischen Strömungen des späten 20. Jahrhunderts, darunter Fotorealismus, Monochromie, Concept Art und großformatige Abstraktionen. Richters Œuvre ist irritierend vielfältig, spiegelt jedoch die Widersprüche und Selbstzweifel eines Künstlers in Zeiten des vermeintlichen Endes der Malerei wider, indem es ständig neue Territorien erschließt. Das Buch bietet eine repräsentative Auswahl von Richters bedeutendsten Werken aus über sechs Jahrzehnten, unabhängig von den Zufälligkeiten des Ausstellungswesens und den fragmentarischen Katalogen. Es entzieht sich auch dem ästhetischen Urteil, das Werkverzeichnisse oft prägt. Die Übersicht zu Gerhard Richter schließt an die bereits erschienenen Werksübersichten zu Joseph Beuys und Cy Twombly an. Armin Zweite, langjähriger Leiter der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen und Freund des Künstlers, hat den einführenden Text verfasst und die Werkauswahl verantwortet.
Alle Welt kennt Richard Avedon (1923–2004) als hochkarätigen Modefotografen.Doch verstand er sich immer auch als freier, aufgeklärter Künstler, der sich mitgroßer Hingabe der Porträtfotografie verpflichtete. Abseits der Modewelt schufAvedon ein Œuvre von epochalem Rang, das einfühlsam und entlarvend zweierleifesthält: die Elite Amerikas und ihr Gegenteil. Zwischen 1969 und 1971 schuf Avedon vier monumentale, vielfigurige Wandbilder mit Porträtsvon Aktivisten der Friedens- und Bürgerrechtsbewegung, Allen Ginsbergs Familie, Andy WarholsFactory und Funktionären des Vietnamkriegs. Exemplarisch stehen sie für die zentralen Themenin Avedons Porträtwerk. Seine Empathie, sein Blick für das Unverwechselbare sowie sein poli -tisches und soziales Engagement kennzeichnen auch Avedons Bücher Observations, NothingPersonal und In the American West. Bildnisse von Künstlern, Bürgerrechtlern, Farmern undArbeitern, aber auch erschütternde Aufnahmen aus der Psychatrie spiegeln hier ungeschminktdas Spektrum menschlichen Seins. 00Exhibition:Museum Brandhurst, München (18.07-09.11.2014).
Franz Roh - magischer Realist
Künstler und Publizist 1890-1965
Franz Roh war Kunsthistoriker, Publizist und Künstler. Als einflussreicher Förderer der Avantgarde und Verfasser von kunsthistorischen Standardwerken wie Nach-Expressionismus aus dem Jahr 1925, in dem er den Begriff ”Magischer Realismus“ einführte, ist Franz Roh vielen ein Begriff. Weniger bekannt ist der Umfang und Reichtum des künstlerischen Werkes von Franz Roh, der mit Kollegen wie George Grosz, Kurt Schwitters, Willi Baumeister, Jan Tschichold und Max Ernst in engem Austausch stand. Seit den 1920er Jahren widmete sich Franz Roh immer wieder seinem beliebten Medium, der Papiercollage. Spielerisch und auf den kalkulierten Zufall bauend, zerlegte er über vier Jahrzehnte vorgegebenes Material und überführte es in überraschende Bildwelten – von witzig bis grotesk, von skurril bis surreal. Mit seinen Darstellungen reagierte er meist verschlüsselt und subtil auf die Verwerfungen und Widersprüche eines Zeitraums, der Weimarer Republik, Drittes Reich und Nachkriegszeit umfasst. Dieser Band mit einer Auswahl an größtenteils unveröffentlichten Collagen sowie Texten von und über Franz Roh ist eine Hommage an eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die Wissenschaft, Kritik und Kunst zu verbinden wusste.
Gerhard Richter - Silikat
- 78 Seiten
- 3 Lesestunden