Lieder aus dem Rinnstein
Ediert von Heiner Boehncke und Hans Sarkowicz






Ediert von Heiner Boehncke und Hans Sarkowicz
Szenen und Reportagen 1904-1908
Berlin zur Jahrhundertwende: eine Weltstadt im Werden. Hier treffen Warenhäuser, Sportereignisse und ausschweifendes Nachtleben, aber auch Armut, Kriminalität und Prostitution aufeinander. Der Journalist und Schriftststeller Hans Ostwald schickt Milieukenner in alle Winkel, um "aus dem vollen Leben heraus" zu berichten - und so die rasante Entwicklung der Spreemetropole in der Schriftenreihe "Großstadt-Dokumente" festzuhalten. - Thomas Böhm hat Hans Ostwald, den Chronisten des frühen Berlins, wiederentdeckt und aus Tausenden von Seiten der "Großstadt-Dokumente" eine Auswahl getroffen, die ein schillerndes Panorama aus ebenso rauen wie poetischen Momenten des modernen Großstadtlebens entstehen lässt
Dieses Buch schildert das Leben in den düsteren Ecken und anrüchigen Etablissements Berlins um 1900. Selbst als Arbeiterkind im Wedding aufgewachsen, begegnet Ostwald den sozial Gestrandeten auf Augenhöhe und möchte Einblick in ihr Leben und ihren Alltag geben. Dabei geht es ihm vor allem darum, ein lebendiges und authentisches Bild zu zeichnen, das dokumentiert, nicht wertet. 'Dunkle Winkel' erschien erstmals als Band 1 der 1904 in Angriff genommenen 'Großstadt-Dokumente', die sich dem zwielichtigen Berlin zuwandten.
Wir alle hören und sprechen jeden Tag Worte, die wir nicht in der Schule gelernt haben und die wir in keinem Wörterbuch finden. Viele dieser Ausdrücke entstammen der Umgangs- oder Gossensprache, Worte, die von Gaunern, Vagabunden, Handwerksburschen oder Dirnen Einzug in die deutsche Sprache gefunden haben. Hier finden wir vieles wieder, was heute noch wie selbstverständlich zu unserem täglichen Sprachgebrauch. Ein amüsantes und außergewöhnliches Lexikon der anderen Art.
Neuausgabe einer zuerst 1927 erschienenen Sammlung von Anekdoten, Zitaten, Versen und Spruchweisheiten, die den Witz des Urberliners dokumentieren.
Ein autobiographischer Roman
Für die 1928 erschienene Ausgabe von „Vagabunden“ warb der Verlag: „Vagabunden: das sind die wandernden Handwerksburschen, die Kunden, die Tippelbrüder, die Entgleisten.“ Hans Ostwald schildert in diesem Roman das Leben dieser Menschen anschaulich und wirklichkeitsgetreu. Er verklärt die Armen nicht, sondern vermittelt eine leise Klage und Anklage durch das Werk. Ostwalds Buch fand auch Jahrzehnte nach der Erstausgabe 1900 großes Interesse an einer Parallelwelt, deren Existenz bekannt, der Kontakt zu den Menschen jedoch gemieden wurde. Diese Welt der Landstreicher, ein Begriff für die „mittellosen Menschen ohne festen Wohnsitz“, hatte eine über Generationen weitergegebene Sprache entwickelt. Begriffe wie Klinken putzen oder Kohldampf schieben fanden sogar Eingang in die allgemeine Umgangssprache. „Vagabunden“ geriet in Vergessenheit, doch heute leben wieder vermehrt arme Menschen sichtbar auf den Straßen. Die hergebrachten Ausdrücke für die bettelnden Armen kommen den Bürgern wieder in den Sinn. Obwohl der Sozialstaat in Deutschland das Existenzminimum garantiert, erschreckt die Lektüre des Buches, da viele Probleme, Verhaltensweisen und Überlebensstrategien nach wie vor aktuell sind. Dies zeigt sich auch in der Sprache der Vagabunden, der Ostwald viel Aufmerksamkeit schenkt, indem er ihre wichtigsten Ausdrücke verwendet und in Klammern übersetzt.