Klaus Briegleb, ein Experte der Heine-Forschung, hat eine Auswahl von Heinrich Heines besten Gedichten zusammengestellt, die sich von der gängigen Auffassung von Ironie abheben. Die Sammlung umfasst späte sowie weniger bekannte Werke und wird anlässlich des Heine-Jahres 2006 in ansprechender Gestaltung neu aufgelegt.
Klaus Brieglebs Buch beleuchtet Heinrich Heines modernes, philosophisch durchdachtes Judentum und seine biblisch-historische Gedächtniskunst. Durch akribische Textlektüre wird Heines Schreibweise als zentrale Botschaft erkennbar, wobei das Judentum als Hauptquelle seines Werkes hervorgehoben wird, beginnend mit dem Text „Shylock“.
Nach 20 Jahren Gruppe 47, Manifesten und Wahlhilfe für die parlamentarische Opposition seien die geschichtliche Erinnerungstätigkeit und Schreibweise der literarischen Intelligenz in Westdeutschland, so meinten viele ihrer Vertreter selber, von den Ereignissen in Berlin 1966/67 zum ersten Kassensturz nach 1945 genötigt worden: »die Kasse war leer« (H. M. Enzensberger). Das vorliegende Buch untersucht diesen und andere Debattenkerne um 1968. Es geht erstmals systematisch den Spuren der Nähe nach, in der literarische und rebellische Oppositionshaltungen, alte und neue, damals aktuell sich entdeckten. In welcher Vielfalt dramatisch ausagierter Widersprüche und komplizierter Wechselwirkungen und Entfernungen dies geschah, ist weitgehend in Vergessenheit gebracht. Gegen dieses Vergessen, ebenso wie gegen die Mythisierung der Revolte, schreibt das Buch an. Seine essayistische Schreibweise verbindet einen fragend-analytischen Umgang mit dem Material – auf eine ebensolche Lektüreweise bauend – mit einer Fülle von ›punktuellen‹ Rekonstruktionen, die den Szenen und Situationen, den Tumulten und Kapriolen gelten, die nach Walter Benjamins schönem Begriff vom Organcharakter der Literaturgeschichte Bilder sind, in denen die fortgeschriebenen Konflikte zwischen ›Politik‹ und ›Literatur‹, ›Geschichte‹ und Reflexionskultur‹ heute wieder erkennbar sind.
Die sozialgeschichtliche Konstellation der Literatur um 1968 ist geprägt von Ungleichzeitigkeiten und Widersprüchen. Viele Trends und Programme, wie die konkret-sprachliche experimentelle Textarbeit, die Beschreibungsliteratur und die Lyrik, liefen wie unbeirrt weiter. Andere Gattungen wurden neu kreiert oder wiederentdeckt und dem etablierten Kulturbetrieb entgegengesetzt, wie das Straßentheater, das neue Hörspiel und der neue Surrealismus. Schließlich wurde gleichzeitig an einer großen Literatur gearbeitet, die mit den Themen beschäftigt war, die zu den typischen der 68er-Bewegung gezählt werden.
Das ›Thema‹ dieses Buches stellt den Blick auf den Versuch ein, die Geschichte des NS-Faschismus als gegenwärtige zu begreifen. Das Gegenstandsfeld ist Sprache. Eine politische Philologie würde ihre Geschichte-aufschreibende Tätigkeit von vornherein nach der weltabgewandten Seite hin verkürzen, wenn ihr am Gegenstand Dichtung die Empfindung für die Gewalt politik verlorenginge, die mit Sprache im technischen Zeitalter gemacht wird und auf soziale Zustimmung dabei stößt. Diese Empfindung kann sie aber auch in eine feindliche Stellung gegen die Sprachpolitik und ihre national-identifikatorischen Ziele bringen. Dies ist in den Versuchen dieses Buches zu vermeiden gesucht.
Wo steht Heinrich Heine? In diesem Buch wird nicht abermals versucht, seine ›wahre Position‹ in seiner Zeit zu bestimmen. Viel mehr als zwischen solchen Positionen verirrt sich Heines Schreibweise zwischen Kindsein und Gott-Konkurrenz, Kinder- und Schöpfungsliedern, ironischem Sich-klein-Machen und wahnsinnigen Sarkasmen, Sinnlichkeit und Spiritualismus. Dieser Beobachtung geht Briegleb nach und entziffert Heines ›biblische Schreibweise‹, von der aus sich die grandiosen Vorstellungsstrukturen erschließen, in denen sich seine Schriften bewegen.