Machiavelli entwirft die Figur des modernen Herrschers im Spannungsverhältnis von Macht und Schein. Nichts sein – alles scheinen wird zur Bedingung für Erwerb und Erhalt von Macht. Dabei ist Machiavellis Entdeckung und Nutzung der Perspektive für das Wesen des Politischen entscheidend. Unter die Perspektive diffuser Beobachter geraten, wird Herrschaft von der Inszenierung abhängig. Macht ohne Schein scheitert wie Schein ohne Macht. Es schlägt die Stunde der Medien. Sie arbeiten am Schein. Durch präzise Textanalyse wird der «Fürst» als komplexe Kunstfigur sichtbar. Machiavellis berühmtester Text wie sein umfangreiches Gesamtwerk aus Prosa und Poesie ist nur mittels Ästhetik und Rhetorik zu verstehen. Es zeigt den kritischen Humanisten und gewandten Politiker als Meister vieler literarischer Formen, mit denen er von Jugend an vertraut wurde.
Dirk Hoeges Bücher


Ende der zwanziger Jahre kam es zwischen dem Romanisten Ernst Robert Curtius und dem Wissenssoziologen Karl Mannheim zu einer heftigen Kontroverse über die Aufgaben der Sozial- und Geisteswissenschaften. Sie verschärfte sich rasch zu einer wissenschaftspolitisc& n Auseinandersetzung, die, direkt oder indirekt, in den Schriften anderer bedeutender Wissenschaftler nachhallte oder fortschwelte. Diese Debatte wird jetzt zum erstenmal systematisch dargestellt, in ihren Motiven und Folgen beschrieben. Der Literaturwissenschaftler Dirk Hoeges analysiert die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen, die sich in dem Wortgefecht der beiden Gelehrten spiegelten, und macht sie noch einmal in ihrer ganzen Brisanz und Widersprüchlichkeit lebendig: Wissenschaftsgeschichte als Geschichte vergeudeter oder verwirkter intellektueller Hoffnungen.