Moshe Zimmermann hat die Situation der deutschen Juden von der rechtlichen Ausgrenzung über die „Arisierung“ bis hin zum sozialen und physischen Tod umfassend analysiert. Er beschreibt auch das Schicksal deutscher Juden in den Ghettos im Osten und in den Ländern der Emigration sowie das Fortbestehen einer deutsch-jüdischen Kultur (in der Heimat wie im Exil). Die vielfältigen Gruppierungen im deutschen Judentum konfrontiert er mit dem rassistischen Judenbild der Nazis. So kommt er zu differenzierten Urteilen über Solidarität, jüdischen Widerstand und Kollaboration, über die Rolle der Reichsvereinigung der Juden, Leo Baecks u. a. Dieses Standardwerk stützt sich auf amtliche Dokumente, Tagebücher, Briefe, Erinnerungen und spätere Aussage vor Gericht.
Moshe Zimmermann beleuchtet die Rolle der deutschen Juden als integralen Bestandteil der deutschen Gesellschaft bis zur nationalsozialistischen Rassengesetzgebung 1935. Er kritisiert die isolierte Betrachtung der jüdischen Geschichte und betont die Wechselbeziehungen zwischen Juden und Nicht-Juden, während er die schleichende Marginalisierung des deutschen Judentums vor 1933 thematisiert.
Israel am Scheideweg | Nominiert für den Deutschen Sachbuchpreis 2024
Der immerwährende Krieg – und wie er enden könnteVon Generation zu Generation wird der Krieg in Palästina weitergetragen. Nach der jüngsten und schlimmsten Eskalation durch den Terrorangriff der Hamas macht sich Hoffnungslosigkeit Wird das immer so weitergehen? Nein, sagt Moshe Zimmermann, der große liberale Historiker. Schonungslos – und nicht ohne Bitterkeit – benennt er zunächst die Schuldigen an der Da ist die Hamas, die Gewalt als einziges Mittel der Politik sieht und Israel auslöschen will. Da sind aber auch die jüdischen Siedler, die alle Israelis in Mithaftung nehmen für ihre radikale Politik, die Land und Leben der arabischen Palästinenser bedroht. Und da ist die rechte Regierung in Israel, die den Konflikt schürt, statt ihn zu dämpfen.Daraus folgt, so Zimmermann, der Weg zur Lösung: Abkehr von der Siedlungspolitik, Abkehr von der bisherigen Politik in Gaza, Abkehr vom Islamismus, Hinwendung zur Zweistaatenlösung, verstärkte Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft. Juden und Araber müssen Palästina, diesen kleinen Streifen Land, untereinander aufteilen und miteinander leben – oder sie werden miteinander sterben.
Quo vadis, Israel? Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern verschärft sich seit Jahren. Moshe Zimmermann zeigt auf, dass die israelische Gesellschaft ihr kostbarstes Gut, den demokratisch legitimierten Staat, zu zerstören droht. Er erklärt die historischen Hintergründe und aktuellen Folgen einer Politik, die den Teufelskreis von Gewalt und Gegengewalt nicht durchbrechen kann.
Seit 1945 führt bei der Darstellung deutscher und deutsch-jüdischer Geschichte am Thema des Judenhasses kein Weg mehr vorbei. Auch wenn bis 1933 für Juden und ihre deutsche Umwelt der Judenhaß keineswegs im Mittelpunkt ihrer Beziehungen und ihres Selbstverständnisses stand, machte das schreckliche Ende des deutschen und europäischen Judentums im „Dritten Reich“ den Haß auf die Juden zum Angelpunkt des historischen Rückblicks. Und weil 1945 nicht zum „Ende der Geschichte“ geworden ist, behält dieser Angelpunkt seine Aktualität bis heute bei. Er ist das Thema von Moshe Zimmermanns neuem Buch zur deutsch-jüdischen Beziehungsgeschichte. Juden, die vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert in Deutschland lebten, wurden nach und nach zu deutschen Juden, bis ihnen das nationalsozialistische Regime 1933 diese Bezeichnung absprach. Die Prozesse der Emanzipation und Integration, die aus Juden in Deutschland deutsche Juden machten, veranlaßten die dieser Entwicklung reserviert gegenüberstehenden Kräfte, ihren Judenhaß zu modernisieren bzw. den jeweils neuen Zeitumständen anzupassen. So kam es zur Erfindung und Verbreitung des Begriffes „Antisemitismus“; so wurden die wirtschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Entwicklungen zum Nährboden für neue Argumente: Vorwürfe, Juden trügen die Schuld am Kapitalismus und am Klassenkampf oder seien für eine „Verjudung“ der Kultur verantwortlich, führen zu neuartigen „Lösungsvorschlägen“ der sogenannten „Judenfrage“, an die dann die „Endlösung“ der Nationalsozialisten anknüpfen konnte. Deutsche Juden waren gezwungen, sich mit dem Phänomen des Judenhasses auseinanderzusetzen, wenn sie die Argumente der Antisemiten widerlegen und den wachsenden Antisemitismus bekämpfen wollten. So wiesen sie auf die Vorteile der Judenemanzipation für die ganze Gesellschaft hin oder versuchten, die Auswanderung osteuropäischer Juden von Deutschland weg nach Amerika und nach Zion – ins Land Israel – zu lenken. Im Zionismus entstand ihnen eine Alternative zu Emanzipation und Integration. Die Auseinandersetzung war dabei wesentlich von den jeweiligen Zukunftserwartungen verschiedener Epochen bestimmt, denen in diesem Band besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Der Umstand, daß der „Antisemitismus“ wie auch seine Argumente in der Zeit nach 1945 ihre Relevanz verloren hatten, konnte dem Phänomen des Judenhasses – auch in Deutschland – allerdings kein Ende setzen. Und bis in die Gegenwart hinein bleibt auch die Korrelation von Antisemitismus und Zionismus hochaktuell. Das Buch spiegelt 25 Jahre intensiver Forschungstätigkeit des Verfassers. Die in diesem Zeitraum in unterschiedlichen Sprachen veröffentlichten und für diesen Band überarbeiteten und aktualisierten Beiträge fügen sich zu einem Resümee des Themas Judenhaß
„Der Unterschied zwischen euch deutschen und uns polnischen Juden“, erklärte mir einmal mein Doktorvater, der damalige Doyen der israelischen Historiker, Jacob Talmon, „liegt darin, daß ihr zur nichtjüdischen deutschen Kultur von unten nach oben hinaufgeschaut habt, während wir auf die polnische Kultur von oben nach unten hinabgeschaut haben.“ Diese Worte fielen im Jahre 1972, lange nach 1933, lange nach 1945. Und natürlich verbarg sich hinter dem hinabschauenden „Wir“ für Jacob Talmon (früher Fleischer), der 1916 in polnischen Landen geboren worden war, eher ein konkretes Kollektiv als für mich, den 1943 in Jerusalem geborenen Sohn deutscher Juden. Talmons Worte verraten viel über die Beziehungen zwischen den „Jeckes“, den „echten deutschen Juden“, und den „Ostjuden“ in der Diaspora oder auch später in Israel. Sie sind eine prägnante Aussage über die Nachhaltigkeit jüdischer Identitäten, vor allem aber über das Idealbild der sogenannten deutsch-jüdischen Symbiose und deren Klischees.
Tradierte Verbindungen, traumatisierende Erinnerungen: Israels gespaltenes Verhältnis zur deutschen Geschichte. Nur eine Minderheit der jüdischen Bevölkerung Israels stammt aus Deutschland, aber bis heute prägen mitgebrachte Traditionen und Werte dieser Minderheit die israelische Gesellschaft. Moshe Zimmermann analysiert die deutschen Einflüsse an den Beispielen Jugendbewegung, Militarismus und Sport. Die geopolitische Entwicklung des Staates Israel nimmt er zum Anlass für einen vergleichenden Blick auf die deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert: Nicht erst die Zeit des Nationalsozialismus, sondern bereits die »Urkatastrophe« des Ersten Weltkriegs war für das Gebiet des heutigen Israel und seine Bewohner eine prägende Erfahrung. Im Mittelpunkt der Betrachtung deutscher Einflüsse auf die Geschichte und Gegenwart Israels steht freilich die Erinnerung an die Shoah und die Frage nach einer »Normalisierung« der Beziehungen. In einem abschließenden Gespräch reflektiert Moshe Zimmermann über seine Rolle als Historiker, politischer Kommentator und Fußballexperte zwischen Deutschland und Israel.
Herausragende Wissenschaftler und Zeitzeugen gehen der Geschichte und Kultur der deutschsprachigen Juden nach. Dank seiner Autoren und seines facettenreichen Themenspektrums ist dieses Buch konkurrenzlos und für all diejenigen unverzichtbar, die sich mit der deutsch-jüdischen Geschichte beschäftigen.