Die Coronakrise wirkt als Seismograph der gegenwärtigen Gesellschaft. Die Widersprüche und Pathologien werden unmittelbar sichtbar und insbesondere die gesellschaftsprägende Kraft der Digitalisierung führt deutlich vor Augen, dass Gestaltung das Gebot der Stunde ist. Durch die Pandemie werden Verunsicherungen gesteigert, ökonomisch-soziale Verwerfungen verschärft und individuelle Enttäuschungen produziert. Der neue Blickwinkel kann aber auch positive Funktionen haben und den Diskurs zu sozialen Innovationen beleben. Hierzu gehört die Revitalisierung staatlicher Interventionen, die ebenfalls bei Transformationsprojekten wie der Energiewende oder den demografischen Herausforderungen gefordert ist. Die Pandemie kann so als Beschleuniger von Prozessen gesehen werden, die sich bereits im Wandel befinden. Hierzu zählt auch der Wertigkeitsverlust marktlicher Regulierungen. Die Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft wie auch wirtschaftliche Wertschöpfungen hängen von einer funktionierenden staatlichen Infrastruktur und öffentlicher Daseinsvorsorge ab. Die Relevanz eines schützenden Staates und zivilgesellschaftlicher Organisationsformen, wie sie sich etwa in den solidarischen Hilfen manifestierten, sind als Narrative anerkannt. Deshalb dürften Neujustierungen der zentralen Steuerungsressourcen Zivilgesellschaft, Staat und Markt Auftrieb erfahren.
Rolf G. Heinze Bücher






Die vorliegende Publikation erweitert konstitutiv das Diskursfeld zum Thema Grundeinkommen, lotet die Möglichkeiten einer Einführung sowie Chancen und Risiken ab. Obwohl alle visionären Vorschläge zum Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) zumindest in demokratisch verfassten Wohlfahrtsstaaten bislang politisch nicht umgesetzt wurden, wurde die Frage nach der Umsetzung bzw. den Gelingensbedingungen und der Identifizierung möglicher Blockaden nur am Rande behandelt. Auch jüngste Veröffentlichungen zu einem BGE weisen diese politisch-institutionelle „Blindheit“ auf und thematisieren zu wenig die Gründe für das bisherige Scheitern. Ohne eine Überführungsstrategie wird die Idee in Deutschland aber aufgrund einer solchen Implementierungsnaivität scheitern. Im Buch wird deshalb der Diskussionsstand zum Grundeinkommen insofern weiterentwickelt, dass eine Einbindung in wohlfahrtsstaatliche Entwicklungsverläufe und aktuelle Herausforderungen für die „Sicherung der sozialen Sicherung“ vorgenommen wird. Zudem wird anknüpfend an den „stillen“ Wandel zum sozialinvestiven Staat eine sozialwissenschaftliche Einordnung bislang visionär erscheinender garantistischer Elemente eines Grundeinkommensmodells vorgenommen.
Die Berliner Räterepublik
- 210 Seiten
- 8 Lesestunden
Expertenkommissionen, Beiräte und Bündnisse prägen nachdrücklich die gegenwärtige Regierungspolitik. Im Sommer 2002 soll durch die „Hartz-Kommission“ sogar die längst überfällige Arbeitsmarktreform eingeleitet werden. Sind wir also auf dem Weg in eine neue „Berliner Räterepublik“ und einen kooperativen Staat? Im vorliegenden Buch wird der Formwandel der Politik in Richtung Verhandlungsnetzwerke und Konsensrunden im internationalen Kontext anhand einzelner Politikfelder untersucht und die Folgewirkungen für die parlamentarische Demokratie und das Parteien- und Verbändesystem diskutiert. Abschließend werden Überlegungen für eine Modernisierung des „Standortes Deutschland“ und eine „unternehmerische Bürgergesellschaft“ vorgestellt.
Vom Wohlfahrtsstaat zum Wettbewerbsstaat
Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik in den 90er Jahren
Der Wohlfahrtsstaat hat sich in der letzten Zeit zu einem regelrechten „Renner“ in den Medien gemausert. Große Wirtschaftsblätter bringen Reportagen über Dänemark oder die Niederlande, Zeitungen plazieren Serien über Umbauten oder geplante Renovierungen im Gebäude des Sozialstaats. Wohlfahrtsstaaten werden jedoch nicht nur in einen weltweiten Standortwettbewerb hineingezogen, sondern spüren ihre internen Probleme stärker als je zuvor: Ein Wettbewerb der Ideen in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik ist gefragt, und hier setzt auch das Buch an. Warum nicht neue Ansätze, die bislang im deutschen Repertoire fehlen, ausprobieren und einen Wettbewerb der Konzepte entfachen? Der Weg vom „Wohlfahrtsstaat zum Wettbewerbsstaat“ läßt sozialpolitische Errungenschaften nicht zurück, sondern fordert politische Diskussionen über einen zukunftsorientierten und leistungsfähigen Wohlfahrtsstaat, der auch für die Ökonomie bedeutsamer ist, als manche Vereinfacher derzeit wahrhaben wollen. Der neugierige Blick über den Tellerrand schärft den Sinn dafür, daß es nicht den europäischen Wohlfahrtsstaat gibt und auch kein vorzeigbares Modell mehr wie einst in Schweden oder Deutschland, sondern eine Vielzahl variierender Teil-Lösungen. Das Buch stellt der deutschen Wohlfahrtsstaatentradition und -diskussion ausländische Beispiele aktueller Reformbemühungen gegenüber.
Formen der Eigenarbeit
Theorie, Empirie, Vorschläge
InhaltsverzeichnisI. Der empirische Wissensstand über organisierte Eigenarbeit.Die Rolle der privaten Haushalte im Prozeß der Wohlfahrtsproduktion.Wohlfahrtsproduktion durch Erwerbs- und Eigenarbeit — Partizipation, Wohlfahrtsgewinne und Motivationsstruktur.Eigenleistungen, Zeit und Unabhängigkeit.Informelle Arbeit bei Industriearbeitern.Die Bedeutung von informeller Ökonomie und Eigenarbeit bei Dauerarbeitslosigkeit.II. Internationale Erfahrungen und Beispiele.„Unbezahlte Arbeit“ in den Sozialen Diensten.Service Credits: Eine neue Währung für den Wohlfahrtsstaat.Nebenwährung als Sozialvertrag: Kanadische Erfahrungen mit dem „Local Employment and Trading System“ (LETS).Verteilungswirkungen informeller Arbeit.III. Normative, ordnungs- und steuerungspolitische Fragen und Entwicklungsperspektiven.Für einen erweiterten gewerkschaftlichen Arbeitsbegriff — Angebotsorientierung und Eigenarbeit.Allein wer Zugang zum Beruf hat, ist frei, sich für Eigenarbeit zu entscheiden.Die Helferrückwirkung. Was profitiert der Helfer von seiner Hilfeleistung?.Selbstorganisation in der Nachbarschaft. Ein Modellprojekt zur Institutionalisierung von Eigenarbeit.Förderung und Unterstützung freiwilliger sozialer Tätigkeiten — eine neue Aufgabe für den Sozialstaat?.Autorenverzeichnis.
InhaltsverzeichnisVorbemerkung und Einführung.I. Der Sozialstaat in der Kritik: Veränderte Rahmenbedingungen und neue sozialpolitische Perspektiven.„Neue Subsidiarität“ — Zum soziologischen und politischen Gehalt eines aktuellen sozialpolitischen Konzepts.Steuerungsprobleme der Sozialpolitik.Die neue Macht des Schicksals. Zur Ordnungspolitik des Sozialstaats.II. Historische Einordnung des Subsidiaritätsprinzips.Subsidiarität und Selbsthilfe — Entwicklungslinien in der Sozialstaatsdiskussion und heutige Aktualität.Stabilität, Pluralität und Reflexivität sozialer Verbindlichkeit. Zur subsidiären Ordnung sozialer Dienste.Subsidiarität und Bürokratie in kirchlichen Verbänden — Eine historischgenetische Problemskizze.III. Die aktuelle ordnungspolitische Debatte.Subsidiarität — Lösung für sozialpolitische Probleme der Gegenwart.Selbsthilfe zwischen Sozialabbau und Selbstbestimmung.Subsidiaritätsprinzip, Neue Subsidiarität und Nachbarschaftshilfe.Ideologie und Realität bundesdeutscher Familienpolitik.Kommunale Sozialpolitik in der Finanzkrise: Abwehr- und Ausgleichsstrategien.IV. Zur Zukunft des Sozialstaats — Neue Formen der Produktion sozialer Dienste.Subsidiarität als staatswirtschaftliche Strategie.„Ehrenamtliche“ als Entwicklungspotential der verbandlichen Sozialarbeit?.„Neue Subsidiaritätspolitik“ — Abschied vom Sozialstaat oder Entfaltung autonomer Lebensstile?.Zukunftswege der Industriegesellschaft: Ausbau der ‚Einbahnstraße‘ oder Umbau zur ‚Zweibahnstraße‘?.V. Autorenverzeichnis.