Perspectives in moral science
- 504 Seiten
- 18 Lesestunden






„Es ist der beste deutsche Beitrag zur theoretischen Soziologie, den ich seit langer Zeit gelesen habe.“Erich Weede in Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 1996, S. 762 „Der Gedankengang des Buches ist klar und überzeugend. Insbesondere die Passagen darüber, was universalistische Normen auszeichnet, und über die Bedingungen, unter denen die Orientierung an universalistischen Normen gelernt werden kann, verdienen es, sozialwissenschaftliches Gemeingut zu werden.“Reinhard Zintl in Associations 1998, S. 294 f. „Das Buch von Baurmann entwickelt mit Bedacht und auf hohem Niveau einen rechts- und staatstheoretischen, soziologisch fundierten Lösungsvorschlag für eine aktuelle, viel diskutierte Problematik. ... Gegenüber manchen modischen Verfallszenarien wirkt der Ansatz Baurmanns ... erfrischend und ermutigend ...“Gerhard Dilcher in Neue Juristische Wochenschrift 1998, S. 3692 „Dem, der die ökonomische Theorie der sozialen Ordnung auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit erleben möchte, ... wird mit diesem ausgeklügelten Festival des Kontrafaktischen viel geboten.“Wolfgang Kersting in Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 29.4.1997, S. 12
Es gibt in der Strafrechtswissenschaft die Tradition und auch vielleicht die Notwendigkeit, bestimmte Fragestellungen und Probleme mit Hilfe anderer Disziplinen zu bearbeiten und zu lösen. Das nützt der Rechtswissenschaft, er möglicht aber auch diesen anderen Disziplinen einen Zugang zur Praxis und praktischen Wirksamkeit, den viele von ihnen sonst kaum erhalten könnte- das gilt insbesondere für philosophische Theorien. Ich möchte hier versuchen, an diese Tradition anzuknüpfen und werde im folgenden einige Schnittpunkte der Strafrechtswissenschaft mit Themen der Philosophie und Sozialwissen schaft zum Gegenstand der Untersuchung machen. In diesem Zusammenhang geht es mir auch um den Nachweis, daß die modernen Ansätze in der analytisch orientierten Sozialphilosophie und Ethik nicht zwangsläufig sozialtechnologi sche und behavioristische Konzeptionen favorisieren müssen und daß Argu mente für Freiheit und Gerechtigkeit keine Domäne der traditionellen Philo sophie sind, die vor allem in der deutschen Rechtswissenschaft oft immer noch als einzige Partnerin akzeptiert wird. Der Versuch, interdisziplinär zu arbeiten, ist von zahlreichen Gefahren be droht, eine davon hängt zusammen mit der ungemütlichen Alternative, entwe der von den Vertretern der jeweiligen Einzeldisziplin den Vorwurf zu hören, man habe sich in ihrem Fach nur dilettantisch und amateurhaft bewegt oder aber - wenn man diesem Vorwurf glücklich entgangen sein sollte - auf Ver ständnislosigkeit und Langeweile zu stoßen, wenn die jeweils fremde Thema tik behandelt wird. Nun kann man zwar nicht beiden Alternativen entgehen, aber man hat eine faire Chance, von beiden betroffen zu werden.
Das ambitionierte Vorhaben dieses Bandes besteht darin, das Verständnis von sozialen Normen als Instrumente der Wertverwirklichung aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven zu erweitern. Werte sind für das Selbstverständnis von Individuen und Kollektiven konstitutiv und vermitteln sowohl dem Einzelnen als auch Gemeinschaften substantielle Ziele und verbindliche Orientierungen. Soziale Normen spielen eine zentrale Rolle, indem sie dazu motivieren, in Übereinstimmung mit Werten zu handeln. Die Theorien und Erkenntnisse der Philosophie, Ökonomik, Politikwissenschaft, Soziologie und Rechtswissenschaft werden in einem interdisziplinären Dialog diskutiert. Auf konzeptueller Ebene erörtern die Beiträge das Verhältnis zwischen Moral und Konventionen, sozialen Normen, Sanktionen und Recht sowie das Zusammenspiel von Verhaltens- und Bewertungsnormen. Die Entstehung, Erhaltung und Evolution von Normen werden empirisch durch experimentelle Studien, Rational Choice Ansätze und Simulationsmodelle untersucht. Im Kontext kollektiver Entscheidungen und gesellschaftlichen Wandels wird die Wechselwirkung zwischen individuellen und sozialen Werten thematisiert. Ein abschließender Beitrag thematisiert die Bedeutung sozialer Normen bei der Bewältigung schwerwiegenden Unrechts. Der Band umfasst Beiträge und Kommentare, die auf der Konferenz „Normen und Werte“ am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF), Universität Bielefeld, vom 8.