Es waren die oft schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse in ihrer Heimat, die seit dem Mittelalter zahlreiche Tiroler immer wieder dazu bewegten, zeitweise oder dauernd ihr Glück in der Ferne zu suchen. Und für viele von ihnen lohnte es sich. Schon bald waren die Tiroler aus dem ambulanten Handel Mitteleuropas nicht mehr wegzudenken, zeitweise wurde der Ausdruck Tiroler sogar für den Wanderhändler allgemein verwendet. Die Imster Vogelhändler und Grödener Holzschnitzer waren legendär, aber auch Eisenwaren aus dem Stubai oder Handschuhe aus dem Zillertal wurden begehrte Handelswaren, die man weit über die Grenzen Tirols hinaus schätzte. Daneben gab es Marktschreier und Glasträger, Teppichhändler, Kaminkehrer und Wurzelgräber uvm. Zu Fuß, mit Karren oder Schlitten, in Kraxen, Bauchläden oder Körben transportierten die Männer und Frauen ihre Güter über Flüsse und Pässe in die nahen und fernen Handelszentren und brachten von dort gleich neue, attraktive Waren mit. Mit unerschöpflicher Sach- und Detailkenntnis entführt der Historiker Büchner in die abenteuerliche Welt dieser fahrenden Händler, die über lange Zeit hin die Gesellschaft und Wirtschaft des Landes mitgeprägt haben. So legt er mit seinem Buch ein wichtiges Kapitel Tiroler Wirtschaftsgeschichte und im speziellen die erste umfassende Geschichte des Tiroler Wanderhandels vom Mittelalter bis in die Neuzeit vor. Illustriert wird sie durch zahlreiche seltene historische Aufnahmen, welche die oft wundersame Welt der Marktfahrer, Straßenhändler und Hausierer für alle Interessierten wieder lebendig werden lassen.
Robert Buchner Bücher




Mehrere Boten vom Arlberg sammelten bis 1416 im Süden des Reiches und entlang des Rheins von Basel bis Köln und Aachen Gelder, um den Unterhalt des 1386 gegründeten Hospizes zu St. Christoph auf dem Arlberg zu sichern. Ein Buch mit dem Wappen, Namen und Beitrag der Spender war ihr Beglaubigungsmittel. Das «Münchner Boten- und Wappenbuch vom Arlberg» (850 Wappen) deckt als Sammelbezirk Südtirol, die damaligen östlichen Erbländer der Habsburger und Teile Niederbayerns ab. Der oft ausführliche Kommentar lässt die Zahl der im Text erwähnten Namen auf doppelt so viele Personen (1900) und Orte (900) steigen und erfasst gerade auch jene Bürger (Wien, Wiener Neustadt, Enns und Passau) und kleinen Adligen, die sonst für die Zeit um 1400 schlecht oder gar nicht dokumentiert sind.
Tiroler Wanderhändler
- 400 Seiten
- 14 Lesestunden
Faszinierende Einblicke in ein fast vergessenes Gewerbe Ab dem späten Mittelalter verließen zahlreiche Tiroler auf Grund der sich verschlechternden wirtschaftlichen Verhältnisse ihre Heimat, um zumindest zeitweise als Marktfahrer, Straßenhändler oder Hausierer in der Ferne ihr Glück zu suchen. Schon bald waren die Tiroler aus dem ambulanten Handel Mitteleuropas nicht mehr wegzudenken. In diesem Buch wird das Phänomen des Tiroler Wanderhandels erstmals in all seinen Facetten untersucht. Die Lebenswelten jener, die aus Armut und Not heraus ihre angestammten Siedlungsgebiete (z. B. Zillertal, Gröden, Val Tesino, Lechtal) verlassen mussten, werden dabei ebenso beschrieben wie bevorzugte Handelsrouten und –plätze sowie Art der gehandelten Waren. Robert Büchner versteht es meisterhaft, seinen Lesern Einblick in ein Gewerbe zu geben, das die Tiroler Gesellschaft über Jahrhunderte entscheidend mitprägte und heute schon fast in Vergessenheit geraten ist.