Psychedelik und Pop, Avantgarde-Musik, Drogen und Minimal Art, Politik und Antipolitik – Diedrich Diederichsens Texte zur Kunst bewegen sich souverän in solchen Konstellationen und legen gerade dadurch Kontinuitäten und Brüche frei, die einer kanonfixierten Kunstgeschichte entgehen. Welche Wandlungen hat etwa ein Minimalismus-Begriff durchlaufen, der sich nicht nur von LaMonte Young über Philipp Glass bis hin zu heutigen Electronica zieht, sondern auch die Kunst zum Beispiel eines Frank Stella umschließt? Hat die Gruppe SPUR nicht bereits Ende der Fünfziger die Aporien offengelegt, die die heutige Debatte um die 'Künstlerkritik' umkreist? Und hat unter LSD nicht jedes Pissoir die Dignität eines Kunstwerkes? Diederichsens Aufsätze sind nicht einfach versammelte Gelegenheitstexte, sie setzen sich bezugsreich zusammen zu einer faszinierenden Geschichte der Gegenwartskunst seit den Fünfzigern.
Diedrich Diederichsen Bücher
Diedrich Diederichsen gehört zu den renommiertesten Intellektuellen Deutschlands und bewegt sich an der Schnittstelle von Kunst, Politik und Popkultur. Sein Schreiben spiegelt eine Vielzahl von Einflüssen wider, darunter Poststrukturalismus, Marxismus und Beatliteratur. Diederichsen thematisiert häufig das Spannungsfeld zwischen Subjektivität, Identitätspolitik und der Kulturindustrie in der postfordistischen Gesellschaft. In seinen Texten verbindet er persönliche Erfahrungen mit Zeitgeist, Biografie und Geschichte und bietet so eine einzigartige Perspektive auf die zeitgenössische Kultur.






Why I got into art
- 22 Seiten
- 1 Lesestunde
Über Pop-Musik
- 468 Seiten
- 17 Lesestunden
Diedrich Diederichsen regt mit seinem neuen Werk über Pop-Musik zum Nachdenken an und stellt bestehende Überzeugungen in Frage. Er argumentiert, dass Pop-Musik nicht nur Musik ist, sondern vielmehr ein komplexes Geflecht aus Vorstellungen, Wünschen und Versprechungen, das tiefere Signale transportiert. Pop fungiert als Raum für Posen, Pakte, Totems und Tabubrüche. Diederichsen stützt seine Argumente auf Semiotik, Soziologie sowie die Geschichte und Gegenwart der Pop-Kultur, einschließlich Jazz, Kino und Oper. Sein Buch ist einzigartig in der Art und Weise, wie es die Vielgestaltigkeit des Phänomens Pop erfasst und sowohl Theodor W. Adorno als auch Congo Ashanti Roy einbezieht. Darüber hinaus ist es sehr persönlich, da Diederichsen immer wieder auf seine eigenen Erfahrungen zurückgreift. Sein prägendes Erlebnis war ein Konzert des Bluesrockers Johnny Winter, das für viele, die nach dem Zweiten Weltkrieg aufwuchsen, eine ähnliche Bedeutung hatte. Pop hat für sie das Unausgesprochene greifbar gemacht: „dass es etwas gibt. Nicht, wovon Winter heulte, war wichtig, sondern dass in komischen Geräuschen ein Weg zur Welt war.“
Berlin-Mitte is die Mitte der neuen Hauptstadt, des neuen Deutschland, und gleichzeitig ist es das schwarze Loch der Subkulturen. Alles, was in den letzten Jahrzehnten an neuen Lebensformen, Glückstechniken, Musikrichtungen und politischen Aktivismen entstanden ist, wird angesogen und verschwindet in frisch getünchten Szene-Lokalen und den lezten Resten elektronischer Utopien. So könnte man heute die Geschichte deutscher und internationaler Gegenkulturen beschreiben, findet Diedrich Diederichsen. Der ehemals Ostberliner Stadtteil vereinigt dabei alle Eigenschaften eines kommerzialisierten Alternativszenen-Themenparks auf sich. Die beiden zentralen Themen von Diedrich Diederichsens neuem Buch sind Stadtpolitik und Pop-Kultur, die für den Autor mehr miteinender zu tun haben, als man denkt, Stadtdiskussion, neuer Architekturdiskurs, Drogenpolitik und die Vertreibung unerwünschter Personen von öffentlichen Plätzen einerseits und die inflationäre Rede von Pop in allen Medien und Zusammenhängen sind für Diedrich Diederichsen Anlaβ für seine spezifische Form der Zeitdiagnose.
Freiheit macht arm
- 283 Seiten
- 10 Lesestunden
Schwarze Musik und weiße Hörer – Guy Debord – Deep Freeze Mice – Mikropolitik – Völkische Vernunftkritiker und spirituelle Reaktionäre: Syberberg und Botho Strauß – RAF und Punk Rock – KLF – Cecil Taylor – Louis B. Farrakhan – Last Poets – Adorno – Eleganz des Widerstands – Neue Rechte: »Spiegel« – Politically Correct – Otis Redding – Ezra Pound – Peter Weiss – Woodstock – Groove – Ice-T – Die L. A. Rebellion – Brecht – Public Enemy – Katrin Krabbe – Sex Pistols – The Kids are not alright/Vol. IV – Identität, Differenz, Nation – Henry Louis Gates jr. – Rostock – Kerouac, Dylan, Grateful Dead – Fehlfarben – Kafka – Ice Cube – Black Flag – Virtueller Maoismus – The Melvins – Hubert Fichte – Produktive Mißverständnisse – »The White Negro« – In Zungen reden – Wohlfahrtsausschüsse
Weitere Referenten der Veranstaltung waren der New Yorker Cyber-Kritiker Mark Dery, Sun Ra-Biograph John Szweed, Greg Tate (Village Voice und Autor von Flyboy In The Buttermilk), Bahiyy Maroon, Edward George vom "Black Audio Film Collective", die Künstlerin Renee Green, der Freiburger Science-Fiction Spezialist Dietmar Dath, die Baseler Wissenschaftskritikerin Barbara Kirchner, sowie die Spex Autoren Tobias Nagl und Ralph Christoph. Die Vorträge, die in englischer Sprache gehalten wurden, sind für diesen Band überarbeitet und ins Deutsche übersetzt worden.
Diedrich Diederichsen leistet in seinem neuen Buch eine überfällige Arbeit. Er beschreibt und analysiert die Geschichte eines Begriffs, der in Deutschland zur Keule im politischen Nahkampf geworden ist: Political Correctness. Zum einen wird die kuriose Geschichte dieses Begriffs in den Debatten der letzten Jahre über Politik, Moral etc. rekonstruiert, zum anderen seine Ursprungsgeschichte in den Vereinigten Staaten. Auf diesem Hintergrund fragt der Autor in einem letzten Teil, welche neuen Ansätze linker Theorien jenseits der Verdrehungen und Funktionalisierungen den Begriff “Political Correctness” bezeichnen könnte, wenn nicht als leeres Schlagwort zur Denunziation jeglicher moralischer Haltung in der Politik benutzt würde.

