Helmut Wiegand beschreibt und analysiert an ausgewählten Beispielen die Entwicklung des Theaters der Unterdrückten seit Beginn der achtziger Jahre. Er nimmt dabei kritisch und fundiert Bezug auf die Diffusion und Rezeption der Theatermethode Boals in Deutschland. Er erwähnt an zahlreichen Stellen seine eigenen Erfahrungen mit dem Theater der Unterdrückten, das er in Seminaren, Projekten und in der Fremdsprachenpädagogik seit 1989 anwendet. Helmut Wiegand war es wichtig, an einigen Stellen der Arbeit Rezipienten der Theatermethode zu Wort kommen zu lassen. So wurde beispielsweise eine größere Forumtheaterveranstaltung mit ca. 180 SchülerInnen, die 1993 in Mittelhessen stattfand, von ihm mittels eines Fragebogens ausgewertet. Zwei gesonderte Kapitel zeichnen die Arbeit des Zentrums des Theaters der Unterdrückten in Paris sowie das Legislative Theater in Rio de Janeiro nach. Eine Schwerpunktsetzung der Arbeit ist die reflexive Auseinandersetzung mit dem Forumtheater über lerntheoretische Betrachtungen, aber auch die Konvergenzen und Divergenzen des emanzipatorischen Theateransatzes mit dem Psychodrama finden eingehend Beachtung. Wie das Theater der Unterdrückten in einigen Aspekten Parallelen zum Theater der mittelalterlichen Wanderbühnen aufweist, darüber handelt ein weiteres Kapitel über die Förderung des spontanen Lachens in Seminaren und Veranstaltungen des Theaters der Unterdrückten.
Helmut Wiegand Bücher



Das Theater der Unterdrückten erlebt in Deutschland eine Renaissance, nachdem es jahrelang in sozialpädagogischen Nischen verschwand. Die emanzipatorische Theatermethode, die in sich Kunst, Selbsterfahrung und psycho-soziales sowie (sozial-) politisches Probehandeln miteinander verbindet, will benachteiligten, diskriminierten oder sonstwie unterdrückten Menschen theatrale Ausdrucksmittel übereignen. Die Übertragung von Problemen in die ästhetische Theaterarbeit eröffnet Möglichkeiten der Distanzierung und schafft gedankliche und emotionale Freiräume für die Veränderungen im Alltag oder für gewaltfreie Aktionsformen. Der Sammelband bietet den Leser/innen Beispiele der Umsetzung dieser Idee, die Partei ergreift, anhand von Projekt-, Gruppen- und Workshopberichten im deutschen und europäischen Kontext. Es finden sich auch grundsätzliche Beiträge, u. a. werden die Rolle des Humors sowie partizipative Ansätze im Forumtheater und Aktionstheaterformen diskutiert. Ein weiterer Schwerpunkt des Buches ist die Darstellung der Theater-Arbeit im interkulturellen Kontext. Mehrere Beiträge aus anderen Ländern zeigen, wie verbreitet die Methode ist und wie vernetzt Praktiker/innen in einigen anderen europäischen Ländern (Beispiele: Holland, Österreich, Italien, Kroatien) mit ihr arbeiten.