Die Sportwissenschaft der Humboldt-Universität präsentiert den Schlussbericht des Projekts „Translating Doping“. Der Fokus liegt auf der unzureichenden Berücksichtigung von Kindern und Jugendlichen. Neue ethische Argumente für Doping-Verbote und eine transdisziplinäre „Kontrollkultur“ sollen das Verhältnis von individueller Freiheit und sportlichen Regeln neu definieren.
Die vieldiskutierte Studie der Berliner Humboldt-Universität liegt jetzt erstmals vollständig vor. Wie wurde im westdeutschen Sport der siebziger und achtziger Jahre gedopt? Dazu gibt diese Untersuchung fundierte Einblicke. Die Autoren belegen mithilfe zahlreicher Dokumente und Zeitzeugeninterviews: Es existierte ein systemisches Zusammenwirken führender Sportmediziner und Sportfunktionäre, obwohl ihnen die Gefahren des Dopings bekannt waren. Dopingbekämpfung wurde verhindert, auf Dopingverweigerer Druck ausgeübt. Die Finanzierung der anwendungsorientierten Dopingforschung erfolgte auch durch ein dem Bundesinnenministerium unterstelltes wissenschaftliches Institut und damit aus öffentlichen Mitteln. Auch durch die Diskussion ethischer und rechtlicher Aspekte bietet die Studie eine völlig neue Sicht auf die westdeutsche Dopingpraxis.
Die Beiträge gehen auf das durch den DOSB initiierte und mit Mitteln des BISp geförderte Forschungsprojekt „Doping in Deutschland von 1950 bis heute aus historisch-soziologischer Sicht im Kontext ethischer Legitimation“ zurück. „Doping in Deutschland: Geschichte, Recht, Ethik (1950-1972)“ präsentiert Arbeitsergebnisse der Forschungsgruppe an der Humboldt-Universität zu Berlin: Rechtliche (Yasmin Wisniewska) und geschichtliche Aspekte des Dopings (Erik Eggers, Giselher Spitzer), Doping und Dopingkontrollen im bundesdeutschen Fußball (Erik Eggers) sowie ethische Aspekte des Dopings in der präanabolen und anabolen Phase von 1950 bis 1972 (Holger J. Schnell).
Das Ministerium für Staatssicherheit und der DDR-Spitzensport
701 Seiten
25 Lesestunden
Der in Berlin und Odense lehrende Privatdozent Giselher Spitzer hat für den Sportausschuss des Deutschen Bundestages im BISp-Auftrag die Schattenseiten des DDR-Sports analysiert: Der Staatssicherheitsdienst, von Bürgerrechtlern „Stasi“ genannt, zielte auf totale Kontrolle und Durchherrschung. Sie hatte ihr Netz über 100.000 Personen im Spitzensport, deren Freunde und Familienangehörige ausgespannt. Dargestellt werden sportbezogene Aufgaben und Ziele des DDR-Geheimdienstes sowie erstmals die Auslandsspionage gegen das „Operationsgebiet“, die Bundesrepublik Deutschland. Motive und Spielraum der Akteure in diesem bezahlten und unbezahlten Überwachungsapparat werden dargelegt. Die Verheimlichung des Zwangsdopings als Hauptaufgabe der Geheimpolizei wird berücksichtigt, wobei erstmals die Effektivität unangemeldeter Trainingskontrollen empirisch belegt wird. Auf den Textteil mit neun Hauptkapiteln folgt ein ausführlicher Dokumententeil, um auf gesicherter wissenschaftlicher Basis und für jeden Interessierten überprüfbar in diesem schwierigen Gebiet deutscher Geschichte argumentieren zu können.
Der neue Band der Schiftenreihe „Sportentwicklungen in Deutschland“ beschäftigt sich mit der Entwicklung der Sportlandschaft in der ehemaligen DDR und geht dabei speziell auf die dortige Behandlung des Breiten- und Leistungssports in Fußball und Triathlon ein. Neben der allgemein bekannten, verhängnisvollen Integration des Dopings in die Trainingspläne wird auch die Sonderrolle des Fußballsports in der DDR thematisiert. Das Buch hilft, einen Einblick zu gewinnen, welche Möglichkeiten der Individualisierung, aber auch welche Grenzen im sportlichen Bereich das sozialistische System für den dort lebenden Sportler bedeutet hat. Alle Beiträge sind Ergebnisse fundierter und kritischer Untersuchungen der Sportwissenschaft und tragen dazu bei, die Sportentwicklung der DDR einer sport- und sozialpolitischen Diskussion zuzuführen.